Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Häufchen Elend mit dem Rosenkorb in den Armen, das ihr gegenüberstand. »Die Nächste wäre wohl auch nicht besser. Und du bist wenigstens nicht schön …«
Irgendetwas in Lizzie wollte die Frau anschreien und ihr sagen, dass sie ihren Gatten wohl auch mühelos selbst zurück in ihr Bett holen könnte, wenn sie nur ein Häubchen und ein Schürzchen trüge. Tatsächlich aber schwieg sie, denn sie empfand auf einmal eine seltsame Neugier. Was führte Mrs. Smithers im Schilde?
»Nein, ich habe es mir überlegt. Du bist sonst nützlich, du kannst bleiben. Aber ich werde dich verheiraten. Du kannst Cecil nehmen, den Gärtner. Er wird zweifellos entzückt sein, und ihr könnt euch in der alten Remise eine Wohnung einrichten. Wenn deine Wollust dann befriedigt ist …« Mrs. Smithers errötete.
Lizzie fühlte Panik in sich aufsteigen. Wenn sie in der Remise wohnte, würde sie erst recht Freiwild sein. Sie würde nicht nur Mrs. Smithers betrügen, sondern auch noch ihren eigenen Mann. Und irgendwann würden sie wieder ertappt werden. Lizzie sah keinen Ausweg …
»Aber, Madam, Ihr Mann …«
»Kein Wort gegen meinen Gatten, Mädchen!«, donnerte Mrs. Smithers mit einer Stimme, die man dem kleinen, nahezu unscheinbaren Wesen gar nicht zugetraut hätte. »Es ist entschieden. Ich werde mit Cecil reden, und er wird sich dir dann erklären …«
Sie riss Lizzie den Rosenkorb aus den Armen und schritt damit würdevoll dem Haus zu.
Lizzie blieb hilflos zurück. Aber erklären … Erklären war die einzige Lösung. Sie musste mit Cecil über die Sache reden. Der Gärtner war selbst ein Sträfling, er musste sie verstehen.
In dieser Nacht blieb Lizzie unbehelligt – Mr. Smithers betrank sich mit seinem Gast. Der Mann war ein Militär, der den Einsatz der Sträflinge in der Region koordinierte, und er wollte seinem Gastgeber wohl einen Gefallen tun, ihm nämlich eine Chain Gang zur Rodung der Akaziensträucher im Garten vorbeischicken.
Lizzie belauschte das Gespräch beim Servieren, und Mrs. Smithers erkundigte sich geziert nach den Gefahren, die möglicherweise von den Männern ausgingen. Sergeant Meyers, ein kleiner, untersetzter Mann mit dem Gesicht einer Bulldogge, beruhigte sie lachend.
»Die Bären liegen an der Kette, Madam – und das seit Monaten, die haben den Gedanken aufgegeben, Dummheiten zu machen. Auf die Dauer werden sie hier alle friedlich. Wir erziehen auch den Letzten zum guten Christenmenschen …« Er trank den Smithers zu.
Lizzie wandte sich angewidert ab. Sie verbrachte die Nacht in verzweifeltem Grübeln. Wie sollte sie die Aussprache mit Cecil anfangen, und welche Lösung sollte sie ihm vorschlagen? Aber letztlich würde es ohnehin von ihm abhängen. Vielleicht machte es ihm ja nichts aus, sie mit Smithers zu teilen. Dann wäre sie verloren. Aber mit etwas Glück weigerte er sich, sie unter diesen Umständen zur Frau zu nehmen. In diesem Fall musste sie möglichst schnell einen anderen Mann finden – am besten einen halbwegs einflussreichen, der sie nicht zur Arbeit in Smithers’ Haus schickte. Lizzie hätte es nie geglaubt, aber sie begann, sich nach Jeremiah zu sehnen.
Am nächsten Morgen war der Gärtner Cecil zunächst damit beschäftigt, die Männer der Chain Gang einzuweisen. Sergeant Meyers hatte nicht zu viel versprochen, ein Aufseher trieb die zwölf angeketteten Gefangenen bei Sonnenaufgang an die Arbeit. AlleMänner wirkten stark und gebräunt von der ständigen Arbeit im Freien, obwohl hier in Van-Diemens-Land eher selten die Sonne schien. Sommer und Winter waren kühl, meistens wehte heftiger Westwind. Lizzie blickte vom Haus aus zu den Arbeitern hinüber und wartete darauf, dass Cecil Zeit für sie hatte, aber Mrs. Smithers schien den Gärtner nicht minder aufmerksam zu beobachten. Bevor Lizzie sich an ihn heranpirschen konnte, ließ sie ihn rufen.
»Was will sie wohl? Wieder neue Zierpflanzen?«, brummte die Köchin.
Mrs. Smithers war Gärtnerin aus Leidenschaft, aber sie begriff nicht, dass die meisten Pflanzen ihrer Heimat hier nicht ohne weiteres gediehen. Den einheimischen Gewächsen dagegen brachte sie kein Interesse entgegen, sie betrachtete sie durchweg als Unkraut.
»Mit Zucht hat’s schon zu tun …«, seufzte Lizzie und machte sich ans Staubwischen in den Zimmern gegenüber von Mrs. Smithers’ Empfangsräumen. Sie wollte nicht gleich gesehen werden, wenn Cecil wieder hinausging, aber sie wollte ihm doch so bald wie möglich in den Garten folgen.
Der kleine,
Weitere Kostenlose Bücher