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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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jeweilige Pythia vom Dienst, gewöhnlich eine Einheimische, die zeitweise als irdisches Sprachrohr des Orakels diente, um Rat.
    In jüngster Zeit haben Wissenschaftler den Schleier des Magischen über Delphi gelüftet, indem sie die Vermutung äußerten, dass die anscheinend allwissende Trance, in die jene Pythia verfiel, tatsächlich durch Dämpfe aus Methan, Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff erzeugt wurde, die durch Spalten aus dem Gestein unter dem Tempel aufstiegen.
    Delphi anzugreifen hätte Xerxes’ allgemein üblicher Vorgehensweise durchaus entsprochen, wie Sam und Remi wussten. Delphi zu plündern und zu brandschatzen wäre gleichbedeutend mit der Schändung der griechischen Götter gewesen und durchaus mit dem vergleichbar, was er in Babylon mit dem Götzenbild von Bel-Marduk getan hatte.
    Remi fuhr fort: »Kurz nachdem er die Spartaner bei den Thermopylen besiegt hatte, setzte Xerxes ein Bataillon von siebentausend Mann in Marsch, um Delphi zu zerstören. Wie eine Legende erzählt, wurden sie durch einen Erdrutsch davon abgehalten, den Apollo ausgelöst haben soll.«
    »Was zutreffen, aber auch nicht zutreffen kann, wenn ich mich an meine Vorlesungen in Frühgeschichte jetzt richtig erinnere.«
    Remi nickte. »Darüber kann man hitzige Diskussionen führen. Okay, halten wir uns an unsere Annahmen und fantasieren wir noch etwas weiter. Was wäre, wenn Xerxes’ Vernichtungskommando nicht abgewehrt wurde? Was hätten sie sich genommen?«
    »Die Pythia selbst, aber wenn Bondaruk nicht gerade nach einem Skelett sucht, dürfte das eher unwahrscheinlich sein. Was wäre denn mit dem Omphalos?«
    Der Omphalos – oder Nabel – war ein hohler ananasförmiger Stein, der angeblich die Kopie eines Steins sein soll, den Zeus’ Mutter, Rhea, in Windeln gewickelt hat, um Zeus’ Vater, Kronos, zu täuschen, der wütend vor Eifersucht das Neugeborene hatte töten wollen.
    Mitten im Tempel von Delphi aufgestellt, gestattete der Omphalos angeblich eine direkte Kommunikation mit den Göttern. Doch auch in diesem Fall vertraten manche Wissenschaftler eine völlig andere Theorie, derzufolge er im Grunde nicht mehr bewirkte, als dass durch seinen Hohlraum halluzinogene Gase in die Lunge der Pythia geleitet wurden.
    Remi schüttelte den Kopf. »Fehlanzeige. Es gibt zahlreiche glaubwürdige Aufzeichnungen, dass der Omphalos den Krieg unbeschadet überstanden hat. Das Problem ist: Wer kennt die Wahrheit? Wenn die Briten es geschafft hätten, während des Krieges von 1812 die Unabhängigkeitserklärung an sich zu bringen, hätte sich die Regierung der Vereinigten Staaten sicher nicht danach gedrängt, dies in der Öffentlichkeit einzugestehen.«
    »Das ist wahr. Was gäbe es sonst noch?«
    »Nun, es gab zahlreiche Schatzhäuser in Delphi. Vor allem zwei müssen besonders reichlich gefüllt gewesen sein, nämlich das Schatzhaus der Argiver und das Schatzhaus der Siphnier. Sie hatten eine religiöse und kulturelle Bedeutung, aber im Grunde genommen kann man sie mit unseren heutigen Banken vergleichen: Aufbewahrungsorte für Gold und Silber.«
    Sam zuckte die Achseln. »Auch das wäre mög lich, aber Cholkow sagte doch, Bondaruk sei hinter einem Familienerbe her. Das klingt in meinen Ohren um einiges persönlicher als die Beute aus einer Bank, wenn sie auch aus dem Altertum stammt.«
    »Außerdem meinte er, er wolle etwas beenden, das vor langer Zeit begonnen wurde. Das klingt doch ganz nach einer Mission.«
    Sam nickte und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. »Mein Gehirn streikt allmählich. Lass uns für heute Feierabend machen. Morgen ist auch noch ein Tag.«

    Knapp fünfzig Kilometer weiter nördlich verließ Cholkow die Fluggastbrücke und betrat die Flughafenhalle. Dabei schaltete er sein BlackBerry ein, um seine Sprachnachrichten abzuhören. Abrupt blieb er stehen und starrte auf das Display. Die drei Männer in seiner Begleitung taten das Gleiche.
    »Was ist los?«, fragte einer von ihnen.
    Anstelle einer Antwort grinste Cholkow, ging mit eiligen Schritten zu einer Sesselgruppe in der Nähe und setzte sich. Er holte einen Laptop aus dem Aktenkoffer, schaltete ihn ein und tippte dann auf einige Tasten. Nach einer halben Minute murmelte er: »Erwischt!«
    »Haben Sie sie gefunden?«
    »Die Fargos sind trotz allem wohl doch nicht so schlau, wie sie meinen, hm?«, murmelte er halblaut. Er blickte zu seinen Begleitern hoch. »Sie sind gar nicht so weit entfernt in Richtung Süden … in Bayern. Wir sollten sie nicht

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