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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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- tom - tom, tom, tom.
    Er drehte sich zu Fernan um. »Hörst du das auch?« »Schon den ganzen Tag.« Fernan kippte zwei Eimer mit Kies und Sand auf den Boden der Hütte. Die hatte er gerade vom Ufer heraufgeschleppt, um das Gras darunter zu ersticken und einen trockenen Grund zu schaffen. »Klingt unheimlich, finde ich. Gestern hab ich noch gedacht, ich würde mir’s einbilden. Da war’s auch weiter weg. Aber heute ist es näher und jetzt bin ich mir ziemlich sicher. Das sind Trommeln.«
    »Maul halten!«, schnauzte Pedro de Ledesmo. »Ihr sollt arbeiten, nicht schwatzen. Ich will heute Nacht endlich in dieser Hütte schlafen, also beeilt euch gefälligst, sonst mache ich euch Beine.«
    »Das glaubst du wohl selbst nicht! In dieser Hütte? Du schläfst doch schon seit Wochen an Land, und bestimmt nicht immer in derselben Hütte, wie ich dich kenne.« Sein Kumpel Alejo lachte dröhnend. »Übrigens, freu dich nicht zu früh auf deinen Harem, Pedro. Wenn du Pech hast, musst du doch zurück nach Spanien. Angeblich will die ganze Besatzung hier bleiben, deshalb soll ausgelost werden, wer fährt und wer bleibt.«
    »Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich wirklich bleiben will.« Pedro klatschte sich mit der flachen Hand ins Gesicht und betrachtete sie wütend. »Schau dir das an! Das ist mein Blut! Die Biester fressen mich noch auf. Warum hat mir nie jemand ein Wort von Moskitos gesagt?«
    »Ausnahmsweise muss ich dir einmal zustimmen, Pedro.« Wenn Diego Méndez mit dem Bordschützen sprach, wussten die Jungen nie, ob er sich über ihn lustig machte. »In den Berichten von Indien war immer nur die Rede von süßen Wohlgerüchen, Wolken von Schmetterlingen und schillernden Vögeln. Aber nie von Moskitos. Sie sind tatsächlich so blutgierig wie Raubtiere. Es gibt allerdings ein Mittel dagegen, wie mir die Eingeborenen verraten haben. Fällt dir nicht auf, dass meine Haut von fast indianischer Dunkelheit ist? Ich habe sie mit einer Paste aus Fett und Erde eingerieben; die verscheucht alle Insekten.«
    Pedro musterte den Dolmetscher kopfschüttelnd. »Ich bin ein spanischer Soldat, kein indischer Halbaffe. Am Ende ist irgendein Zauber in diesem Teufelszeug. Da lasse ich mich doch lieber stechen.«
    »Du triefst auch lieber vor Schweiß, wie ich sehe. Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, dass Helm und Brustpanzer nicht gerade die geeignete Bekleidung sind in diesem Klima?«
    Pedro sah ihn lauernd an. »Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr die nackten Wilden vernünftiger findet als mich? Das müsst Ihr mal den Herren von der Inquisition erzählen, wenn Ihr nach Spanien kommt.«
    Pablo und Fernan hielten den Atem an.
    »Ich komme vorläufig nicht nach Spanien. Der Herr Admiral hat geruht, mich zum zweiten Kommandanten von Fort Belén zu ernennen, nach dem Herrn Adelantado«, sagte Diego Méndez ruhig. »Die Männer für die Rückfahrt sollen morgen ausgelost werden. Aber die drei Schiffe müssen erst einmal entladen werden. Die Flussmündung ist im Laufe der letzten Wochen derartig versandet, dass die Schiffe nur leer über die Sandbank kommen können.«
    »Alle Schiffe entladen? Ja, und dann?«
    »Dann müssen sie natürlich wieder beladen werden, du Schlaukopf«, sagte Alejo. »Oder willst du auf der Rückfahrt von Luft und Liebe leben?«
    »Also, wir schleppen alles an Land und dann bugsieren wir die Kähne über die Sandbank ins offene Meer und dann karren wir alles bis dorthin und schleppen es wieder an Bord? Das dauert ja Tage!«, maulte Pedro.
    »Der Herr Admiral will so bald wie möglich aufbrechen. Deshalb lasst die Arbeit hier erst einmal liegen und macht euch ans Entladen. Die Hütten können wir später fertig bauen. Und ihr zwei kommt mit mir, Pablo und Fernan.«
    Pedro machte ein finsteres Gesicht und wischte sich eine Schicht von Moskitos von der schweißnassen Stirn. Er murmelte etwas vor sich hin, das wie »Hätschelknaben« und »Extrawurst« klang, aber das war den Jungen egal. Señor Méndez führte die beiden an den Fluss, wo schon ein Kanu mit indianischen Paddlern auf sie wartete.
    »Ich habe in den letzten Tagen hunderte von Kanus mit Indianern gesehen, die alle den Fluss hinabkamen. Die Männer hatten rot bemalte Körper und geschwärzte Gesichter, die Haare waren mit Federn geschmückt. Meine Freunde aus dem Dorf haben mir erklärt, dass die Trommeln zum Krieg rufen und dass sie gegen einen feindlichen Stamm im Norden ziehen.« Der Dolmetscher saß so gelassen im Kanu, als ob er auf einer

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