Das Gold des Bischofs
überzeugt davon. Und zwar wegen der Fundamente.«
»Bitte?«, fragte Geoffrey verwirrt. »Was für Fundamente?«
»Die Fundamente für die Kapelle der Neun Altäre barsten wenige Nächte, bevor Balthere gestohlen wurde«, erklärte Eilaf. »Wir Sachsen glauben, dass Gott Sein Missfallen über die Behandlung ausdrücken wollte, die man Seinem Heiligen bald angedeihen lassen würde. Und es ist ja auch nicht so, dass die Kathedrale noch einen weiteren Heiligen bräuchte â sie hat schon Cuthbert, Oswald, Bede und Aidan, um nur einige zu nennen. AuÃerdem hat Bischof Flambard ihr auch noch Aarons Stab versprochen.«
»Ach so«, bemerkte Geoffrey matt, »den.«
Eilaf verfolgte sein Mienenspiel. »Wie ich sehe, zweifelt ihr an dessen Vorhandensein. Ich genauso, und wer das hier ausspricht, macht sich nicht beliebt. Aber ich plappere. Ihr habt mich erschreckt, als Ihr so aus den Schatten hervorgekommen seid. Ich habe mir gleich gedacht, dass Ihr einer von seinen Leuten seid.«
»Von wessen Leuten?«, fragte Geoffrey, den die sprunghafte Gesprächsführung des Priesters verwirrte.
»Burchard. Er war gestern und heute hier und pickte an den Toten herum wie eine Aaskrähe.«
»Der Cellerar der Abtei?«, erkundigte sich Geoffrey und überlegte, worüber Eilaf jetzt schon wieder sprach. »Warum sollte der sich an Stanstedes Leichnam zu schaffen machen?«
»Er war nicht an Stanstede interessiert«, stellte Eilaf richtig. »Es war der andere â Jarveaux.«
»Aber warum denn das?«, fragte Geoffrey, obwohl er ganz genau wusste, was Burchard gewollt hatte â immerhin hatte er selbst gerade dasselbe getan.
»Er ist überzeugt, dass Jarveaux ein bedeutsames Dokument besessen hat, das nun verschwunden ist. Er lieà mich die Leiche entkleiden, um nachzuschauen, ob es da wäre.«
»Und hat er es gefunden?«, fragte Geoffrey.
»Natürlich nicht. Alice hat mich dafür bezahlt, den Leichnam ihres Mannes herzurichten, und wenn ich etwas dabei gefunden hätte, dann wäre es zusammen mit all seiner übrigen Habe an sie weitergegeben worden.«
» Ihr habt Jarveaux hergerichtet?«, fragte Geoffrey und sah dem Priester prüfend ins Gesicht. War Eilaf ehrlich? Hatte er wirklich alles, was er gefunden hatte, der Witwe übergeben?
»Eleanor bestand darauf, sich selbst um Stanstede zu kümmern, aber Alice wollte das für Jarveaux nicht tun. Ich nehme an, sie standen sich nicht sehr nahe, doch ich war dankbar für das Geld, das sie mir dafür gegeben hat. Und mir graut auch nicht vor dem Umgang mit den Toten, wie das bei anderen Leuten ist.«
»Burchard anscheinend auch nicht«, befand Geoffrey.
»Ich wünschte, es hätte etwas zu finden gegeben«, fuhr Eilaf fort. »Dann hätte Alice mir vielleicht noch etwas mehr bezahlt, wenn ich es ihr gebracht hätte. Es wird ein langer und magerer Winter werden, jetzt, wo ich von Jarveaux kein Geld mehr erwarten kann.«
»Was meint Ihr damit?«, wollte Geoffrey wissen und fragte sich, ob Eilafs wirre Abschweifungen wohl auf Hunger zurückzuführen waren.
»Alice wird mir keine Schreibaufträge geben, wie ihr Ehemann es noch getan hat. Sie wird seine Werkstatt an einen der anderen Goldschmiede verkaufen und sich dann zurückziehen, um ihren Wohlstand zu genieÃen.«
»Ihr wart Jarveauxâ Schreiber?«, fragte Geoffrey. Vielleicht hatte er hier den Mann vor sich, der wusste, ob der Goldschmied Flambards Botschaft noch erhalten hatte.
Eilaf nickte traurig. »Das war ich. Und das Geld, das ich von ihm erhalten habe, war sehr wichtig. Er war gut zu mir â er ist stets zu mir gekommen, wenn er etwas zu schreiben hatte, obwohl die meisten Leute die Schreiber aus der Abtei beauftragen.«
»Warum hat er Euch angestellt? Aus Freundlichkeit?«
Eilaf lachte bitter. »Nein! Er wollte nur nicht, dass man in der Abtei zu viel über seine Geschäfte erfährt. Er wusste, wie sehr ich sein Geld benötige, und das machte mich zu einem verschwiegenen Diener.«
»Jarveaux hielt nicht viel von der Abtei?«
»Wer tut das schon? Die Mönche dort sind ein gieriger und intriganter Haufen, der nur nach Macht und Reichtum strebt. Die wohlhabenden Kaufleute der Stadt beschäftigen ihre eigenen Schreiber â so wie Jarveaux mich angestellt hatte â, aber die ärmeren müssen auf
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