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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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wenn sie durch die verharschte Kruste brachen, die sich nach den gefallenen Temperaturen in der Vornacht gebildet hatte.
    Sie sprachen nicht, bis sie ein gutes Stück von der Stadt entfernt waren. Der Pfad führte dicht am Ufer des Flusses entlang, der tief und breit neben ihnen dahinströmte und an den seichteren Uferstellen gefroren war. Einmal reichte die Eisdecke bis zur anderen Seite hinüber, wenn sie auch nicht sicher betretbar war. Andernorts war das Eis schon Tage alt und hatte Kratzer auf der milchigen Oberfläche, wo Kinder auf Knochenkufen darüber hinweggeglitten waren.
    Als sie die letzten geduckten Häuser am Rande der Stadt hinter sich gelassen hatten, wurde das Gehen mühsamer. Die Kaufleute hatten sich einen Weg gebahnt, aber der Boden war seitdem wieder gefroren und die Löcher, die ihre Füße hinterlassen hatten, bildeten tückische Fallen. Schlitternd und stolpernd drängten die beiden Ritter voran.
    Roger stürzte einmal und verdrehte sich den Knöchel, und Geoffrey glaubte schon, sie müssten die Expedition aufschieben, bis der Schnee geschmolzen war. Aber Roger bestand darauf, dass sie weitergingen, und schließlich hatten sie eine gute Strecke zurückgelegt. Geoffreys Beine schmerzten und brannten, und er wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie sie sich auf dem Heimweg anfühlen würden.
    Die Landschaft wurde heller, als die Sonne über dem Horizont aufstieg und einen rosa Schimmer ringsum auf den Schnee zeichnete. Geoffrey hielt inne und bewunderte den Anblick, bis der ungeduldige Roger ihn weiterstieß.
    Â»Ich denke, der Schatz besteht hauptsächlich aus Edelsteinen«, sinnierte Roger. Beutegut und dessen Bestandteile interessierten ihn sehr. »Wir werden Diademe finden und Armreifen, alle mit Rubinen und Smaragden besetzt.«
    Â»Ich würde eher Münzen erwarten«, befand Geoffrey pragmatisch. »Flambard deutete an, dass er dieses Vermögen während seiner Zeit als Steuereintreiber für den König abgezwackt habe, und es gibt nicht viele Leute, die ihre Steuern mit Armbändern und Ähnlichem bezahlen.«
    Â»Wie schaffen wir den Schatz nach Durham?«, fragte Roger besorgt. Ein gieriges Funkeln zeigte sich in seinen Augen, und er senkte verschwörerisch die Stimme: »Womöglich können wir uns ein kleines Handgeld abzweigen. Wir haben wegen dieser Schatzkarten eine Menge Ärger gehabt, und ich werde gern für meine Mühen bezahlt. Wir füllen unsere Säckel, und die Abtei wird sich mit dem begnügen müssen, was übrig bleibt.«
    Â»Wir tun nichts dergleichen!«, rief Geoffrey entsetzt. »Dein Vater wird jeden einzelnen Penny gezählt haben und merken, wenn du ihn bestiehlst. Außerdem ist der Schatz für die Kathedrale bestimmt, und selbst du würdest doch wohl nicht von Gott stehlen wollen. Oder etwa doch?«, fügte er unsicher hinzu.
    Roger überlegte. »Dieses Mal vielleicht nicht«, befand er schließlich. »Obwohl man in jedem Einzelfall die genauen Umstände erwägen muss – wie du selbst mir oft genug gesagt hast.«
    Â»Nicht, wenn es um solche Dinge geht«, widersprach Geoffrey entschieden. Von Flambard zu stehlen, so dachte er bei sich, war vermutlich noch viel gefährlicher, als Gott selbst zu berauben. Er machte abrupt Halt und brachte Roger mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    Beide lauschten eine Weile angespannt. Eine Ente flatterte über das Wasser und zog eine Spur silberner Tröpfchen hinter sich her. Dann wurde es wieder still. Erleichtert gingen sie weiter, achteten aber sorgsam auf jedes Anzeichen für einen Verfolger oder einen Hinterhalt.
    Die Reise war lang und mühsam, aber ereignislos. Ein- oder zweimal glaubte Geoffrey, ein Geräusch zu hören, aber jedes Mal gab es dann einen Vogel im Unterholz oder ein Plätschern vom Fluss her, als wenn ein Fisch auftauchte. Ohnehin würden sich nur Narren und Verzweifelte jetzt hier draußen aufhalten, befand Geoffrey. Es war beißend kalt, und nicht einmal der mühsame Marsch durch den welligen Schnee wärmte ihn richtig.
    Schließlich erreichten sie eine Kehre des Flusses, und Roger hielt an. In der Nacht zuvor hatte er auf der Karte, die sie Burchard abgenommen hatten, die beiden Wasserläufe und den Pfad eingezeichnet, während Geoffrey das Kreuz hinzugefügt hatte. Jetzt zog er die Karte aus dem Wappenrock und musterte sie mit großem

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