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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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fraglichen Zeit nicht wegzureiten, aber wenn das Kind ein paar Tage zu früh käme, wäre Kathleen auf sich allein gestellt. Sie versuchte, vorerst einfach nicht daran zudenken. Aber dann tauchte jemand auf, der das Problem ziemlich schnell zur Sprache brachte.
    Kathleen kontrollierte die Zäune in der Nähe des Hauses, eine Arbeit, die sie nicht nur hasste, weil ihr Bauch sie behinderte. Nach einer Stunde war sie bereits schweißgebadet, obwohl es Winter war. Ein kühler, trockener Junitag, ungewöhnlich klar für die Jahreszeit. Wer ein Auge für landschaftliche Schönheit hatte, konnte einen weiten Blick bis hinüber zu den majestätischen Südalpen genießen und dabei sogar einzelne Berge ausmachen. Kathleen kannte allerdings nur den Namen des höchsten, des berühmten Mount Cook. In Port Cooper hatte ihr Pere alles über die dortige Bucht und die Port Hills, die Lyttelton von Canterbury trennten, erzählt. Hier in den Plains tat es niemand. Für Kathleen hatten die Berge und Ebenen keine Namen, sie machte sich auch nicht die Mühe, Landmarken zu benennen.
    Darin tat sich allerdings bald der kleine Sean hervor. Er hatte früh angefangen zu sprechen. So taufte er ein Wäldchen, in dessen Mitte sich eine natürliche Lichtung auftat, den Feenplatz und einen Felsbrocken, der mitten auf einer der Weiden stand, Leprechaun.
    Die Kinder spielten natürlich auch jetzt wieder um Kathleen herum, wobei Colin ihr aufmerksam das Werkzeug reichte, während Sean versuchte, dem Hund Pfötchen geben beizubringen.
    »Guter Junge, gib schönes Händchen!«, erklärte er dem gutmütigen, aber gänzlich nutzlosen Köter.
    Ian glaubte neuerdings, seinen Söhnen Manieren beibringen zu müssen, wenn er zu Hause war. »Das imponiert den Kunden!«, sagte er. »Gerade den besseren. Den Farmern ist es meistens egal, wie ihr euch darstellt. Aber die Gentlemen wollen ein ›Sir, hier‹ und ›Sir, da‹. ›Sir, wie trefflich Sie zu Pferde sitzen!‹, ›Sir, natürlich ist dieses Pferd nicht einfach, für einen Bauern hat es zu viel Feuer. Aber wenn es einer beherrschen kann, so doch ein Herrenreiter wie Sie!‹ Und dabei verbeugt ihr euch und lächelt!«
    Colin, der mit seinen dreizehn Monaten noch nichts von dem verstand, was sein Vater sagte, pflegte daraufhin zu lachen und sich,Ian nachahmend, zu verbeugen, während Sean die Stirn runzelte. Er war jetzt zwei Jahre alt und begann immer häufiger, Fragen zu stellen. Einmal mischte er sich in ein Verkaufsgespräch ein. Der Mann war an einer Stute interessiert und ritt eine Runde über die Wiese neben dem Haus.
    »Gentleman muss aufpassen. Fällt gleich von Pferd runter. Mommy auch runtergefallen.«
    Kathleen musste beim Gedanken daran ein Lächeln unterdrücken, obwohl der Sturz nicht ungefährlich gewesen war. Sie hatte wieder einmal Schafe eintreiben müssen, und die fuchsfarbene Fairy war das einzige verfügbare Pferd gewesen. Leider erwies sich das Tier als unreitbar.
    »Mancher kann, mancher nicht …«, sagte Ian nur unwillig, aber wohl mehr zu sich selbst. »Hauptsache, der Kunde glaubt es. Wenn sich dann rausstellt, dass es doch nicht zutrifft … Na ja, die wenigsten kommen wieder und geben es zu. Und wenn der Mann gleich mit dem Pferd zurückkommt, Jungs, gebt ihr ihm das schöne Händchen und macht einen Diener!«
    »Warum schönes Händchen?«, erkundigte sich Sean, obwohl er damit eine Ohrfeige wegen Frechheit riskierte. »Anderes Händchen auch schön!«
    Dem Hund schien es ähnlich zu gehen. Wenn er überhaupt eine Pfote hob, dann die linke, aber jetzt wurde Seans Aufmerksamkeit sowieso abgelenkt. Über den Weg, der von der Farm nach Christchurch führte, trippelte ein Esel heran. Ein auffälliges, geschecktes kleines Tier mit freundlich aufgestellten Ohren. Es war ordentlich gezäumt und trug eine Reiterin, die nicht minder seltsam wirkte als ihr Reittier.
    Die Frau war noch jung, sie musste etwa in Kathleens Alter sein, also um die zwanzig Jahre alt. Sie war schmal und zierlich, allerdings meinte Kathleen, erste Anzeichen einer Schwangerschaft zu erkennen. Die Taille des eleganten Reitkleides aus braunem Samt schien ein wenig hochgezogen, und auch im Brustbereich spannte es ein bisschen. Die Frau saß allerdings sehr anmutig in ihremenglischen Damensattel – ein entspannter, aufrechter Sitz, wie ihn auch Lady Wetherby in Irland einnahm, wenn sie zur Jagd ritt. Auf einem Esel, noch dazu einem so kleinen, wirkten aber sowohl der voluminöse Sattel als auch die adrette

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