Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
Vom Netzwerk:
umsetzen und hoffen, dass mögliche Hilfe eintraf, ehe der Rauch sie vergiftet hätte.
    Nach vier Stunden – laut Sams Uhr um kurz vor zwei Uhr morgens – waren sie fast fertig. Sie standen an der Kante des Piers und betrachteten ihr Werk.
    Zwei vierfach geflochtene Seile, eins war am Bug des U-Boots befestigt und das andere an ihren Heckhaken, reichten aus dem Wasser bis zur Decke, wo Remi, die hervorragend klettern konnte, jede Leine durch eine Laufstegöse an der Decke gefädelt hatte. Von dort verlief das Seil nach unten und war an einem Kabel unter dem Laufsteg befestigt. Die vertikalen Haltekabel waren ihrerseits durch ein sorgfältig konstruiertes, aus Seilen geknüpftes Spinnennetz untereinander – jeweils in der Mitte – verbunden. An einem der Kabel, nämlich demjenigen, das von den Leinen am U-Boot am weitesten entfernt war, hatte Sam eine ihrer Pressluftflaschen befestigt.
    »Also«, sagte Remi, »gehen wir noch mal alles durch. Du schießt auf die Flasche, der Treffer trennt die Kabel durch, der Laufsteg fällt herab, das U-Boot wird hochgehievt, und das Wasser rinnt heraus. Soll es so ablaufen?«
    »Mehr oder weniger. Die Pressluftflasche wird nicht explodieren, aber sie wird abgehen wie eine Rakete. Wenn ich die Flasche richtig befestigt habe, müsste das Drehmoment die geschwächten Seile durchtrennen. Darüber hinaus ist alles nur noch reine Mathematik und … Chaos-Theorie.«
    Das Gewicht des U-Boots mitsamt dem eingeschlossenen Wasser sowie das Gesamtgewicht der Laufstege und die Bruchfestigkeit der Kabel zu schätzen, hatte Sam einige Kopfschmerzen bereitet, aber er war sich seiner Sache ziemlich sicher. Mit Hilfe einer altertümlichen und verrosteten, aber immer noch verwendbaren Eisensäge hatte er elf der achtzehn vertikalen Laufstegkabel zur Hälfte durchtrennt.
    »Und Schwerkraft«, fügte Remi hinzu und hakte sich mit einem Arm bei Sam unter. »Egal ob du gewinnst oder verlierst, ich bin stolz auf dich.« Sie reichte ihm den Revolver. »Es ist deine Mausefalle. Dir gebührt alle Ehre.«
    Sie kletterten hinter die schützende Brustwehr aus Kisten, die sie am Ende des Piers aufgestapelt hatten, und vergewisserten sich, dass sie bis auf Sams Schießscharte dicht war.
    »Bereit?«, fragte er.
    Remi hielt sich die Ohren zu und nickte.
    Sam legte seine Pistolenhand auf den anderen Unterarm, zielte und drückte ab.
    Der Pistolenknall wurde sofort von einem Wummppwusschhh, einem Lichtblitz, dem Kreischen von gepeinigtem Stahl und einem donnerähnlichen Krachen überdeckt.
    Sam und Remi hoben die Köpfe über die Brustwehr, konnten jedoch für mindestens zehn Sekunden nichts anderes als einen wallenden Wassernebel erkennen, der die Höhle ausfüllte. Langsam klarte er auf. Sie kletterten aus der Deckung, gingen zum Rand des Piers und blickten nach unten.
    »Ich hatte nie daran gezweifelt«, murmelte Remi.
    Das Kleinst-U-Boot UM-77 der Marder-Klasse, das die letzten sechzig Jahre seines Lebens auf dem Grund einer Meereshöhle zugebracht hatte, lag absolut aufrecht da, während Wasser aus seinen Flutventilen rauschte.
    »Wunderschön«, war alles, was Sam dazu einfiel.

20
    Mit einem lauten Dröhnen, dessen Widerhall Sam und Remi in ihren Köpfen spürten, rutschte das U-Boot über einen weiteren Felsbrocken, kippte nach Backbord, richtete sich dann wieder auf, wurde weitergeschoben und tauchte wieder in das Hauptgerinne des Flusses. Wasser spülte über die Acrylglaskuppel, trübte für einen kurzen Moment Sams Gesichtsfeld, aber dann wurde die Sicht wieder klar. Er knipste die Taschenlampe an und richtete den Lichtstrahl auf den Bug, konnte jedoch auf beiden Seiten nur Felsgestein vorbeigleiten und die Bugspitze in weißer Gischt verschwinden sehen. Ungeachtet des Ernstes ihrer Lage und der tödlichen Gefahr, in der sie schwebten, glich das Ganze einer Karussellfahrt in Disney World, dachte Sam.
    »Geht’s dir gut dahinten?«, rief er.
    Remi, die hinter dem Cockpitsitz lag und die Arme gegen die Rumpfhülle stemmte, rief zurück: »Traumhaft! Wie lange sind wir schon unterwegs?«
    Sam sah auf die Uhr. »Zwanzig Minuten.«
    »Mein Gott, ist das alles?«
    Nachdem sie sich von dem gelinden Schock, dass ihr Plan tatsächlich funktionierte, erholt hatten, waren Sam und Remi ins Wasser gestiegen und hatten sich an die Bugleine des U-Boots gehängt, um die Nase des Bootes noch ein wenig anzuheben, so dass auch das restliche Wasser herauslaufen konnte. Danach war Remi hineingeklettert und hatte beide

Weitere Kostenlose Bücher