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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Richtung auf das Gebiet New England. „Und hat sich die geistige Verfassung gebessert? I wo. Die Ginsberg-Klinik ist zweimal so groß wie jedes Krankenhaus, das es je zuvor gegeben hat, sie steht erst seit ein paar Jahren und ist schon überfüllt, und das Leben in der Stadt ist unerträglich, weil man nie weiß, wann wieder ein Krawall ausbricht, wann daheim eingebrochen oder man auf der Straße ausgeraubt wird, oder von einer Jugendbande bloß zu ihrem Gaudi erschossen. Wenn man jemandem eine wichtige Aufgabe überträgt, erwartet man, daß er Ergebnisse vorweisen kann. Man erwartet nicht, daß er die Unausweichlichkeit seines Versagens mit Banalitäten beschönigt.“
    Sein Tonfall klang nicht nach Böswilligkeit, nur nach Resignation; dennoch freute sich Flamen, als er zum Fall Mogshack so feindselige Stellungnahmen hörte. „Dann wird’s Sie wahrscheinlich interessieren“, sagte er, „auf welche Weise ich … ähem … den Baum zu fällen beabsichtige.“
    Erwartungsvoll drehte Conroy den Kopf.
    „Es ist so … Na ja, es hat mit meiner Frau Celia zu tun. Sie ist um den Jahresbeginn in die Ginsberg-Klinik eingeliefert worden. Zusammenbruch. Recht unschöne Geschichte. Äh …“ Er zögerte, zwang das unerfreuliche Geständnis dennoch über seine Lippen. „Sie nahm Drogen und endete zuletzt bei Ladromid. Ich wußte nichts davon, erst nach dem dritten oder vierten Mal.“
    „Wie lange waren Sie da schon verheiratet?“ wollte Conroy sarkastisch erfahren.
    „Ich nehme an, das klingt unglaubwürdig.“ Flamen fühlte seine Wangen sich erhitzen; jahrelang war er nicht errötet. „Aber leider muß ich sagen, daß wir uns bereits vor dieser … äh … Krise voneinander entfremdet hatten. Ich habe meine kleine Firma, einen eigenen Bekanntenkreis, alle Arten von Zerstreuung, und daher war unser Verhältnis wohl ein wenig abgekühlt, bis zu dem Punkt, daß wir getrennte Zimmer hatten; und wenn ich nach Haus kam und sie schlief, habe ich sie nie gestört.“
    Er unterbrach sich mit einiger Mühe. Er begegnete Conroy zum erstenmal, und schon plauderte er Dinge aus, die er selbst alten Bekannten selten anvertraute, ganz als müsse er sich irgendwie rechtfertigen.
    „,Sei ein Individuum!’“ Conroy seufzte. „Getrennte Zimmer! Ein eigenes Privatleben! Ja, verdammt, wenn so was mitten in eine Ehe eingreift und die Partner auseinanderdividiert, wie kann man eine derartige Einstellung noch verteidigen?“
    „Sie ist eingeliefert worden, während ich geschäftlich unterwegs war“, sagte Flamen sehr schnell. „Als ich erfuhr, daß sie in der Ginsberg-Klinik steckt, habe ich sie dort gelassen, weil mein Schwager, Lionel Prior, mir Dr. Mogshack sehr empfohlen hat, und mich darauf beschränkt, die Behandlungskosten zu übernehmen. Ich meine, sie auf Staatskosten dort behandeln zu lassen, wäre ja …“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Und?“ drängte Conroy.
    „Was man mit ihr angestellt hat, gefällt mir absolut nicht. Mir mißfällt die zum Laufen und Sprechen fähige Puppe nicht, in die sie verwandelt worden ist. Deshalb möchte ich ihr Datenpaket psycho-recherchiert haben, um herauszufinden, ob das, was Mogshack mit ihr gemacht hat, ihr zum Vorteil oder zum Schaden war. Und ich möchte, daß die Parameter dieser Überprüfung von jemandem wie Ihnen bestimmt werden, der … äh … der ans Problem der geistigen Gesundheit anders herangeht.“
    „Datenpaket“, sagte Conroy und verzog den Mund, als habe er in ein faules Stück Obst gebissen. „Damit sprechen Sie schon die Hälfte von dem aus, was mit unserer Gesellschaft nicht in Ordnung ist. Computer Verhaltensmuster für Menschen erarbeiten zu lassen – ja, hat man denn je zuvor von solcher Absurdität gehört?!“
    Energisch beugte er sich vor. Sie waren in Sichtweite von zweien der LM-Örtlichkeiten vom Donnerstagabend; über beiden setzte man zur Zeit Kopterkräne ein, die mit großen Netzen unter beträchtlicher Staubentwicklung Schutt und Trümmer in die Höhe hievten und fortschafften, damit so schnell wie möglich neue Blocks gebaut werden konnten. Er streckte ruckartig einen Arm aus und wies hinüber zu dem Trümmerfeld in der Nähe von Harlem. „Da sehen Sie etwas, das für Sie haargenau das passende Gleichnis ist! Wie nennt man so was in den Nachrichten? Man sagt dazu ‚LM’ oder ‚Letztes-Mittel-Schlag’, nicht wahr? Ein tadelloses Beispiel für Mogshackerei, eine Ausdrucksweise, die all die jämmerlichen Ausreden bereits einschließt:

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