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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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erregte. Heiraten! Ehrbar werden! Frei sein, Kinder haben … Gut, sie liebte Jeremiah nicht, aber er war gutmütig. Bislang hatte sie nie gesehen, dass er die Gefangenen schlug oder auch nur unfreundlich behandelte. Eine Ehe mit ihm wäre mehr, als ein Mädchen wie sie sich je erträumen konnte. Und dazu eigenes Land, ein eigenes Haus … Dennoch war Lizzie erleichtert darüber, dass sie dies zumindest nicht gleich entscheiden musste. In ein paar Jahren mochte Jeremiah anders darüber denken.
    Den dunkelhaarigen Mann mit den blauen Augen und dem zerschundenen Rücken nämlich … den konnte sie einfach nicht vergessen. Sie dachte immerzu an ihn – und hoffte nur, keinen Verdacht zu erregen, als sie Jeremiah bat, noch einmal nach den Kranken sehen zu dürfen, bevor er sie wieder unter Deck brachte.
    Wie erhofft blieb Jeremiah vor dem abgetrennten Deckbereich zurück, auf dem die Fiebernden untergebracht waren. Die Wärter fürchteten sich genauso vor Ansteckung wie die Häftlinge. Zum Glück war ihm der Gedanke, sich das Fieber auch über den Kontakt mit Lizzie holen zu können, bislang noch nicht gekommen.
    Lizzie trat ans Lager des jungen Iren und erschrak. Er zitterte nicht mehr und rührte sich auch sonst nicht. Aber dann sah sie, dass er die Augen geöffnet hatte und in den Sternenhimmel spähte, ebenso wie sie noch wenige Minuten zuvor. Sie fühlte sich ihm spontan verbunden.
    »Ganz fremd, Kathleen …«, sagte er leise, fast tonlos. »Der Himmel … Hab gedacht, ich guck runter … aber ich guck rauf … in den Himmel über dem Himmel … komisch, Kathleen …«
    Lizzie sah, dass sein Gesicht noch glühte. Er fieberte und fantasierte, aber er sah die gleichen Sterne, die sie verzauberten.
    »Du bist nicht im Himmel!«, flüsterte sie. »Nur fast in Australien. Es sind unsere Sterne … und schau – der Mond!« Jegliche Förmlichkeit schien ihr in diesem Augenblick unangebracht.
    Die schmale Mondsichel schob sich eben über den tiefdunkelblauen Horizont.
    »Ich bin auch nicht Kathleen«, stellte Lizzie dann klar; es klang fast etwas traurig. »Ich bin Lizzie. Lizzie Owens … Elizabeth …«
    Der Mann lächelte schwach, er tastete nach ihrer Hand. »Du bist schön, Kathleen …«, wisperte er. »Schöner als all die Sterne …«
    Lizzie verzichtete auf weitere Richtigstellungen. Sie hätte gern seinen Namen gewusst. Und sie wäre so gern schön gewesen …

K APITEL 4
    Kathleens und Ian Coltranes Überfahrt nach Neuseeland verlief außerordentlich ruhig. Abgesehen von einem Sturm beim Kap der Guten Hoffnung und ein paar Tagen Flaute im Kalmengürtel gab es keine Zwischenfälle. Kathleen hätte die Reise fast genießen können.
    Natürlich litt sie wie alle anderen an der drangvollen Enge im Zwischendeck – für dreizehn Pfund pro Person konnte man allerdings auch keinen Luxus verlangen. Ian und Kathleen teilten eine Kabine mit einem Ehepaar und dessen zwei Kindern, einem weinerlichen Mädchen und einem frechen kleinen Jungen, der stets kicherte oder Kommentare dazu gab, wenn Ian oder sein Vater ihre ehelichen Rechte einforderten. Kathleen und der jungen, schon verhärmt wirkenden Mrs. Browning war es unangenehm, vor den Kindern und den anderen Leuten mit ihren Männern zu schlafen, aber weder Ian noch Mr. Browning hatten, was das anbetraf, irgendwelche Hemmungen.
    Auch das Deck der Primrose war nicht dicht, das Wasser schwappte hier ebenso in die Unterkünfte der ärmeren Passagiere wie auf den Gefängnisschiffen. Immerhin waren die sanitären Bedingungen ein wenig besser – es gab auch auf dem Zwischendeck Aborte. Leider zu wenig für alle Passagiere, sodass sie oft überliefen und dann gereinigt werden mussten. Das Essen war einfach und kam meist ausgekühlt im Zwischendeck an, aber es sättigte.
    Die halb verhungerten Iren verstanden nicht, warum die Engländer über die Unzulänglichkeiten der Küche schimpften. Viele von ihnen aßen sich zum ersten Mal seit Jahren täglich satt. Überhaupt sorgten die Iren für Stimmung an Bord, nachdem der erste Abschiedsschmerz überwunden war. Viele Männer hatten Flöten, Fiedeln und Harmonikas mitgebracht und spielten bei Nacht zum Tanz auf; die Mädchen und Frauen sangen die Lieder der alten Heimat. Kathleen musste stets an Michael denken. Niemand spielte die Fiedel so schön wie er, und sie meinte immer seine tiefe Stimme zu hören, wenn er für sie sang.
    Als der Atlantik schließlich hinter ihnen lag – und damit auch der Ärger mit klammer Kleidung und

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