Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
genommen – kannst ja sagen, du hättest einen Freund in der nächsten Chain Gang, dem wolltest du es zukommen lassen. Andererseits werden sie dich dann vernehmen, um an seinen Namen zu kommen … also lieber was anderes, was …«
»Ich will nicht wieder verurteilt werden!«, wehrte Lizzie ab. »Das stehe ich nicht noch mal durch. Und ein Rückfall bedeutet Rang drei – ich würde im Gefängnis verrotten …«
Die Köchin zuckte die Schultern. »Dann sieh zu, wie du den alten Smithers glücklich machst …«
Lizzie gab sich ihrem Herrn gleich am nächsten Samstagabend hin. Sie entweihte dafür ihr sicheres Refugium, ihre eigene Stube, in der sie so glücklich gewesen war. Martin Smithers sah darin einen Beweis dafür, dass sie ihm freiwillig und freudig beilag, aber für Lizzie war dies einfach die sicherste Möglichkeit, nicht entdeckt zu werden. Mrs. Smithers suchte die Dienstbotenquartiere niemals auf, und die Köchin wusste ja Bescheid. Als der Mann schließlich gegangen war, wechselte Lizzie die Laken, wusch sich mit dem vorher bereitgestellten, sogar noch etwas warmen Wasser und weinte sich dann in den Schlaf.
Sie hoffte nicht mehr darauf, jemals gut sein zu dürfen. Lizzie Owens kämpfte mal wieder nur ums Überleben.
K APITEL 8
Ian Coltranes neue Farm lag inmitten einer lieblichen Landschaft am Avon River, der später durch die Stadt Christchurch fließen würde. Sie bot ein recht großes, aber schon etwas heruntergekommenes Farmhaus und Ställe für Nutzviehhaltung. Vor allem gehörten mehr Hektar Land dazu, als Kathleens ganzes Dorf in Wicklow umfasst hatte. Die Coltranes hatten plötzlich mehr Besitz als ihr früherer Landlord Wetherby. Allerdings fehlten die Zäune und die Pächter.
Ian und Kathleen allein würden das Land nie bearbeiten können – ohnehin betrieb man eher Schafzucht als Ackerbau. Ian füllte die Ställe auch schnell mit Tieren aller Art, und Kathleen sah sich mit der Aufgabe, das Vieh zu versorgen, bald überfordert. Natürlich kam sie vom Land, und sie verstand sich auch recht gut auf die Anlage eines Gartens und auf Feldarbeit. In guten Jahren hatte ihr Vater sogar mal eine Ziege, ein paar Hühner und ein oder zwei Schafe besessen. Aber hier verteilten sich ganze Herden von Tieren auf weitläufige Weiden, die Ian nur notdürftig einzäunte.
Ian behielt die Tiere nie lange, sie gehörten zu seinem Viehhandel und wurden immer rasch weiterverkauft. Er ließ sie oft einfach laufen und vertraute auf die Weitläufigkeit des Landes und den kaum vorhandenen Hüteinstinkt des Hofhundes – mit dessen Erwerb man zur Abwechslung mal ihn betrogen hatte! Leider erwiesen sich die Schafe als unbegrenzt wanderfreudig, vor allem die Baustellen im späteren Christchurch schienen sie aus unerfindlichen Gründen anzuziehen.
Die einzigen Kontakte zu Nachbarn, die Kathleen in den erstenMonaten in den Canterbury Plains hatte, beschränkten sich deshalb auf die Besuche empörter Bauherren oder verärgerter Flussschiffer, die sich ihren Weg durch die gemütlich ausgestreckten Leiber friedlich wiederkäuender Schafe bahnen mussten, wenn sie anlegten. Kathleen schwang sich dann trotz ihrer Schwangerschaft auf eines der Maultiere oder Verkaufspferde und versuchte, die Tiere einzutreiben. Meist halfen ihr ein paar Männer dabei – Kathleens Schönheit und ihre offensichtliche Verzweiflung rührte an die Herzen vor allem junger Burschen, die sich dann gern als Viehtreiber versuchten.
Natürlich erwarteten sie als Dank die Einladung auf einen Kaffee oder noch besser einen Whiskey, aber Kathleen sprach sie nur herzklopfend aus und dankte dem Himmel, wenn die Männer wieder gingen. Nicht auszudenken, wenn Ian sie mit einem oder mehreren fremden, oft gut aussehenden Burschen am Küchentisch ertappte! Die neuen Siedler in Canterbury waren in der Regel keine halb verhungerten, verzweifelten Auswanderer aus Irland oder Schottland, sondern anglikanische Christen aus durchaus gutem Hause, die das Abenteuer suchten. Besondere Gefahren drohten allerdings nicht in der neuen Siedlung. Viele Männer waren Bauarbeiter, gezielt in England angeworben, und meist waren sie freundlich und hatten gute Umgangsformen. Keiner von ihnen machte auch nur den Versuch, der einsamen Farmersfrau zu nahe zu treten, obwohl manch einer nachts von ihr träumte.
Kathleen hatte ebenfalls kein Interesse an ihnen – wenn sie noch Kraft zum Träumen fand, so stand ihr Michael vor Augen. Aber auch sein Gesicht verblasste in ihrer
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