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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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doch fragen, daß wir Töten unter unseren Kindern wie eine Selbstverständlichkeit hinnehmen? Kommen Sie mir bloß nicht, man müsse College-Schüler und Studenten wie Erwachsene behandeln – es ist doch kein Zeichen von Reife, mit Schußwaffen und Granaten herumzufuchteln!“
    Er hatte am Getränkespender ein Bier gewählt und goß es sich nun in einem einzigen, überaus durstigen Zug die Kehle hinab, als beabsichtige er einen üblen Geschmack wegzuspülen. „Ja, gewiß“, sagte Flamen, trotz seiner Vorbehalte von der Diskussion in den Bann gezogen, „allerdings ist die Pubertät immer die Zeit im Leben gewesen, die emotional am stärksten aufwühlt, und.. ‚“
    „Wer hat dem verrückten Vater denn die Waffe verkauft, mit der er seine Tochter erschossen hat?“ unterbrach Conroy. „Ein ‚emotional stark aufgewühlter’ Jugendlicher, der im Laden an der Ecke im Einmannbetrieb Laser zusammenbastelt? Nein, zum Teufel. Die Waffe war ein modernes Gottschalks-Modell, ich habe sie nachher im Büro des Dekans mit eigenen Augen gesehen.“
    „Ich bereite gegenwärtig auch etwas über die Gottschalks vor“, sagte Flamen. Er hörte etwas wie Schüchternheit aus seiner Stimme. Selbst wenn er berücksichtigte, daß Conroy altersmäßig sein Vater hätte sein können, war es nichtsdestotrotz lächerlich, so auf ihn zu reagieren. Wider alle Schwierigkeiten machte er noch immer fünfmal wöchentlich eine Sendung bei der Holokosmos-Sendeanstalt, wogegen Conroy auf seinem eigenen Fachgebiet dermaßen kläglich gescheitert war, daß er einen gewöhnlichen Pauker mimen mußte, und das auch noch im Ausland.
    „Aha?“ meinte Conroy, während er sein Glas mit frischem Bier nachfüllen ließ. „Daraus wird bestimmt nichts. Nebenbei, es gibt noch einen Grund, warum mir Mogshack so verhaßt ist. Ich habe niemals gehört, daß er versucht hätte, einen Patienten seiner Abhängigkeit von Waffen zu entwöhnen. Aber mit jedem Jahr wandern zwei-, dreitausend Menschen der New Yorker Bevölkerung durch seine Klinik. Hätte er anständige Arbeit geleistet, müßte jetzt längst ein überschwemmter Markt an Zweite-Hand-Waffen existieren, und die Situation in der Stadt wäre schon lange auf einen viel weniger explosiven Stand abgekühlt.“
    „Zwei- oder dreitausend von wie vielen, vielen Millionen?“ hielt Flamen ihm barsch entgegen.
    „Von wie vielen, die so labil sind, daß sie eines Tages anfangen, wahllos auf der Straße herumzuballern?“ konterte Conroy. „Sie zetteln keine Krawalle an, ich löse keine Krawalle aus, auch die politisch gebildeten Führer der X-Patrioten beginnen keine Krawalle. Paranoiker fangen Krawalle an und andere Personen, die durch ansteckende Hysterie aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Der typische Heckenschütze, wie er bei Unruhen tätig wird, ist kein Revolutionär, nicht einmal ein Fanatiker, er ist jemand, dem es so sehr an Gefühl mangelt, daß er die Menschen unter seinem Fenster als bewegliche Ziele betrachtet, die sich bequemerweise zur Erprobung seiner Geschicklichkeit anbieten. Und durch raffinierte Ausnutzung der allgemeinen Verunsicherung ist es den Gottschalks gelungen, den Menschen einen Haufen Lügen einzureden, die den Besitz einer Waffe mit männlicher Potenz gleichsetzen, und damit richten sie noch mehr Unheil an, als Mogshack mit seinen bereits hinreichend schädlichen Dogmen. Verdammt noch mal, Mann – jeder der dazu imstande ist, Mitmenschen als Zielscheiben seiner Schießübungen zu behandeln, ist noch weiter im infantilen Stadium zurückgeblieben als jemand, der sich fürchtet, die Onaniephase aufzugeben und mit einem Mädchen ins Bett zu gehen! Haben Sie eine Waffe?“
    „Äh …“ Flamen trank von seinem Drink. „Ja, natürlich. Aber ich gehöre keinem Schützenverein oder so was an. Rund ums Haus habe ich eine Krawallschutzanlage mit Minen und Elektrozäunen, aber ich schalte sie nur an, wenn wirklich eine akute Notwendigkeit besteht. Der Rest geht dann automatisch.“
    „Einigermaßen fair“, sagte Conroy in sachlichem Tonfall.
    „Wie meinen Sie das, fair?“
    „Die vernünftigste Konsequenz wäre, sich dort niederzulassen, wo gar nicht die Gefahr besteht, daß die Nachbarn Ihnen eines Tages einen bewaffneten Besuch abstatten.“
    „Dann nennen Sie mir mal so einen Ort!“ höhnte Flamen. „Kaufen die Gottschalks etwa nicht auch bei der PanKan Zeit für ihre Werbung?“
    „Doch, verdammt, ja“, gab Conroy zu und seufzte. „Im Frühjahrssemester habe ich

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