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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Smithers’ Gegenwart zu meiden, aber es war fast unmöglich. Der Mann grinste ihr bei jedem Vorübergehen anzüglich zu, und wenn sie bei Tisch servierte, musste sie aufpassen, dasser nicht beiläufig unter ihren Rock griff oder sie gar neckisch kniff. Dann durfte ihr natürlich kein erschrockener Aufschrei entfahren. Lizzie war mit den Nerven am Ende, als sie nach dem Abwaschen und der Vorbereitung für das sonntägliche Frühstück in ihr Zimmer schlich – nur um festzustellen, dass Smithers ihr auflauerte.
    »Ein so süßes Kätzchen lässt man doch nicht ohne Gutenachtkuss ins Bett gehen …«
    Lizzie entwand sich ihm, als er versuchte, sie zu umarmen.
    »Ich glaube …«, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Ich glaube, es ist nicht gesund, seine Haustiere zu herzen und zu küssen.«
    Es war scherzhaft gemeint – auf den Londoner Straßen gewann man nicht nur Übung darin, Männer anzulocken, sondern auch darin, sie sich durch Schlagfertigkeit vom Hals zu halten. All die Taschendiebe und Gauner, die wie die Mädchen durch die Stadt zogen, suchten keine Hure, sondern ein Liebchen. Oft entwickelten diese Glücksritter durchaus Charme, und es wäre unhöflich und unklug gewesen, sie mit bösen Worten abzuwehren. Besser war ein Scherz, gern auch ein derber, der den Mann abwies, aber nicht beleidigte. Lizzie fand ihren Spaß durchaus originell, aber Martin Smithers fuhr zurück, als habe sie ihn angegriffen.
    »Was soll das heißen, Kleine, drohst du mir? Was hast du auf dem Kerbholz, dass du gleich die Krallen ausfährst? Ich hab gedacht, du hättest nur was gestohlen. Wenn du gewalttätig wirst …«
    Lizzie fuhr der Schreck in die Glieder. Sie hatte doch gar nichts getan … Aber was immer dieser Mann der Obrigkeit von ihr erzählte, man würde es glauben! Verängstigt wich sie an die Wand des Flurs zurück und hob abwehrend die Hände.
    »Ich hab noch nie jemandem wehgetan, Sir, ich schwör’s, und ich würde auch Ihnen nie … nie …«
    »So? War das keine Anspielung darauf, dass Katzen kratzen?«, fragte Smithers misstrauisch.
    Lizzie schüttelte verängstigt den Kopf. »Natürlich nicht, Sir. Natürlich nicht. Nur … die Ärzte sagen … also Haustiere fressenRatten und so … und haben Flöhe …« Sie begann zu stottern in ihrem verzweifelten Versuch, ihren Scherz zu erklären.
    Und tatsächlich zeigte Smithers verspätet Belustigung, aber es war kein herzliches, sondern eher ein drohendes Lachen.
    »Die Flöhe wird man dir wohl entfernt haben in der Female Factory … Denk dran, wo du herkommst, wenn du Widerworte gibst! Die Ratten warten noch auf dich!«
    Damit griff er nach Lizzie und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Nicht brutaler als die meisten Freier, aber Lizzie war erschrocken und abgestoßen. Am kommenden Tag musste sie noch vorsichtiger sein … Wenn er sie jetzt überhaupt gehen ließ … Aber Lizzie hörte die Köchin in der Küche rumoren. Und auch Mrs. Smithers war sicher noch wach.
    Tatsächlich rief sie gerade eben nach ihrem Mann. Lizzie atmete auf und dankte im Stillen sowohl ihrer Chefin als auch ihrem Gott. Sobald Smithers sich abwandte, rannte sie in ihr Zimmer und verschloss die Tür hinter sich.
    Am nächsten Morgen musste Lizzie mit ihrer Herrschaft zur Kirche gehen. Smithers ließ keine Gelegenheit aus, sich in ihre Nähe zu schleichen. Die Köchin und Lizzie bedienten beim anschließenden Picknick, aber Lizzie war zu schüchtern, um sich dann der Köchin und ihrem Galan anzuschließen, die spazieren gingen und sich mit anderen Freigelassenen oder Sträflingen der Ersten Klasse tafen.
    Also blieb sie bei ihrer Herrschaft. Zu gern hätte Lizzie einfach auf ihrer Decke gesessen, um die Sonne und die seltsame Landschaft rund um die schmucke kleine Kirche und das Örtchen Campbell Town zu genießen. Auf den ersten Blick glich die Szenerie einem der Londoner Parks, aber wenn man genau hinsah, war jeder Baum, jeder Grashalm anders als auf der anderen Seite der Erdkugel.
    Mr. Smithers jedoch bedrängte Lizzie prompt wieder, als sie aufstand, um sich die Beine zu vertreten. Unter dem Vorwand, ihr die Bäume und Vögel zu erklären, führte er sie von der Kirche weg in ein Wäldchen und küsste sie erneut.
    »So ist es schon besser, Kleines. Ein sanftes, anschmiegsames Kätzchen …«
    Lizzie versuchte verzweifelt, sich ihm zu entwinden. »Sir, bitte … bitte nicht hier. Wenn jemand kommt …«
    Das Wäldchen hinter der Kirche war der einzige Ort, an den sich

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