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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Worte in die Tat umsetzen konnte, hielt Gisela ihn auf. »So schlimm ist es nicht. Es wird schon wieder, ganz gewiss! Du musst mir nur ein wenig Zeit lassen.« Gisela schämte sich, weil es so klang, als wolle sie ihn aus ihrem Bett vertreiben. Tatsächlich war sie noch nicht so weit, wieder mit ihrem Mann intim werden zu können. Allerdings durfte sie nicht zu lange warten. Walther würde schnell merken, dass mit ihr etwas geschehen sein musste.
    Zu ihrem Glück war er noch zu voll von den Eindrücken der Reise, um tiefer zu forschen.
    Lächelnd öffnete er nun ein Päckchen und legte ein weißes, mit roten Rosen besticktes Schultertuch aus Seide auf den Tisch. »Als ich das gesehen habe, dachte ich, es würde dir besonders gut stehen.«
    »Es ist wunderschön!« Gisela musste sich der Tränen erwehren. Da hatte sie einen so guten Mann, und dieser adlige Schurke hatte alles getan, um ihr die Freude zu vergällen, die sie im Ehebett mit Walther teilen konnte.
    Entschlossen wies sie mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmertür. »Vielleicht geht es mir heute Abend gut genug, dass wir …«
    Walthers Augen leuchteten so erfreut auf, dass Gisela sich sagte, sie habe das Richtige getan. Und doch graute ihr davor, seine Männlichkeit in sich zu spüren. Mit zwiespältigen Gefühlen ließ sie es zu, dass er ihr das Schultertuch umlegte und sie zum Spiegel führte.
    »Du bist wunderschön«, flüsterte er und küsste sie auf die Wange.
    »Du bist so gut zu mir. Dabei habe ich das gar nicht verdient!« Um zu verhindern, dass sie erneut in Tränen ausbrach, rang sie sich ein Lächeln ab. »Du darfst nichts auf die Tränen geben! Bei uns Frauen ist das halt manchmal so, dass wir auch weinen, wenn wir uns freuen. Du wirst gewiss Hunger haben. Warte einen Augenblick! Ich steige in den Keller und hole dir einen Krug Bier, Butter und Wurst. Drüben im Tontopf liegt frisches Brot.«
    Gisela war froh, etwas für ihren Mann tun zu können. Als sie kurze Zeit später einander gegenüber am Tisch saßen und Walther mit Genuss aß und trank, rang Gisela für einen Augenblick die Hände, beherrschte sich aber und fasste nach seinem rechten Arm.
    »Ich habe über alles nachgedacht«, sagte sie leise. »Du hast recht! Wir sollten nach Amerika gehen – und zwar so bald wie möglich. Der Zustand Seiner Erlaucht hat sich stark verschlechtert, und ich will nicht mehr hier sein, wenn Diebold der Herr der Renitzschen Besitzungen wird.«
    »Du willst also mit mir nach Amerika kommen!« Walther streichelte erleichtert ihre Hand und überlegte, wie lange es noch dauern würde, bis sie abreisen konnten. Genug Geld für die Überfahrt besaß er seiner Schätzung nach. Wenn sie sparsam damit umgingen, mochte es sogar für einen neuen Anfang drüben reichen. Andererseits hatte Gräfin Renitz ihn mit dem Verkauf der Baumstämme beauftragt, und er wollte zumindest ihren Gemahl, der ihm das Studium ermöglicht hatte, nicht enttäuschen.
    »Wir werden so bald wie möglich von hier weggehen, mein Schatz. Aber du darfst niemandem etwas verraten, nicht einmal unseren Freundinnen drüben im Schloss. Auch wenn sie uns mögen, mag ihnen ein unbedachtes Wort entschlüpfen. Ich traue der Gräfin zu, alles zu tun, um zu verhindern, dass wir unsere Sklaverei hier abschütteln können. Doch nun lass dir von Bremen erzählen …«
    Gisela hörte ihm andächtig zu und fühlte, wie seine Worte die Bilder der unbekannten Stadt in ihr aufsteigen ließen. Beinahe konnte sie die großen Segelschiffe, die bis nach Amerika und sogar bis Indien fuhren, mit eigenen Augen sehen.
    Zu Beginn der Nacht kam der Augenblick, den Gisela gefürchtet hatte. Walther brachte ihr frisches Wasser vom Brunnen, damit sie sich waschen konnte, und wies dann lächelnd mit dem Kopf zur Schlafzimmertür. »Lass uns zu Bett gehen …«
    Gisela nickte unglücklich, ging ins Schlafzimmer und zog ihr Nachthemd über. Als Walther nachkam, lag sie bereits im Bett und hatte die Hände unter ihre Pobacken geklemmt, um ihn nicht von sich wegzustoßen. Es kostete all ihre Selbstbeherrschung, zuzulassen, dass er zu ihr unter die Decke kroch und sie berührte.
    »Auf diesen Augenblick habe ich mich die ganze Zeit gefreut«, flüsterte er ihr ins Ohr und zog langsam ihr Nachthemd hoch.
    Sie spreizte gehorsam die Beine und fühlte, wie er sich auf sie schob. Als er in sie eindrang, ballte sich ein Schrei in ihrer Kehle, den sie nur mühsam unterdrücken konnte. Es wurde jedoch nicht so schlimm, wie sie es erwartet

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