Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Überfahrt dargestellt hatte.
»Er hat da nicht viel erzählt. Nur, dass … na ja, es sei ein Glücksfall gewesen, er hätte mit einem großen Segler reisen können.«
Lizzie schnaubte. Dann erzählte sie von David Parsley. Eine etwas entschärfte Version für den Jungen, aber Kathleen und Claire konnten sich den Rest zusammenreimen.
»Dein Vater war deshalb sehr böse mit mir«, gestand Lizzie am Schluss. »Er mag niemanden betrügen. Aber Mr. Parsley ist sicher nichts passiert – außer dass alle ihn ausgelacht haben. Er musste die Reise nicht mal selbst bezahlen, das tat seine Firma für ihn oder seine Auftraggeber. Und ich konnte Michael doch nicht ertrinken lassen.«
»Ich finde das sehr nobel von Ihnen!«, erklärte Sean. »Dass Sie ihn mitgenommen haben, meine ich. Die Passage für David Parsleys Ehefrau war ja ein Risiko. Wenn jetzt kein Platz mehr auf dem Schiff gewesen wäre, hätten Sie dableiben müssen, und man hätte Sie geschnappt!«
»Das Billet war auf Parsleys Namen ausgestellt«, erklärte Lizzie.
Sean nickte. »Aber Sie hätten es umschreiben lassen können.«
Daran hatte Lizzie noch gar nicht gedacht. Aber es stimmte. Sie war keinesfalls auf ein Entgegenkommen Michaels angewiesen gewesen. Gegenseitige Dankbarkeit war überflüssig! Die Heldin dieser Geschichte war allein Lizzie! Sie fühlte das mana in sich wachsen.
»Ich wollte einfach nicht ohne ihn fahren«, gab sie schließlich zu.
Claire und Kathleen hinter der Tür sahen einander an. Claire sprach es nicht aus, aber Kathleen meinte fast, die Bemerkung »Nur eine alte Freundin« hören zu können.
Sean grinste. »Ganz schön verliebt!«, sagte er frech.
Lizzie errötete.
»Und wie war das damals in Irland?«, fragte der Junge. »Die Sache, wegen der man meinen Vater nach Van-Diemens-Land schickte? Trevallions Korn?«
Lizzie zuckte die Achseln. »Da musst du deine Mutter fragen. Ich hab ihn erst auf dem Schiff kennen gelernt.«
»Aber Mom erzählt mir nichts«, beschwerte sich Sean. »Jedenfalls nichts, was einen Sinn ergibt. Ebensowenig wie mein Vater. Hat er das Korn denn nun verteilt oder verkauft oder …«
»Also, wenn ich es richtig verstanden haben, diente es zum Whiskeybrennen«, antwortete Lizzie mit Gemütsruhe. »Illegal natürlich. Für ein paar Säcke Korn kriegt man keine Passage nach Amerika.«
Kathleen und Claire schnappten nach Luft. Für Claire war die Geschichte neu, Kathleen war tief beschämt. Sie hätte Sean das nie erzählt. Was sollte er von seinem Vater denken? Aber zu ihrer Überraschung begann Sean zu lachen. So sehr, dass seine neue, tiefe Stimme dem Heiterkeitsanfall nicht standhielt, sondern das sonst fast schon sonore Lachen zu einem hohen Kieksen wurde.
»Mein Vater, der irische Freiheitsheld, hat während der Hungersnot Whiskey gebrannt? Das muss ich Reverend Peter erzählen! Das ist die beste Geschichte, die ich je gehört hab!«
Kathleen dachte überrascht und dankbar an all die Stunden, die ihr Sohn mit Peter Burton verbracht hatte und in denen er ihm nicht nur ein tiefes Gefühl für Gerechtigkeit, sondern auch Sinn für Humor und Respekt vor echten Husarenstücken vermittelt hatte. Es stimmte, Peter würde sich über Michaels »Freiheitskampf« köstlich amüsieren.
»Gebrannt«, korrigierte Lizzie, »hat Michael den Whiskey erst später. In Irland machte das seine Familie. Aber in Kaikoura hatten wir einen Pub.«
Kathleen fand, dass die Zeit nun reif war, dazuzustoßen. Sie lächelte und öffnete die Tür zum Salon. »Entschuldigen Sie, dass ich so hereinplatze, Miss Portland. Ich bin eben nach Hause gekommen. Und das würde ich auch gern hören!«
Michael dachte nicht ernstlich an ein Geschäft in Dunedin. Natürlich ließ er sich die Möglichkeiten kurz durch den Kopf gehen, während er in langsamem Tempo zurück in die Stadt und dann in sein Hotel ritt. Aber im Grunde graute es ihm schon vor einem Handel oder einem Lokal, wenn er sich nur den Papierkram vor Augen hielt. Natürlich hatte er in Mount Fyffe Run mit Kauf und Verkauf von Schafen zu tun gehabt, aber die Bücher hatte George immer selbst geführt. In ihrem Pub in Kaikoura hatte das Lizzie getan. Michael war nur für die praktischen Dinge zuständig gewesen, und er hatte auch nicht vor, sich da zu ändern. Natürlich: Das mit den verschiedenen Wollqualitäten bei Schafen und ihre Wichtigkeit fürs Verspinnen der Vliese sah er ein, und er war bereit zu lernen. Er konnte Ställe bauen und abdichten, und er traute sich
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