Das Gold des Bischofs
kann nichts weiter sagen«, erwiderte Eilaf furchtsam, und in seiner Eile, alle Pflichten abzuschlieÃen und fortzukommen, schob er Geoffrey aus dem Weg.
»Ihr wisst offenbar eine Menge über die Stadt und ihre Beziehungen zur Abtei. Warum erzählt Ihr mir nichts davon?«
»Es steht mir nicht zu, Klatsch zu verbreiten. Es ist zu gefährlich.«
»Gefährlich?«, hakte Geoffrey nach. »Ist die Lage so furchtbar, dass selbst Reden gefährlich ist? So kann es doch nicht weitergehen! Vielleicht kann ich helfen.«
»Nein«, entgegnete Eilaf schroff. »Ihr werdet alles nur noch schlimmer machen, wenn Ihr Euch einmischt. Also lasst mich in Ruhe, bevor noch jemand uns hört. Ich will nicht eines Morgens aufwachen und mein Haus brennt, oder feststellen, dass jemand die Schafe ins Wintergemüse getrieben hat.«
»Und so etwas würde jemand tun, nur weil Ihr mit mir geredet habt?« Geoffrey war überrascht. Er wusste, dass die Abtei mächtig war. Aber damit war sie keine Ausnahme, und in anderen Städten hatten die Leute nicht solche Angst vor Vergeltung, wenn sie ihre Gedanken laut aussprachen.
Eilaf antwortete nicht, sondern schob Geoffrey beiseite, um sich zu vergewissern, dass das Fenster geschlossen war.
»Wenn Ihr Recht habt, so ist der Schaden schon angerichtet«, fuhr Geoffrey nüchtern fort. »Jemand hat gehört, wie wir uns unterhalten haben. Ihr habt also nichts mehr zu verlieren. Aber womöglich kann noch etwas unternommen werden, um die Macht der Abtei einzuschränken.«
Eilaf schnaubte verächtlich. »Und wer will das tun? Etwa Ihr? Ihr werdet bald wieder ins Heilige Land zurückkehren und uns vergessen. Oder Sheriff Durnais, der so tief in Turgots Geldbörse steckt, dass er selbst schon ein halber Mönch ist?«
»Durnais begünstigt die Abtei?« In dem Falle war auch Geoffreys Theorie über Flambards besondere Methode der Absicherung hinfällig: Wenn der Sheriff unter dem Einfluss des Priors stand, dann würde er den anderen Empfängern der Pergamente nicht auf die Finger schauen. Er würde Turgot machen lassen, was immer der wollte.
Eilaf lief durch das Kirchenschiff und drückte die Kerzenflammen zwischen den angefeuchteten Fingern aus. Geoffrey hielt ihn am Arm fest.
»Ich verspreche, Euch eine Anstellung zu vermitteln, damit Ihr nicht verhungern müsst. Aber ich muss wissen, was Ihr mir über die Abtei erzählen könnt. Ist etwa der Cellerar der Grund für all diese Schwierigkeiten?«
Eilaf versuchte, sich aus Geoffreys Griff zu befreien, aber er war zu schwach dazu. Nach einer Weile gab er es auf und starrte kläglich auf seine Stiefel. »Burchard bietet den Kaufleuten in der Stadt seinen Schutz an: Sie bezahlen ihn, und er sorgt dafür, dass ihnen und ihren Geschäften nichts Ãbles widerfährt.«
»Erpressung?«, fragte Geoffrey überrascht. »Weià Turgot davon?«
Eilaf holte tief Luft. »Ich hoffe nicht, denn er scheint kein schlechter Mensch zu sein. Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich ihm davon berichten sollte. Aber wann immer ich den Fuà in sein Haus setze, sage ich mir, dass er schon ein Narr sein müsste, um nicht über Burchards Machenschaften Bescheid zu wissen. Dann wäre es sinnlos, sich bei ihm zu beklagen â oder sogar gefährlich.«
Weià Turgot also von Burchards Taten?, fragte sich Geoffrey. Er kannte den Prior nicht gut genug, um eine Vermutung zu wagen. Turgot war bis zum äuÃersten entschlossen, wenn es um den Bau der Kathedrale und der Abtei ging, und er war immerhin bereit gewesen, sich Geoffreys Mithilfe durch Erpressung zu verschaffen. Als Mann der Kirche sollte er eigentlich gewissen Moralvorstellungen folgen. Aber das galt auch für Flambard, und den hielt das nicht von schmutzigen Machenschaften ab. Geoffrey wusste nicht, was er von Turgot halten sollte.
»Haben sich die Gemeindeglieder bei Euch darüber beklagt?«
»Allerdings. Sie haben mich gefragt, ob sie sich zusammentun und die Zahlung verweigern sollten, aber ich wusste genau, dass ihnen die Abtei dann überhaupt keine Waren mehr abnimmt und dafür andere zu Zahlungen nötigt. Die widerspenstigen Händler wären bald verarmt.«
»Hat Burchard tatsächlich gehandelt, oder hat er nur gedroht?«
»Er hat gehandelt. Wer sich ihm besonders unverblümt entgegenstellte, erlitt einen Unfall â dem einen brach
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