Das Gold von Sparta
erfuhr, was mit ihm geschah. Darum danke ich Ihnen.«
»Der Grund, weshalb wir hier sind, ist aber der Wein«, sagte Remi.
»Der Wein? Oh, Sie meinen die Flaschen … ja, wir wollten nach Beendigung der Mission damit feiern. Soll das heißen, dass sie die Zeit überdauert haben?«
Remi nickte. »Eine an Bord des UM-34 und eine an Bord der Ilsa.«
»Und die dritte? Haben Sie die auch gefunden? Da Manfred die schwierigere der beiden Missionen hatte, hatte ich ihm zwei Flaschen gegeben.«
»Wir fanden eine Scherbe in der Nähe der Stelle, wo das U-Boot auf dem Meeresgrund lag. Wir haben keine Ahnung, wie sie aus dem Boot herausgelangt sein kann.«
Müller zuckte die Achseln. »Die Wirren des Krieges.«
»Nur so aus Neugier«, sagte Sam, »können Sie uns etwas über Ihre Mission erzählen? Was hatten Sie und Böhm beabsichtigt?«
Müller runzelte die Stirn und dachte nach. Einige Sekunden verstrichen, dann gab er sich einen Ruck. »Ich denke, jetzt macht es wirklich nichts mehr aus … Es war eine absurde Aufgabe, wirklich, die sich der Führer offenbar persönlich ausgedacht hatte. Manfred sollte bis in die Chesapeake Bay vordringen und die Marinebasis in Norfolk angreifen. Gleichzeitig sollte ich das Munitionsdepot in Charleston aufs Korn nehmen. Aber Ilsa hatte Probleme mit der Schraube, daher wurden wir aufgehalten. Ehe wir den Schaden aber reparieren konnten, wurden wir nach Bremerhaven zurückbeordert. Den Rest kennen Sie ja, das mit der Lothringen und so weiter.«
»Haben Sie Rum Cay zwecks Umrüstungsarbeiten angelaufen? Und welcher Art waren diese Arbeiten?«
»Der Plan sah vor, größere Batterien einzubauen und so die Reichweite der Boote zu vergrößern. Noch so ein idiotisches Vorhaben. Manfred und ich, wir wussten genau, dass diese Missionen der reinste Selbstmord waren.«
»Warum haben Sie sich dann freiwillig dazu gemeldet?«
Müller zuckte die Achseln. »Aus Pflichtgefühl. Aus jugendlichem Überschwang. Keiner von uns hatte viel für Hitler oder die Partei übrig, aber es war immer noch unser Vaterland. Wir wollten dafür tun, was wir konnten.«
»Wir hatten gehofft, Sie könnten uns mehr über die Flaschen erzählen«, sagte Remi. »Woher kamen sie?«
»Warum?«
»Wir sind Sammler. Es hat sich herausgestellt, dass sie sehr alt und besonders wertvoll waren.«
Müller lachte verhalten. »Das wusste ich nicht. Na ja, ich hätte mir eigentlich denken können, dass sie irgendwie wichtig waren. Mein Bruder Karl gab sie mir, bevor wir aus Bremerhaven ausliefen. Er erzählte mir, er habe sie hier gefunden – er war in der Armee gewesen und gehörte zur Besatzungsmacht.«
»Wo genau hat er sie gefunden?«
»Lassen Sie mich mal überlegen …« Müller kratzte sich am Kopf. »Mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut wie früher. Es war in einem Schloss … nein, kein Schloss. In einem Fort.« Er seufzte enttäuscht, dann hellten sich seine Augen endlich auf. »Es war auf einer dieser Inseln in der Bucht … Sie kennen doch sicher dieses Buch von Alexandre Dumas, Der Graf von Monte Christo, oder?«
Sam und Remi hatten es beide gelesen. Sie wussten sofort, was Müller meinte. »Die Ile d’If?«
»Ja! So hieß sie. Er hat die Flaschen im Chateau d’If gefunden.«
29
Malmousque, Marseille
Sosehr sie Marseille auch liebten, die Fargos hatten es dennoch nie geschafft, die Frioul-Inseln und das Chateau d’If in ihr Besichtigungsprogramm aufzunehmen, eine Nachlässigkeit, die sie in dieser Nacht mit einer eigenen – und zwar ganz privaten – Besichtigungstour korrigieren wollten. Sie bezweifelten nämlich, dass ihnen das Personal des Chateaus gestatten würde, jeden Winkel der Insel eingehend zu untersuchen. Obgleich sie beide nicht wussten, wonach genau sie suchten oder ob sie das Gesuchte überhaupt erkennen würden, wenn es plötzlich vor ihnen auftauchte, erschien die Expedition doch als nächster logischer Programmpunkt ihrer Reise.
Von Müllers Wohnung fuhren sie mit einem Taxi zum Malmousque, einem Hafenviertel direkt gegenüber den Frioul-Inseln, und fanden dort ein ruhiges Café. Sie suchten sich unter dem Sonnenschirm auf dem Innenhof einen freien Tisch und bestellten zwei Tom Collins.
In knapp zwei Kilometern Entfernung von der Küste konnten sie das Chateau d’If als unterschiedlich gefärbtes Felsgebilde mit steilen Klippen, hohen Schutzwällen und steinernen Torbogen erkennen.
Während die Insel selbst nicht viel größer war als etwa drei Hektar, stand das Chateau auf einer
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