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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Freiheit. Unter den fremden Sternen fühlte sie sich Michael näher. Vielleicht betrachtete ja auch er das Kreuz des Südens und dachte dabei an sie. Wenn sie ihm nur irgendwie hätte mitteilen können, dass sie dabei war, ihm auf die andere Seite des Erdballs zu folgen …
    Schließlich brach der letzte Teil der Reise an. Der Kapitän erklärte den Passagieren nach der Sonntagsmesse an Deck, dass sie nun die Tasmansee zwischen Australien und Neuseeland durchquerten.
    »Wie nah sind wir Australien?«, fragte Kathleen leise, nachdem der Schiffsarzt sich nach ihrem Befinden erkundigt hatte.
    Sie hoffte, er müsste sie nicht entbinden, sie hielt nicht viel von seinen Qualitäten als Mediziner. Allerdings war er ein guter Lehrer. Die Kinder an Bord, die er im Nebenberuf unterrichtete, hatten während der Überfahrt fast alle lesen und schreiben gelernt.
    »Weit!«, lachte der Doktor. »Sehr weit. Wir waren aber schon etwas näher dran, wir sind dran vorbeigesegelt. Wenn wir nach Botany Bay wollten, Mrs. Coltrane, wären wir schon da.«
    Kathleen zwang sich zu lächeln. »Sie … schicken doch gar niemanden mehr nach Botany Bay …«, meinte sie.
    Der Arzt nickte. »Stimmt, nur noch nach Van-Diemens-Landund neuerdings nach Westaustralien. Noch mal halb um den Kontinent.«
    Kathleen spürte tiefe Enttäuschung. »Von Neuseeland aus kommt man dort nicht hin?« Sie flüsterte fast.
    »Was wollen Sie denn in Australien?«, neckte der Arzt. Er meinte es freundlich, aber Kathleen fuhr erschrocken zusammen. Er sprach gefährlich laut, Ian konnte ihn hören. »Wenn Sie meinen Rat hören wollen: Bleiben Sie in Neuseeland. Ein friedliches Land, keine wilden Tiere außer ein paar Vögeln, keine Schlangen, nichts, was gefährlich werden könnte. In Australien dagegen ist die Hälfte des Getiers giftig, die Eingeborenen sind aggressiv, das Wetter ist extrem, und alle fünf Minuten gibt es Buschbrände. Es hat schon seinen Grund, dass man da die Gauner hinschickt. Obwohl sie’s jetzt in den neuen Kolonien hauptsächlich mit ehrbaren Siedlern versuchen – die ersten im Westen sind schon beinahe verhungert.«
    Der Arzt erzählte gut gelaunt drauflos, aber dann sah er plötzlich Kathleens gequältes Gesicht und hielt inne. »Nun, wenn man hinwill, kommt man auch hin …«, fügte er schnell hinzu. »Von der Westküste Neuseelands nach Fremantle müssten Schiffe gehen – vielleicht auch von der Nordinsel. Fragen Sie, wenn Sie ankommen. Aber erst bringen Sie mal Ihr Kind zur Welt. Das ist ja nun bald so weit. Wie geht es, haben Sie Beschwerden?«
    Kathleen antwortete fahrig und unkonzentriert. Ian beobachtete sie – mittlerweile spürte sie seine Blicke, auch wenn sie ihn gar nicht sah. Und gleich würde er jemanden fragen, ob er ihr Gespräch mit dem Arzt mitgehört hatte. Sie sah sich nervös um. Mrs. Browning stand in ihrer Nähe und blickte müßig über die Reling. Ausgerechnet Mrs. Browning – hoffentlich hatte sie nichts mitbekommen. Aber andererseits war die Frau, mit der sie eine Kabine teilte, noch am ehesten auf ihrer Seite. Sie hatte das Gefühl, als ob Ians ständiges Misstrauen auch Elinor Browning auf die Nerven ging.
    Kathleen setzte ein Lächeln auf, als sie zu ihrem Gatten zurückging. Jeder andere hätte sie jetzt einfach gefragt, was sie mit demArzt zu reden gehabt hatte. Aber Ian sah wie immer über Kathleen hinweg und wandte sich an Elinor.
    »Was hatte meine hübsche Frau denn da für ein wichtiges Gespräch mit unserem Doktor?« Für einen Außenstehenden hätte die Frage launig geklungen, für Kathleen klang sie lauernd.
    Elinor Browning lächelte gezwungen. »Na, was wohl, da ging’s natürlich um Ihr Kind!«, behauptete sie. »Ob’s wohl ein Junge wird … Die Ärzte meinen ja, man sieht’s nicht am Bauch, aber wenn Sie mich fragen: Die Mädchen trägt man weiter unten, das gibt einen runden Bauch. Aber Ihr kleiner Junge da, der sitzt weit oben und macht den Leib fast spitz …«
    Kathleen lächelte der Frau dankbar zu. Diese Klippe war umschifft. Wenn es mit all den anderen Klippen rund um Neuseeland und Australien nur genauso einfach wäre!
    Die Primrose erreichte Port Cooper nach genau einhundertundzwei Tagen. Keinen Tag zu früh für Kathleens Baby. Noch während sich die Einwanderer auf dem Hauptdeck versammelten – gerufen von der Schiffssirene, die das erste Land meldete, das man seit Wochen gesehen hatte –, platzte ihre Fruchtblase. Trotz erster Wehen schleppte sie sich jedoch an Deck, um das

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