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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Die Frau, die ihr aufmachte, war kleiner als sie, gedrungen, ihr Haar war dunkel und kraus. Vor allem aber hatte sie braune Haut!
    Neger, dachte Kathleen verwirrt. Aber die gab es doch nur in Afrika! Von schwarzen Menschen in Neuseeland hatte ihr nie jemand etwas gesagt … Oder doch? Father O’Brien hatte Einheimische erwähnt. Die seien aber selten. Und friedlich.
    Als Kathleen die Frau näher ansah, musste sie sich eingestehen, dass sie keinen furchterregenden Eindruck machte, obwohl … Kathleen erschrak. Ihr Gesicht war mit blauen Zeichen bedeckt.Tätowierungen! Kathleen hatte das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein. Und nun erfasste sie auch noch die nächste Wehe – begleitet von Übelkeit. Sie versuchte sich zu fassen. Es ging nicht, dass sie sich hier auf der Schwelle dieser Fremden übergab.
    »Oh! Kind nun aber kommt schnell!« Die Frau lächelte – und das breite Lachen machte ihr Gesicht gleich weniger beängstigend. »Komm rein, Frau! Ich helfen, keine Angst!«
    Ian ließ Kathleen offensichtlich nur zu gern los, als die kleine Frau sich ihr jetzt als Stütze anbot. Sie registrierte, dass die seltsame Hebamme wenigstens normale Kleidung trug. Und auch ihr Haar war ebenso aufgesteckt wie das braver englischer oder irischer Hausfrauen.
    Kathleen ließ sich in das kleine, heimelig eingerichtete Haus führen. Alles hier war normal, außer der Haut der dunkelhäutigen Frau und ihr gebrochenes Englisch. Ob sie doch träumte? Schließlich fand das Mädchen sich in einem sauberen Bett wieder – anscheinend dem Ehebett des Schmiedes, das obendrein in einem eigenen kleinen Schlafzimmer stand. Kathleen kannte einen solchen Luxus nur vom Herrenhaus und von Trevallions Cottage.
    Die kleine Frau tastete mit geschickten Händen ihren Bauch ab. »Kommt bald!«, sagte sie dann tröstend. »Erste Kind?«
    Kathleen nickte. Und wagte dann, etwas zu fragen. Höflich, schließlich sollte sie sich wie eine Lady benehmen. »Sie … sind keine Engländerin?«
    Die Hebamme wollte sich vor Lachen fast ausschütten. »Doch«, kicherte sie. »Ich aus London, Verwandte von Queen, kleine Base …«
    Kathleen krümmte sich unter der nächsten Wehe. War das ein Scherz? Sie wusste nicht mehr, was Traum und Wirklichkeit war, wie sie hergekommen war, was vor ihr lag … womöglich wachte sie gleich auf und lag mit Michael in den Feldern am Fluss …
    »Du aufrichten! Wenn hinknien, Kind kommt leichter. Aber ich weiß, nicht Sitte bei euch. Und ich natürlich nicht Base von Queen. Obwohl … Nichte von Häuptling! Mein Name Pere. IchMaori. Ngai Tahu meine Stamm.« Die kleine dunkelhäutige Frau wies selbstbewusst auf ihre Brust und lächelte die verständnislose Kathleen an. »Maori gekommen vor pakeha , übers Meer mit Tainui, ist Stammesvereinigung. Viele Sommer und Winter her … Aber jetzt alle leben hier, nicht Feinde mit pakeha , weiße Siedler. Mein Mann pakeha , Schmied …«
    Also eine Einheimische, die den örtlichen Schmied geheiratet hatte. Ngai Tahu schien ihr Stamm zu sein oder ihr Dorf. Und friedlich stimmte wohl auch. Kathleen mochte nicht mehr denken. Erschöpft überließ sie sich ihren Schmerzen und Peres geschickten Händen.

    Einige Stunden später wurde Kathleens Sohn geboren. Während sie von dem Kleinen entzückt war und Pere ihre Begeisterung zu teilen schien, hatte Ian kaum einen Blick für das Neugeborene. Lediglich als Pere ihm das Kind ganz unbedarft als Kevin James Coltrane vorstellte, reagierte er gereizt.
    »James ist in Ordnung«, beschied er die erschrockene Hebamme. »Aber sie soll es nicht wagen, ihn Kevin zu nennen! Sag ihr das! Ich warne sie, Frau, wenn sie versucht, mit mir zu spielen …« Ians Stimme klang drohend.
    Kathleen seufzte, als Pere ihr die Nachricht weisungsgemäß überbrachte. »Dein Mann nicht sehr freundlich«, bemerkte die Maori.
    Kathleen begann, sich für Ian zu entschuldigen – eine Haltung, die bald zur Gewohnheit werden sollte.
    »Dann nenne ich den Kleinen Sean«, bestimmte sie schließlich.
    Der Name hatte Kathleen immer gefallen – und soweit sie wusste, kam er weder in Michaels noch in Ians Familie vor.
    Ian, der glücklicherweise keine Einwände hatte, zog seine Aufmerksamkeit sofort wieder von seiner Frau und dem Baby ab und schien ganz froh darüber zu sein, dass Kathleen erst mal bei John und Pere Seeker untergekommen war. Er selbst schlief in den zeltartigen Notunterkünften, die die Bewohner von Port CooperNeuankömmlingen zur Verfügung stellten. Ein paar

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