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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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der Majestäten von Spanien, der mächtigsten Herrscher der Welt. Ich suche den Weg nach Cathay und Cipango. Ich lade dich ein, auf mein Schiff zu kommen. Wenn du mir hilfst, den Weg zu finden, werde ich dich reich belohnen.«
    Er sah sehr beeindruckend aus mit seinen wehenden silbernen Haaren und den großen meergrauen Augen. Seine Stimme klang wieder so volltönend wie vor seiner Krankheit.
    »Übersetzt bitte, Señor Méndez.«
    Der Dolmetscher räusperte sich. Er begleitete seine Worte mit vielen ausdrucksstarken Gesten, während Pablo die Strickleiter über die Reling warf.
    Der alte Indianer rief den Ruderern einen Befehl zu. Sie brachten das Kanu längsseits. Der Alte ergriff die Leiter und stieg rasch und sicher empor. Er trug ebenso wie der Jüngling einen wadenlangen Rock aus Baumwolle und einen Mantel aus dünnem Leder, der aber nicht mit bunten, sondern mit leuchtend blauen Federn verziert war.
    Er war mager und sehnig, um seine schrägen, schmalen Augen knitterte die Haut, zwei tiefe Falten liefen von den Flügeln der flachen Nase zu den Mundwinkeln. Die langen schwarzen Haare waren am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen und fielen über den Rücken. Er neigte sich bis auf den Boden, als der Admiral sich umdrehte und auf ihn zukam.
    »Ich fühle mich sehr geehrt und freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist.« Don Christóforo Colón presste beide Hände aufs Herz und breitete beide Arme weit aus, um dem Gast seine Freude über sein Erscheinen zu verdeutlichen. »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dir einige Dinge aus meinem Besitz anschauen würdest. Hole den kleinen Kasten, Fernan. Und den Sack mit den Geschenken.«
    Diego Méndez übersetzte wieder. Pablo konnte nicht sagen, ob der alte Mann die Worte verstand, denn die Gesten hatten für sich gesprochen. Fernan brachte den kleinen Kasten und den Sack aus der Kajüte und der Admiral hielt dem Indianer erst einen kleinen Goldklumpen, dann eine Goldkette und eine handtellergroße Maske aus Gold entgegen.
    »Ich suche Gold.« Der Admiral sah den Alten erwartungsvoll an. »Gold in der Erde. Gold im Fluss. Oder Gold als Schmuck. So wie diese Kette oder der Anhänger.«
    Der Alte nahm jedes Stück in die Hand und untersuchte es. Alle beobachteten ihn gespannt. Schließlich zeigte er auf den Goldklumpen und wies nach Süden, wobei er gutturale Laute ausstieß, mit den Armen weit ausholende Bewegungen machte und dann auf den Schiffsboden zeigte.
    »Ich verstehe leider nur Bruchstücke«, sagte Diego Méndez. »Seine Sprache ist anders als die auf Española. Aber ich glaube, er sagt, dass es viel Gold bei den Kaziken im Süden gibt. Mehr Gold, als unser Schiff tragen kann.«
    Die Matrosen stießen sich begeistert mit den Ellbogen an und rückten näher.
    Der Indianer zeigte auf die Schmuckstücke und wies, eifrig sprechend, wieder nach Süden.
    »Er sagt, im Süden gibt es eine große Stadt mit vielen, vielen Menschen. So viele wie... ich hab den Vergleich nicht verstanden, aber es müssen sehr viele sein. Und alle tragen goldenen Schmuck.«
    Der Admiral nickte mit glänzenden Augen. »Gib mir die Gewürze, Fernan.«
    Nacheinander öffnete er die kleinen Säckchen und zeigte dem Alten Pfefferkörner, Zimtstangen, Koriandersamen, Chilischoten, Gewürznelken, Ingwerknollen. Der Indianer schnupperte an allen, wiegte zweifelnd den Kopf und zeigte schließlich wieder nach Süden.
    »Er sagt, er kennt sie nicht, aber die Leute in der großen Stadt haben Gewürze und wissen, wo sie wachsen.«
    Unter den Matrosen erhob sich ein unterdrücktes Murmeln.
    »Gold und Gewürze - wir werden alle reich!«
    »Mit Gewürzen kann man ein Vermögen machen!«
    »Wir füllen alle leeren Fässer mit Gold!«
    »Das ist der beste Ballast, den die Welt je gesehen hat.«
    Der Admiral warf den Männern nur einen Blick zu und sie verstummten.
    »Ich suche den Weg nach Cathay und Cipango. Hast du diese Namen schon einmal gehört? Cathay und Cipango?«
    Der Indianer wiederholte die Worte einige Male in einer verfremdeten Aussprache, dann sagte er fragend zwei Silben.
    Der Admiral fuhr zusammen. »Das klang doch fast so wie Groß-Khan, Señor Méndez, oder nicht?«
    »Hm, ich weiß nicht recht. Vielleicht.«
    Der Indianer wiederholte die Silben noch einige Male und zeigte wieder nach Süden. Für Pablo klang es eher wie »Inneres des Landes«, aber er war nicht sicher, und deshalb wagte er nicht, den Mund aufzumachen.
    »Ich höre ganz deutlich Groß-Khan«, sagte der Admiral

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