Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
junge Liebende zurückziehen konnten. Auch die Köchin und der Knecht waren hier bereits verschwunden.
Smithers grunzte verständnisvoll. »Ja, ja … hast ja Recht … Ich kann bloß nicht stillhalten, wenn ich das Blitzen in deinen Augen seh … und wie du dich bewegst … flink und anmutig … so wie ein Kammerkätzchen sein muss …«
»Aber … aber …« Lizzie kämpfte mit den Tränen. Wenn sie ertappt würden …
»Und ein bisschen scheu … auch nicht schlecht. Also gut, nicht hier, aber demnächst finden wir ein verschwiegenes Eckchen, und dann hältst du dein Versprechen …«
Lizzie wusste zwar nicht, was sie ihm versprochen hatte, aber als er sie endlich losließ, war sie so erleichtert, dass sie nickte.
Während des restlichen Sonntags hatte Lizzie frei. Sie verbrachte den Tag nachdenklich und hilflos betend in ihrer Stube. Wie immer hörte Gott nicht zu oder gab zumindest keine Antwort.
Am Montag zog Mr. Smithers wieder auf seine Baustelle, aber Lizzie war so nervös und aufgewühlt, dass sie sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren konnte. Sie zerschlug eine Tasse und wurde dafür gerügt, vergaß, den Teetisch abzuräumen, woraufhin sie den nächsten Rüffel kassierte, und als sie am Nachmittag der Köchin helfen sollte, schnitt sie sich in die Finger, und ihr Blut rann in die Salatschüssel.
»Was ist denn bloß los mit dir?«, brummte die Köchin und griff rasch nach der Schüssel, um den Inhalt abzuspülen. Schließlich hatte sie keine Lust, all das Gemüse noch mal zu schneiden. »Bist doch sonst ganz anstellig.«
Lizzie war vor allem dankbar, dass die Köchin nicht auch noch schimpfte. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und brach inTränen aus. Nachdem sie ihre Geschichte unter Schluchzern ausgestoßen hatte, erging sie sich in wilden Selbstzweifeln.
»Man sieht es mir an!«, wimmerte sie. »Dabei will ich gut sein … ich will wirklich … ich will gottgefällig leben …«
Die Köchin hatte mit versteinertem Gesicht zugehört. »Geht das also wieder los …«, seufzte sie schließlich. »Nein, hör auf, es liegt nicht an dir!«
Lizzie hörte gar nicht hin. »Kann … kann es sein, dass man zur Hure bestimmt ist?«, fragte sie verzweifelt.
Die Köchin schüttelte den Kopf. »Für Kerle wie Smithers ist jedes Mädchen Freiwild, das ein Häubchen trägt«, bemerkte sie gelassen. »Irgendwie macht ihn das verrückt, selbst mich kneift er manchmal in die Kehrseite, und ich bin nicht jünger als seine Missus. Was glaubst du, warum die Tilly so schnell weg ist?« Tilly war Lizzies Vorgängerin als Hausmädchen. »Die war hier ganz glücklich, bevor diese Smithers das Haus übernahmen. Die Cartlands gaben ständig Abendeinladungen, Tilly strich Trinkgeld ein ohne Ende. Eigentlich wollte sie noch drei Jahre sparen und dann erst ihren Tom heiraten. Aber der neue Herr ließ ihr keinen Tag Ruhe …«
»Aber … aber … konnte sie denn nicht … sie war begnadigt, oder?«, stammelte Lizzie. Sie fühlte sich etwas erleichtert.
»Herzchen, das heißt nicht viel. Der Kerl brauchte doch nur einen silbernen Löffel verschwinden zu lassen und es ihr anzuhängen. Das wär’s dann gewesen mit der Freiheit. Und dir geht’s nicht anders. Du …«
»Ich könnte darum bitten, in die Factory zurückzugehen«, überlegte Lizzie.
Im Moment erschien ihr Cascades wie eine himmlische Zuflucht. Wobei sie durchaus bereit gewesen wäre, sich dem Unvermeidlichen zu fügen und Mr. Smithers beizuliegen. Aber wenn die Sache Mrs. Smithers zu Ohren käme, wäre alles aus. Der Freigang, der Status als Gefangene Erster Klasse … man würde sie mit Schimpf und Schande zurück ins Gefängnis schicken.
Die Köchin schüttelte den Kopf. »Mit welcher Begründung? Willst du die Wahrheit sagen? Dann stürzen sie sich beide auf dich, der Herr und seine Frau. Sei um Himmels willen vorsichtig, so was kann am Galgen enden! Am besten machst du gute Miene zum bösen Spiel und suchst dir möglichst bald einen Kerl zum Heiraten. Nimm den Gärtner. Er ist nicht schön, aber brav. Obwohl … dann bieten sie dir an, hier weiter zu arbeiten und den armen Kerl gleich zu betrügen …«
»Aber wie soll ich jemand anderen finden? Wie lange wird das dauern … gibt es sonst nichts, was ich tun kann?« Lizzie betrachtete die ältere Frau mit verzweifeltem Blick.
Die Köchin dachte nach. »Du könntest tatsächlich etwas stehlen«, sagte sie dann hart. »Was Kleines, ich kann dich beschuldigen. Du hättest ein Brot oder so was
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