Das Gold von Sparta
auf.
Ein weiterer runder Raum, dieser mit einem Durchmesser von zehn Metern und mit poliertem Nussbaum getäfelt. Der Fußboden war mit einem – allem Anschein nach – handgeknüpften türkischen Teppich bedeckt.
»Das ist ein Dosemealti«, flüsterte Remi.
»Wie bitte?«
»Der Teppich. Es ist ein Dosemealti – sie werden von Yoruknomaden hergestellt. Sehr selten und sehr teuer. Ich habe im letzten Monat einen Artikel darüber gelesen. Auf einem Quadratmeter von dieser Teppichart befinden sich an die zweihunderttausend Knoten, alle von Hand geknüpft.«
»Beeindruckend.«
»Aber irgendetwas sagt mir, dass der Teppich trotzdem nicht das wichtigste Stück in diesem Raum ist.«
»Sag bloß.«
Vor den gekrümmten Wänden standen Glaskästen in regelmäßigen Abständen. Jeder enthielt ein anderes militärisches Ausstellungsstück, das auf einem kleinen Marmorpodest zum Betrachten einlud. Der Raum war bis auf je eine Halogenlampe in jedem Glaskasten dunkel. Im Gegensatz zum Schwertzimmer war an der Gestaltung des Raumes zu erkennen, dass diese Sammlung ausschließlich für Bondaruks Augen bestimmt war. Jeder mögliche Zweifel daran wurde durch den einzelnen hochlehnigen Ledersessel beseitigt, der genau in der Mitte des Raumes stand.
»Das Ding sieht wie ein Thron aus, nicht wahr?«, sagte Sam.
»Genau das habe ich auch gerade gedacht.«
Sie trennten sich und sahen sich die einzelnen Artefakte in den Vitrinen an. »Hier gibt es einen so genannten Gerron«, sagte Sam über die Schulter und blieb vor einem Glaskasten stehen, in dem ein hoher, ovaler Schild aus Weidengeflecht und Leder ausgestellt war. »Er wurde von persischen Soldaten benutzt.«
»Ich habe hier drüben ein persisches Schwert«, sagte Remi auf der anderen Seite des Raums. »Es wird Akinakes genannt. Getragen wurde es von den persischen Unsterblichen des Achämenidenreichs.«
»Sieht ganz so aus, als sei diese Ausstellung einem bestimmten Thema gewidmet. Ich habe hier drüben eine Sagaris. Das ist eine persische Streitaxt – ebenfalls aus der Zeit des Achämenidenreichs.«
Sie setzten ihren Rundgang fort und lasen sich gegenseitig die Texte auf den Namensschildern laut vor. Schilde, Speere, Dolche, Langbogen … alle Stücke aus der persischen Achämenidendynastie von Xerxes I.
»Ich glaube, hier frönt jemand einem gewissen Fetischismus«, stellte Remi fest, als sie an der Tür wieder zusammenkamen.
»Das glaube ich auch«, pflichtete Sam ihr bei. »Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir gerade die Leiche in Bondaruks Keller gefunden, nach der wir schon die ganze Zeit suchen.«
»Durchaus möglich, aber das führt zwangsläufig zu der Frage: Was hat das alles mit Napoleons Verschollenem Dutzend zu tun?«
Sie kehrten zu der Rotunde mit dem blauen Teppich zurück. Remi kauerte sich vor die rechte Tür, zog sie auf und wagte einen kurzen Blick. »Hat sich nichts verändert.«
»Okay, dann machen wir das folgendermaßen«, erklärte Sam eilig. »Sobald ich reingehe und wenn der Kameraschwenk beendet ist, schließ die Tür und such dir ein Versteck. Es könnte bedeuten, dass sie etwas bemerkt haben und dass irgendwelche Wachen hierher unterwegs sind.«
»Und was ist mit dir?«
»Denk lieber an dich. Ich folge dir auf dem Fuße.«
Sie tauschten die Plätze an der Tür. Sam wartete, bis die Kamera weit nach rechts geschwenkt war, dann schlängelte er sich auf dem Bauch durch den Türspalt. Er rollte sich weiter, bis er mit dem Rücken die Wand berührte, an der entlang er bis zur nächsten Tür weiterrobbte.
Nun konnte er auch das leise Summen des Schwenkmotors der Kamera hören. Remi, die nun wieder neben der Tür kniete, tippte mit einem Fingernagel zweimal auf den Fußboden: Die Kamera ist weg. Langsam drehte Sam den Kopf, bis er durch die Glasscheibe blicken konnte. Er überprüfte die Decke und die Wände über den PC-Arbeitsplätzen, ob Kameras zu sehen waren; doch er konnte keine entdecken. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie die Kamera wieder zurück und in seine Richtung schwenkte. Remi tippte einmal mit dem Fingernagel – die Kamera kommt –, und er duckte sich.
Fünf Sekunden verstrichen. Remi tippte zweimal. Sam streckte die Hand aus und probierte den Türknauf. Die Tür war nicht abgeschlossen. Er rollte sich nach links und richtete sich auf die Knie auf. Dabei achtete er darauf, dass sein Kopf unterhalb der Glasscheibe blieb. Er wartete, bis Remi wieder zweimal tippte, dann drehte er den Knauf, drückte die Tür
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