Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Wasser in den Kajüten –, versuchten sich die Männer aus dem Zwischendeck und die Matrosen im Fischfang, um den Speisezettel zu erweitern. Zuerst schien es mehr eine Gaudi, den Delfinen, Haien und Baracudas, die das Schiff begleiteten, mit Angel und Harpune zu Leibe zu rücken. Aber auf die Dauer reifte die Technik, und der aromatische Geruch nach gegrilltem Fisch zog übers Deck. Auch Vögel, vor allem Albatrosse, fielen dem Jagdeifer der Männer zum Opfer. Man fing sie, mittels langer Leinen, die man mit Haken und Fischen als Köder hinter dem Schiff herzog.
Kathleen erfreute sich an den gelegentlichen Fleischmahlzeiten und dem Anblick des immer fremder wirkenden Sternenhimmels, wenn sie sich mit anderen Zwischendeckpassagieren nachts an Deck schlich. Eigentlich war die Promenade dort den ErsterKlasse-Passagieren vorbehalten, aber je länger die Reise dauerte, desto eher drückten der Kapitän und die Matrosen ein Auge zu. Einem so schönen Mädchen wie Mary Kathleen – auch wenn sie ihre Schwangerschaft jetzt absolut nicht mehr verleugnen konnte, schlug niemand einen Wunsch ab. Sie hoffte nur, das Kind würde nicht an Bord zur Welt kommen. Als Ian ihr – erst auf dem Schiff! – eröffnete, dass die Reise gut drei Monate dauern werde, war sie entsetzt gewesen und hatte ihm Rücksichtslosigkeit vorgeworfen. Kathleens Kind sollte Anfang Juli zur Welt kommen, und es gab keine Gewähr dafür, dass sie ihre neue Heimat bis dahin wirklich erreicht, geschweige denn sich dort eingerichtet hätten!
Ian ließ ihren Ärger jedoch an sich abprallen – wie alles andere,was sie sagte und empfand. Kathleen hatte bald das Gefühl, für ihn nicht mehr zu sein als ein Haustier oder eine Puppe. Er redete zu ihr und erwartete auch gewisse Reaktionen, aber sie hätte eigentlich ebenso gut stumm sein oder chinesisch sprechen können. Ian kümmerte sich um keinen Einwand und keine Bedenken bezüglich seiner kurz- und langfristigen Pläne, und auch wenn Kathleen ihm einfach etwas erzählte, was sie freute oder ärgerte, ließ er das in der Regel unkommentiert.
Aber nicht nur Ians Schweigen vergällte Kathleen die Reise und ihre junge Ehe. Es war auch das beständige Misstrauen, mit dem ihr Gatte sie bedachte. Wann immer sie sich von Ian entfernte, was immer sie ohne ihn tat, er spürte ihr nach. Nie kam er auf den Gedanken, seine Frau einfach zu fragen, wo sie gewesen sei oder was sie getan hatte. Er entwickelte einen fast detektivischen Spürsinn und lauerte ihr auf, oder er befragte andere Leute nach ihrem Verbleib.
Den Brownings war das sichtlich unangenehm, zumal Mrs. Browning annehmen musste, Ian verdächtige ihren Mann, Kathleen nachzusteigen. Bei den abendlichen Vergnügungen beobachtete Ian eifersüchtig jede Bewegung seiner Frau – dabei machte niemand den Versuch, der hochschwangeren Kathleen zu nahe zu treten! Wenn sie zum Tanz aufgefordert wurde – es gab deutlich mehr junge, unverheiratete Männer als Mädchen an Bord, und die meisten Ehemänner erlaubten ihren Frauen ohne Murren, mit den Jungen zu tanzen –, beschied Ian die höflich fragenden Junggesellen aber durchweg negativ. Zunächst blieb er noch freundlich und wies auf Kathleens fortgeschrittene Schwangerschaft hin, jedoch nach einem oder zwei Gläsern Whiskey wurde er streitlustig. Nachdem es einmal fast zu einer Schlägerei gekommen war, begannen die Mitreisenden, Kathleen zu meiden. Die Männer, weil Ian sie direkt verdächtigte, die Frauen, weil der Klatsch blühte. Wenn einer sein Weib so bewachen musste wie Mr. Coltrane, wisperten die gelangweilten Auswandererfrauen auf den Korridoren des Zwischendecks, dann habe er sicher einen Grund dafür. Und schön sei sie ja, dieseMrs. Coltrane. Verdächtig schön … Es war sicher besser, auf den eigenen Mann aufzupassen …
Nach zwei Monaten an Bord fühlte Kathleen sich fast so isoliert wie in ihrem Heimatdorf nach Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft. Es gab nichts, was man ihr vorwerfen konnte, aber angefangen bei Ian bis hin zu den Kindern in der improvisierten Schule, schaute man Kathleen argwöhnisch an.
Die junge Frau nahm es hin und suchte ihrerseits die Einsamkeit. Wenn es ihr gelang, der Enge ihrer Kajüte für wenige Augenblicke zu entfliehen, bewunderte sie den Sternenhimmel und sprach mit dem Kind in ihrem Leib, das sich jetzt immer häufiger regte.
Ian war ärgerlich, wenn sie einen vorgeblichen, nächtlichen Besuch auf dem Abort zu lange ausdehnte, aber Kathleen genoss die Augenblicke der
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