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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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der Tunneldecke. Vom Wind erfasst wälzte sie sich durch die Tunnelkreuzung und in die Seitengänge hinein.
    Hustend und mit tränenden Augen zogen sich Sam und Remi von den Loren zurück. »Wenn sie davon nicht aufgehalten werden, dann weiß ich es auch nicht«, sagte Sam.
    »Können wir denn endlich mal diese Party verlassen?«, fragte Remi.
    »Bitte nach dir.«

    Sie rannten durch den Tunnel und machten an seiner Mündung Halt. Draußen hatte sich der Nebel teilweise aufgelöst, die Erosionsbrücke wurde vom Mond beschienen. Wellen leckten leise plätschernd an der Klippenwand. Trotz des Windes wälzte sich die Qualmwolke durch den Tunnel auf sie zu. Begleitet wurde sie vom heftigen Husten und Würgen ihrer Verfolger.
    »Wenn wir im Wasser sind, lassen wir uns einfach mit der Gezeitenströmung treiben. Sie verläuft an der Küste entlang von Norden nach Süden. Balaklawa liegt nur fünf Kilometer entfernt an der Küste. Dort gehen wir an Land.«
    »In Ordnung.«
    »Hast du noch den Ausdruck?«
    Remi klopfte auf ihren Bauch. »Der ist in Sicherheit.«
    Sam trat an den Rand der Öffnung und blickte nach unten. Da schlug eine Kugel dicht neben seinem Kopf in der Felswand ein. Er zuckte zurück, und sie ließen sich fallen.
    Remi sog zischend die Luft ein. »Was zur Hölle …«
    »Da unten ist ein Patrouillenboot«, murmelte Sam. »Es lauert direkt unter der Felsleiter.«
    »Wir sitzen in der Falle.«
    »Einen Teufel tun wir. Komm.«
    Er zog Remi auf die Füße, dann rannten sie durch den Tunnel zurück. »Willst du mir nicht verraten, was du vorhast?«, keuchte Remi.
    »Keine Zeit. Du wirst schon sehen. Bleib nur auf dem Gleis.«
    Mit jedem Schritt wurde der Qualm dichter, bis ihnen nicht einmal mehr ihre Taschenlampen eine Hilfe waren. Hand in Hand rannten sie weiter, die Köpfe gesenkt und die Augen zum Schutz vor dem Qualm zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen.
    »Wir sind fast da«, rief Sam und streckte seine freie Hand aus.
    Das Würgen und Husten wurde lauter und schien von allen Seiten zu kommen. Eine Stimme rief etwas auf Russisch, eine andere antwortete auf Englisch: »Zurück … alle zurück …!«
    Sam stolperte, stürzte und riss Remi mit sich. Sie kämpften sich auf die Füße und rannten weiter. Seine tastende Hand stieß gegen etwas Heißes – er zog sie zurück. Dann sank er auf die Knie und zog Remi neben sich. Irgendwo in nächster Nähe knirschten Stiefel auf Geröll. Ein Lichtstrahl schnitt durch den Qualm und verschwand wieder.
    »Was ist los?«, flüsterte Remi.
    Anstelle einer Antwort klopfte Sam mit den Fingerknöcheln gegen die Erzlore. »Zieh den Smoking aus.« Sie gehorchte. Sam schob die Hände von außen in die Ärmel und verdrehte den Smoking zu einer Stoffkugel. »Topfhandschuhe«, erklärte er.
    Jetzt begriff Remi. »Eine Wasserbombe.«
    »Du hast es erfasst.«
    »Kluges Kind.«
    »Sobald ich das Ding in Bewegung gesetzt habe, schiebst du mich von hinten.«
    »Okay.«
    Geduckt begab sich Sam ans andere Ende der Lore, spreizte die Beine, stemmte die durch den Smoking geschützten Hände gegen die Stahlwandung der Lore und drückte mit aller Kraft. Der Karren rührte sich keinen Millimeter. Er versuchte es noch einmal. Nichts. Er hörte ein metallisches Klicken, dann Remis Flüsterstimme. »Die Räder wurden durch die Bremse blockiert. Versuch es noch einmal.«
    Sam holte tief Luft, biss die Zähne zusammen und stemmte sich gegen die Lore. Mit einem Quietschen ruckte der Karren vorwärts. Ein Gewehrschuss hallte durch den Tunnel, aber Sam achtete gar nicht darauf und setzte seine Bemühungen einfach fort. Er kam an Remi vorbei, sie reihte sich hinter ihm ein, legte die Hände auf seinen Rücken und unterstützte ihn. Die Lore nahm Tempo auf. Vom Wind erfasst wurden die Flammen und der Qualm wie ein Kometenschweif über ihre Köpfe geweht.
    Plötzlich zerfaserte der Qualm. Vor ihnen, keine fünf Meter entfernt, erschien die Tunnelmündung. »Bremsen!«, brüllte Sam, lehnte sich zurück und grub die Fersen ins Gleisbett. Remi, die Hände hinter seinen Gürtel gehakt, folgte seinem Beispiel. Ihr Körpergewicht sorgte dafür, dass der Karren langsamer wurde. Die Tunnelöffnung raste auf sie zu. Vier Meter … drei Meter … zwei Meter … Sam führte in Gedanken eine schnelle Berechnung durch und entschied dann, dass der Schwung ausreichte und … ließ los. Sie stolperten rückwärts, landeten unsanft auf dem Schotter des Gleisbetts und blickten gerade noch rechtzeitig hoch, um

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