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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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machten sie ihm respektvoll Platz, als er sich näherte. Die Männer beobachteten ihn wachsam, während der Ausdruck, mit dem die Frauen ihn musterten, von offener Angst bis zu unverhohlener Neugier reichte.
    Bondaruk blieb wieder stehen und tippte gegen die Glasscheibe der Vitrine. »Der Kris«, sagte er zu niemand Bestimmtem. »Die traditionelle Waffe des Malaien. Wunderschön mit ihrer gekrümmten Klinge, aber doch nicht allzu praktisch. Mehr zur Zierde als zum Töten.« Er schritt weiter, stoppte dann jedoch abermals. »Dies ist ein besonders schönes Stück: der chinesische Dao. Wahrscheinlich die beste Nahkampfwaffe, die jemals hergestellt wurde.«
    Er setzte seinen Weg fort und hielt alle paar Schritte erneut an, um sich zu der ein oder anderen Waffe zu äußern. Dabei lieferte er entweder einen kurzen geschichtlichen Abriss oder seine persönliche Bewertung ihrer Wirksamkeit. Als er sich dem Ende der Vitrine näherte, trat Sam wie zufällig ein paar Schritte zurück und zog Remi mit sich, so dass sie schließlich mit den Rücken an der Wand standen. Bondaruk, dessen Gesicht von der Glasscheibe reflektiert wurde, bog um die Ecke und verharrte, um eine zwei Meter lange Hellebarde zu bewundern. Er war jetzt weniger als zwei Meter von ihnen entfernt.
    Remi verstärkte den Griff ihrer Hand um den Unterarm ihres Mannes. Sam, den Blick starr auf Bondaruk gerichtet, spannte sich an und bereitete sich darauf vor, sofort anzugreifen, falls Bondaruk sich zu ihnen umwenden sollte. Dass er sie sofort erkennen würde, stand außer Zweifel. Die Frage war jedoch, ob Sam ihn überwältigen und als menschlichen Schild würde benutzen können. Ohne diesen Vorteil würden die Wachen sie innerhalb von einer Minute außer Gefecht setzen.
    Schließlich sagte Bondaruk: »Die Hellebarde: Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Briten eine Waffe erfunden haben, die gleichermaßen hässlich und auch weitgehend wirkungslos ist.«
    Die Gäste lachten verhalten und äußerten murmelnd ihre Zustimmung, dann aber setzte sich Bondaruk wieder in Bewegung. Er kam um die Ecke und schlenderte an der anderen Seite des Glaskastens entlang. Nach einigen weiteren Kommentaren ging er zur Tür, wandte sich zu seinen Gästen um, nickte kurz und verließ den Raum.
    Remi atmete zischend aus. »Er hat wirklich eine enorme Ausstrahlung. Das muss ich ihm lassen.«
    »Reine Grausamkeit«, murmelte Sam. »Er trägt sie wie einen Mantel. Man kann sie fast riechen.«
    »Den gleichen Geruch habe ich auch schon bei Cholkow wahrgenommen.«
    Sam nickte. »Das stimmt.«
    »Für einen kurzen Moment habe ich geglaubt, du würdest dich auf ihn stürzen.«
    »Für einen kurzen Moment habe ich auch ernsthaft daran gedacht. Jetzt komm, machen wir uns lieber auf die Suche nach dem, weshalb wir hierhergekommen sind, bevor ich es mir noch anders überlege.«

39
    Je weiter sie in der Villa nach Westen vordrangen, desto weniger Gäste begegneten ihnen. Während der Grundriss des Gebäudes und seiner Flügel einem Friedenssymbol entsprachen, war der Hauptteil des Hauses ein Oktagon mit Wohnräumen, Salons, Arbeitszimmern und Bibliotheken, die um eine zentrale Halle herum angeordnet waren. Nachdem sie sich zwanzig Minuten lang einen Überblick verschafft hatten, gelangten sie in ein Observatorium, in dem zahlreiche Topfpflanzen standen und dessen halbhohe Wände unter einem dichten Vorhang blühender Hängepflanzen verschwanden. Durch die gewölbte Glaskuppel konnten sie den mit diamantenfunkelnden Sternen übersäten samtschwarzen Himmel sehen. Links von ihnen und durch deckenhohe Glastüren zu erreichen, erstreckte sich eine von Zierhecken gesäumte Terrasse.
    In der nordwestlichen Wand befand sich eine einzelne Tür. Sie unternahmen einen Rundgang durch das Observatorium, suchten nach versteckten Kameras und vergewisserten sich, dass sie allein waren. Dann gingen sie zur Tür. Sie war verschlossen.
    Sam griff in die Tasche, um seinen Satz Dietriche hervorzuholen, als eine Stimme hinter ihm sagte: »Entschuldigen Sie, Sir, darf ich erfahren, was Sie da tun?«
    Sam dachte nicht lange nach, sondern reagierte rein instinktiv. Er wirbelte zu dem Mann herum und schimpfte in einem, wie er hoffte, überzeugend klingenden Russisch mit englischem Akzent: »Endlich! Wo waren Sie? Wissen Sie, dass die Sensoren, die die Luftfeuchtigkeit da drin konstant halten, ausgefallen sind?«
    »Entschuldigen Sie …«
    »Sie gehören doch zum Wachdienst, nicht wahr?«
    »Ja,

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