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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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streckte sich neben Kathleen aus. Die Frauen verstanden sich gleich. Am Abend flüsterten sie miteinander und tauschten Geschichten aus. Pere erzählte dem kleinen Sean die ersten Märchen aus seiner Heimat Aotearoa.
    »Er muss kennen sein Geschichte!«, erklärte sie Kathleen. »Für uns ist wichtig, wir nennen pepeha . Jeder kann erzählen, mit welche Kanu Vorfahren kommen in diese Land, wo hat gesiedelt, was hat gemacht. Auch die Geschichte von Ahnen.« Pere überlegte kurz, bevor sie die Unterhaltung auf gefährliches Terrain führte. »Dein Mann nicht glücklich mit Kind. Warum? Ist Sohn! Alle wünschen Sohn.«
    Kathleen hatte inzwischen gelernt, dass pakeha das Maori-Wort für die ersten europäischen weißen Siedler war, pakeha wahine hieß weiße Frau, pakeha tane weißer Mann. Die Maori selbst nannten sich Moa-Jäger. Das kam von einem Vogel, der in Aotearoa gelebt hatte, als sie gekommen waren. Inzwischen war das Tier allerdings ausgestorben.
    Kathleen seufzte. Sie wusste nicht recht, was sie antworten sollte. Aber Pere sprach bereits weiter.
    »Ist vielleicht von andere Mann? Bei uns nichts machen, Kinder willkommen. Aber pakeha …«
    Kathleen errötete und wurde von namenlosem Entsetzen erfasst. War es so einfach zu erkennen? Würden alle es wissen? Alarmiert griff sie nach Peres Arm.
    »Um Gottes willen, Pere, erzähl das bloß niemandem!« Kathleens Stimme wurde flehend. »Bitte, dieses Kind ist ein Coltrane, ich habe … ich habe alles getan, um ihm den Namen zu geben undeinen Vater. Niemand darf wissen, dass … Niemand, bitte! Bitte erzähl es nicht einmal John!«
    Pere zuckte die Schultern. »Mir ist gleich. Ich nicht erzähl niemand. Aber du hast Kind gegeben nur Namen. Nicht Vater! Vater ist mehr als Name. Und deine Mann ist nichts.«

K APITEL 5
    Michael Drury hielt Lizzie Owens für ein anständiges Mädchen. Drei ganze Tage lang. Und Lizzie hatte sich niemals glücklicher gefühlt.
    Die Männer vom unteren Deck erholten sich nur langsam von ihrem Fieber. Lizzie und die anderen Frauen verbrachten noch viele Stunden damit, die Kranken zu waschen, mit Essig und Gin abzureiben, ihnen Wasser, Tee und schließlich Suppe einzuflößen. Zu Mrs. Bailiffs und Anna Portlands Genugtuung starb kein einziger unter ihren Händen. Und Michael schaffte es am dritten Tag sogar, Lizzie zuzulächeln und sie nicht mehr mit Kathleen anzusprechen.
    »Elizabeth …«, sagte er sanft. »Sehen Sie, ich erinnere mich … Sie haben mir Ihren Namen gesagt, als ich krank war, und behauptet, kein Engel zu sein. Aber das glaube ich nicht. Ein Engel sind Sie zweifellos …«
    Lizzie lächelte, und Michael fand, dass sie hübsch aussah. Bislang war sie ihm unscheinbar, sicher warmherzig, aber nichtssagend erschienen. Nun aber bezauberte ihn ihr warmes, alles verstehendes Lächeln.
    »Ein Engel landet nicht auf einem Gefängnis-Schiff«, bemerkte sie. »Es sei denn, er hätte sich arg verflogen …«
    Michael lächelte zurück und trank einen Schluck von dem Tee, den Lizzie ihm reichte. »Sie sagen es selbst, zweifellos ein Irrtum. Warum schickt man Sie nach Van-Diemens-Land, Elizabeth?«
    »Lizzie«, berichtigte sie, obwohl sie sich geschmeichelt fühlte. Elizabeth klang schön, wichtig und … gut. »Ich habe ein Brot gestohlen«, bekannte sie. »Ich war hungrig. Und Sie?«
    Lizzies Herz klopfte heftig. Sie hatte Angst vor dieser Frage gehabt – weshalb sie auch bislang vermieden hatte, sie Mrs. Bailiff oder gar Jeremiah zu stellen. Michael hatte in Ketten gelegen, er gehörte offensichtlich zu den Schwerverbrechern. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, einen Räuber oder Mörder vor sich zu haben.
    »Drei Säcke Korn«, sagte Michael. »Unser ganzes Dorf war hungrig.«
    Lizzie fühlte sich schwach vor Erleichterung. Also hatte auch er aus Not gefehlt! Und obendrein, um anderen zu helfen!
    Sie lächelte glücklich. »Das zählt nicht!«, erklärte sie. »Der … die Richter … sie sind einfach niemals hungrig.«
    Ein paar Tage lang schwebte Lizzie wie auf Wolken. Michael war kein Verbrecher, er konnte sich in Australien bewähren und später frei sein – genau wie sie. Als sie nachts auf ihrer Pritsche lag, gestattete sie sich, von einer solchen Freiheit zu träumen. Felder, ein Garten, ein Haus – und Michael, der sie schüchtern fragte, ob sie nicht all das mit ihm teilen wollte.
    Natürlich war das Zukunftsmusik, es gab ja irgendwo noch diese Kathleen, die Michael offensichtlich liebte. Mary Kathleen – Lizzie

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