Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
eignet
sich das arbeitsfreie Wochenende am besten; denn Pflanzliches ist ohne Eiweiß,
ohne Fett, und deshalb ein bißchen anstrengend. Ein spezielles Rezept erübrigt
sich. Gehen Sie in die Küche und fangen Sie an zu raspeln, zu reiben, zu
hacken, zu wiegen, zu hobeln und zu würfeln. Nehmen Sie dazu das Gemüse und das
Obst, das gerade auf dem Markt ist. Trinken Sie dazu eine Tasse Hagebuttentee
oder ein Glas frisch gepreßten Tomatensaft mit einer Prise Curry.
»Gnädiges Fräulein werden
gestatten, wenn ich diese Frage mit ›nein‹ beantworte, doch weiß ich, daß
gnädiges Fräulein sich nach dieser Mahlzeit so fühlen werden. Die gewesene Mrs.
Hold jedenfalls pflegte immer zu sagen: ›John, ich bin so springlebendig wie
ein Karnickel.«‹
»Hat meine Tante so was öfters
gegessen?«
»Die gewesene Mrs. Hold lebte
streng nach den Grundsätzen des Vegetarismus. 90 — 60 — 90 sind keine Laune der
Natur, 90 — 60 — 90 sind ein Produkt vegetarischer Zucht.«
»Warum habe ich die gewesene
Mrs. Hold eigentlich jemals beneidet«, denkt Trixi und nippt an der mit frisch
gepreßtem Sauerkraut vermischten Buttermilch. Es schmeckt wie..., nun wie
Sauerkrautsaft mit Buttermilch. Sie kostet den Möhren-Joghurt. Und den
Spinatauflauf. Und den grob geraffelten Kürbis. »Ich verzichte«, sagt sie.
»Worauf geruhen gnädiges
Fräulein zu verzichten?« Der Butler hebt fragend die Augenbrauen.
»Auf das Geld. Ich verzichte.
Meine Mutter verzichtet. Tante Annegret verzichtet. Kusine Erika verzichtet.«
»Wenn mich meine
Menschenkenntnis nicht trügt, so gehören Frau Radke und ihr Fräulein Tochter
nicht zu jener Spezies Mensch, die bereit wären, auf fast sechs Millionen
Dollar zu verzichten. Im Gegenteil, sie werden, wenn ich mich einmal populär
ausdrücken darf, hungern, bis die Schwarte knackt.«
»Sie meinen«, sagt sie und
knabbert nachdenklich an einer Selleriewurzel, »man kann es nicht verantworten,
der Verwandtschaft so viel Geld in den Rachen zu schmeißen...«
»Wenn Sie mich fragen: für die
in Frage kommende Summe wäre ich bereit, zum Skelett zu werden. Und ich bringe
zweihundertundfünf Pfund auf die Waage.«
»Ich hab’s ja schon mal
versucht, John. Weil ich verliebt war. Es war ein Sparkassenangestellter aus
Cannstatt. Der wollte, daß ich wie Audrey Hepbum aussehe. Zaunlattendünn wollte
mich der. Ich hab’s mit Weizenkeimbrei versucht. Wissen Sie, wie Weizenkeimbrei
schmeckt?«— »Bedaure nein, gnädiges Fräulein.«
»Das brauchen Sie nicht zu
bedauern. Schmeckt wie Tapetenkleister. Aber ich war ja verliebt, und ich hab’s
in mich hineingestopft, morgens, mittags und abends, vier Wochen lang. Schließlich
war ich fünfeinhalb Pfund los. Und nach weiteren vier Wochen, da... wog ich
mehr als vorher. Und mit dem von der Sparkasse war’s aus.« Sie seufzt. »Ich
schaff’ so was einfach nicht.«
»Die Liebe, gnädiges Fräulein,
ist, obwohl mir hier kein Urteil zusteht, gewiß ein starkes Reizmittel, schlank
zu werden. Geld jedoch scheint mir, zumindest angesichts der ausstehenden
Summe, ein noch stärkerer Anreiz. Wenn Sie diese vom Leben diktierte Bemerkung
gestatten.«
»Fünfeinhalb Pfund waren es
damals, und diesmal müßte es das Vierfache sein, wenn nicht mehr. Außerdem soll
ich das neue Gewicht auch noch halten. Das steht ja schwarz auf weiß im
Testament. Nein, John, das schaff’ ich nicht.«
Johns Oberkörper knickt um etwa
zehn Grad nach vorn ab, als er sagt: »Wenn gnädiges Fräulein gestatten würden,
so hätte ich ei n en Tip, wie gnädiges Fräulein es trotzdem schaffen
könnten. Einen todsicheren Tip sozusagen.«
Als Jim Stutterbold das
Gästeappartement im 36. Stockwerk betritt, überrascht er die Damen Radke beim
Kofferpacken. Er kriegt einen solchen Schreck, daß er sich setzt, bevor er dazu
aufgefordert wird. »Hallo«, sagt er und hüstelt nervös, »hallo, wohin soll es
denn gehen?!«
»Nach Europa«, sagt Frau Radke
und zieht am Reißverschluß ihrer Reisetasche. »Und dort geht’s dann ran. Ran
wie Blücher an die Buletten wie man bei uns sagt.« Sie zählt sorgfältig einen
Stapel Taschentücher nach, meint mehr zu sich selbst als zu Stutterbold: »Wenn
die Verena geglaubt hat, sie könnte uns aufs Kreuz legen, Fehlanzeige. Wir bringen
das Gewicht. Und zwar pünktlich. Ich weiß auch schon wie.«
»Und wie, bitte?« fragt
Stutterbold.
»Wir schrothen. Aber vielleicht
hausern wir auch. Mal sehen.«
Schrothen, hausern, für
Stutterbold sind das
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