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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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bestimmt. »Warum soll der Name des mächtigsten Herrschers von Asien nicht bis an die Grenzen seines Reiches bekannt sein?«
    Er griff in den Sack, holte eine Kette aus Glasperlen heraus, die in der Sonne funkelten, und hängte sie dem Alten um den Hals. »Ich danke dir für diese gute Nachricht. Hier, das ist auch für dich. Das mögt ihr alle doch am liebsten.«
    Er überreichte dem Indianer ein kleines goldenes Glöckchen, wie es in Spanien die Jagdfalken um den Hals trugen. Der Alte lächelte wie ein Kind und ließ das Glöckchen klingeln.
    »Wirf ein paar Glöckchen ins Boot, Fernan. Und auch eine Kette. Dann haben sie eine Entschädigung. Wir segeln nach Süden.«
    Fernan beugte sich über die Reling. Der Admiral machte dem Piloten ein Zeichen. Der blies die entsprechenden Befehle auf der Pfeife. Die Wache hängte sich in die Seile. Die Segel schwangen herum.
    »Den Mann nehmen wir mit.« Der Admiral sagte das so gleichmütig, als ob er eine Selbstverständlichkeit ausspräche. »Wir brauchen einen Führer und einen Dolmetscher. Halt ihn fest, Pedro, diese Indianer sind tollkühn und schwimmen wie die Fische. Er ist imstande und springt von Bord, egal wie weit wir schon fort sind. Erklärt ihm, dass er in seine Heimat zurückkehren kann, wenn wir den Weg nach Asien gefunden haben, Señor Méndez. Versucht bis dahin, so viel wie möglich von seiner Sprache zu lernen.«
    Das Lächeln verschwand vom Gesicht des Alten, als Pedro ihm mit einem jähen Griff die Arme auf den Rücken drehte, sie mit einem Seil zusammenband und das am Fockmast festzurrte. Das Glöckchen fiel klingend auf den Boden. Innerhalb weniger Augenblicke war aus dem beschenkten Gast ein Gefangener geworden. Er stand stumm und reglos da, während die Capitana sich rasch vom Kanu entfernte.
    Dort erhob sich lautes Wehklagen und Jammern. Die Ruderer tauchten die Paddel ein und versuchten mit allen Kräften, das Schiff einzuholen, aber der Wind füllte die Segel und bald war das Kanu hinter den glitzernden grünen Wellen verschwunden. Der Alte drehte den Kopf und sah ihm hinterher, als ob er es immer noch erkennen könnte, während sich seine Augen langsam mit Tränen füllten, die über sein faltiges braunes Gesicht rollten.
    Pablo musste an Miguel in den Händen der Piraten denken und sein Herz krampfte sich vor Mitleid und Empörung zusammen.
    »Aber wir können ihn doch nicht einfach mitnehmen«, flüsterte er. »Das ist doch Menschenraub.«
    »Es war ein Befehl des Herrn Admiral, das hast du doch selbst gehört.« Señor Méndez zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Dagegen ist nichts zu machen. Ich werde dem armen Kerl jetzt erklären, dass er zurückdarf, das wird ihn hoffentlich beruhigen.«
    Aber der Alte rührte sich nicht, als der Dolmetscher zu ihm sprach, er wandte nicht einmal den Kopf. Unentwegt hielt er die Augen auf den Punkt gerichtet, an dem das Kanu verschwunden war, stundenlang, bis die Sonne beim Untergang eine breite goldene Straße auf das Meer warf, die Schiff und Kanu noch einmal zu verbinden schien. Erst dann ließ er den Kopf auf die Brust sinken und setzte sich langsam auf die Fersen.
    »Ich glaube, er hat jetzt eingesehen, dass er vorläufig bei uns bleiben muss. Binde ihn los, Pablo.«
    Als Pablo das Seil aufknotete, sah er, dass es tiefe Kerben in der Haut hinterlassen hatte. Das war wieder typisch Pedro! Es hätte doch wirklich genügt, den Indianer anzubinden, statt ihn zu fesseln wie einen Verbrecher. Er rieb dem Alten kräftig beide Handgelenke. Der sah ihn überrascht, fast ungläubig an. Als Diego Méndez jetzt mit ihm redete, schien er zuzuhören. Er nickte sogar, als dieser von einer Heimkehr sprach.
    »Es tut mir Leid, dass du gebunden wurdest, alter Mann. Dieser Junge heißt Pablo. Er will auch deine Sprache lernen, genau wie ich.«
    Er zeigte noch einmal auf Pablo und wiederholte seinen Namen, dann auf sich: »Señor Méndez.«
    Der Indianer wiederholte die Namen und legte die Hand auf seine Brust. »Yumbeh. Ich Yumbeh.«
    Er wies das Essen, das Pablo ihm brachte, mit Abscheu zurück, und der Junge konnte ihn gut verstehen. An verwurmtem Käse und steinhartem Zwieback war wirklich nichts Verlockendes. Aber den starken gelben Wein kostete er neugierig und trank dann einen ganzen Becher.
    In den nächsten Tagen verbrachten Diego Méndez und Pablo jede freie Minute mit Yumbeh. Der Admiral hatte befohlen, ihn bei einem guten christlichen Namen, nämlich Juan, zu rufen und ihm die Bedeutung des himmlischen

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