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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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brauchen Sie nicht zu
überzeugen«, antwortete Spruance. »Ich vertrete schon
seit Jahren den Standpunkt, daß die Japsen heute eine
größere Gefahr für Amerika als zwoundvierzig
sind.«
    Während Flume die Barkasse durch den Fjord lenkte, schwang
sich Pembroke vom Bug ins Boot, wischte einen Klecks Eiderentenkot
von der Bomberjacke und wandte sich an Hawke. »Und wie
gefällt Ihnen Kampfverband Sechzehn?« fragte Pembroke,
deutete in die Richtung der Enterprise.
    »Ich sehe nur ein Schiff«, konstatierte Winston
Hawke.
    »Naja, für uns ist es ein Kampfverband«,
entgegnete Pembroke in einem Tonfall, als fühlte er sich
gekränkt. »Kampfverband Sechzehn. Wir haben Enterprise, die Barkasse, vier PBY-Flugboote…«
    »Stimmt.«
    »Das kann man doch als Kampfverband einstufen, oder
nicht?«
    »Darauf können Sie wetten.«
    »Hat in Martha’s Vineyard alles zufriedenstellend
geklappt?« erkundigte sich Barclay Cabot.
    »Es lief einfach toff«, erwiderte Pembroke. »Wir
waren völlig ausverkauft.«
    »Wir haben auf Vatis Kabinenkreuzer alles mitangesehen«,
erzählte Flume. »Praktisch auf Logenplätzen.«
    »Albert hatte für die köstlichste Verpflegung
gesorgt.«
    »Alles schmeckt besser, wenn ringsherum die Schlacht von
Midway tobt.«
    »Kartoffelsalat schmeckt leckerer. Schokoladenkuchen schmeckt
auch besser.«
    »Nur ist Soryu – fast hätte man’s sich
denken können – nicht gesunken«, sagte Flume,
während er die Barkasse vorsichtig am Flugzeugträger
längsseits brachte.
    »So, nicht?« vergewisserte sich Oliver.
    »Ja, der Kahn hat’s sogar verkraftet, daß McClusky
ein Ei direkt in den hinteren Schornstein legte«, erklärte
Spruance. »Ach, machen Sie sich keine Sorgen, mein Sohn. Wir
schmeißen auf den Golem fünfzigmal mehr TNT als auf Soryu.« Sportlich sprang der Admiral von der Barkasse
aufs Fallreep. »Wir verwenden die wirksamsten Torpedos und
Sprengbomben, die die Flotte überhaupt zu bieten hat.
Reguläres, modernes Kriegsmaterial.«
    Oliver stieg aus und folgte Spruance die wacklige Fallreepstreppe
hinauf; der Aufweg führte direkt an einem offenen Hangar vorbei.
Ein Mechaniker mittleren Alters im Feldwebelrang lehnte gebückt
auf dem Rumpf einer TBD-1- Devastator und fummelte am
Motor.
    »Nach unserer Schätzung«, rief Oliver durch das
verhaltene Kirschen, das vom Packeis ausging, »trifft die Valparaíso erst in fünf, sechs Tagen im Polarmeer
ein.«
    »Gut, wir schicken aber trotzdem sicherheitshalber umgehend
Patrouillen aus«, meinte Spruance. »Auf die PBY ist
Verlaß. Das sind moderne Fernaufklärer.«
    »Besteht die Gefahr, die Valparaíso zu
verpassen?«
    Spruance blickte Oliver in die Augen. Der arktische Wind zauste
die apfelschimmelgrauen Haare des Konteradmirals. »Die PBY ist
das hervorragendste Aufklärungsflugzeug ihrer Zeit, Mr. Shostak.
Haben Sie verstanden? Der herausragendste Aufklärer seiner
Zeit.«
    »Welcher Zeit?«
    »Neunzehnhundertzweiundvierzig.«
    »Aber wir haben jetzt
neunzehnhundertneunundneunzig .«
    »Das ist eine Frage der Einstellung. Außerdem haben wir
auf der Enterprise-Brücke nagelneue
Radargeräte.«
    »Modernes Radar?« Inzwischen verspürte Oliver neuen
Optimismus. Die Devastator war eine wirklich
furchteinflößende Maschine. Sie strahlte eine Art
technischen Hochmuts aus, die Verachtung des Metalls für das
Fleisch.
    »Modernes Radar«, bestätigte der
Raymond-Spruance-Darsteller, indem er zum Nachdruck den Daumen nach
oben reckte. »Alles von Panasonic.«
     
    Ein leises, anhaltendes Knurren. Scharfer Schmerz tief in den
Eingeweiden. Hunger? fragte sich Neil Weisinger, indem er schlagartig
ins Bewußtsein zurückkehrte. Ja, so lautete die
Bezeichnung: Hunger.
    Der junge Vollmatrose befreite sich aus dem Knäuel der
Gestalten, die rings um ihn schliefen und schnarchten, warf einen
Blick auf seine digitale Armbanduhr. 10. August. Dienstag. 9 Uhr.
Verdammt noch mal, er hatte zwei volle Tage durchgeschlafen. Ihm
juckten die Augen. Durch seine Blase gingen Zuckungen. Langsam tappte
er durch den Müll – Tuborg-Dosen und
Bollinger-Champagnerflaschen, Geflügelknochen und Eierschalen,
heißen CDs und Porno-Videokassetten –, durchquerte
splitternackt die südliche Arkade und pinkelte ausgiebig an ein
reizvolles bukolisches Fresko, das eine Herde Widder bei der
Mehrfachvergewaltigung einer dickärschigen Schäferin
darstellte.
    »Total fetzige Fete«, krächzte Charlie Horrocks und
gesellte sich zu Neil ans provisorische Pissoir.
    »Die Schaffe

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