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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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‚Ich konnte nichts machen, ich habe mir alle Mühe gegeben, sie waren eben unfair.’ Oh, klar! Aber kein Wort davon, daß Kinder in den Häusern waren, hm? Keine Erwähnung der Tatsache, daß man sicher in einem Kampfhubschrauber mit Selbstlenkraketen und tausend Watt starken Lasern gesessen hat, hundert Meter hoch! Ich würde gerne mal einen dieser Mörder in Straßenhöhe sehen, nur Hände, Füße und Zähne gegen die Menschen zur Verfügung, von denen er welche in den Wohnblocks dort zu Klump gemacht hat! Das ist es, was ich darunter verstehe, ‚ein Individuum’ zu sein.“
    „Äh … na ja, gewiß, aber der Schutz der Mehrzahl der Bevölkerung muß doch wohl den Vorrang haben“, meinte Flamen, durch Conroys Heftigkeit verunsichert, „deshalb …“
    Nach Conroys Ausbruch klang der Einwand heuchlerisch, und Flamen verstummte.
    „Ja, was?“ hakte Conroy ein und wandte sich ihm zu. „Ich muß bekennen, ich habe nicht erwartet, daß Sie, ein Medienkiebiz, sich zu Gunsten der etablierten Ordnung aussprechen würden.“
    „Aber die Welt ist doch nun einmal so“, entgegnete Flamen lasch. Er vermochte sich nicht zu entsinnen, wann er zuletzt so verlegen um Worte gewesen war, seit er am College einmal Schwierigkeiten mit einem Lehrer gehabt hatte, dem es mehr lag, seine Schüler zu drangsalieren, statt ihnen Wissen zu vermitteln. „Wir müssen versuchen, zu entscheiden, was die Erhaltung wert ist und was nicht, und wenn wir von etwas annehmen, daß es die Erhaltung lohnt, müssen wir versuchen, es zu schützen.“
    „Dann nennen Sie mir mal was, das die Mühe lohnt, es zu bewahren“, erwiderte Conroy. „Dies bequeme Beförderungsmittel, in dem wir uns befinden – dieser Skimmer? Sicher, aber mußte er in Detroit von Leuten gebaut werden, deren Hautfarbe garantiert, daß sie nirgendwo anders im ganzen Land Arbeit finden? Wie sicher fühlen Sie sich, wenn sie alljährlich zum erstenmal in Ihrem neuen Skimmermodell aufsteigen? Wie sicher sind Sie, daß nicht irgendein melanistischer Fanatiker in der Fertigung beschäftigt war und die für Blanks-Käufer bestimmten Skimmer sabotiert hat, so daß sie nach den ersten fünfzehnhundert Kilometer abstürzen? Was kann Sie davor schützen? Bestimmt nicht die Polizei! Auch nicht Ihr lokaler Gottschalk, wieviel Knarren er Ihnen auch anbieten mag. Kein Wunder, daß die Menschen nur noch selten von Angesicht zu Angesicht mit ihren Bekannten reden, sondern sich per KommNetz anrufen, um nicht die Straße überqueren zu müssen und womöglich wahllos von irgendeinem Nieb abgeknallt zu werden.“
    Ein Piepston zeigte an, daß sie sich über ihrem Ziel befanden, dem Hilton-Tiefkomplex, und verhütete zumindest, daß Flamen sofort dazu Stellung nehmen mußte, und wiederum war er nur zu froh. Jahre war es her, daß er zuletzt jemandem mit so starken Empfindungen begegnet war wie Conroy, und er fühlte sich dadurch auf undurchschaubare Weise beunruhigt, als hätten die herben, wie Hammerschläge gefallenen Worte in seinem Gedächtnis an eine längst vergessene Saite gerührt.
    Es beanspruchte einige Minuten, die Formalitäten abzuwickeln und Conroys Reisetasche auf sein Zimmer bringen zu lassen, und danach legte er in der großen Bar des Hotels von neuem los, in hochtrabender Art unbeeindruckbar durch jeden Versuch Flamens, ihn zu unterbrechen und ihm weitere Einzelheiten über sein geplantes Vorgehen gegen Mogshack mitzuteilen.
    „Wie ich schon erwähnt habe, sogar im relativ zivilisierten Kanada schlagen sich Mogshacks Lehren nieder, ganz egal, wer nun in der informationsmäßigen Weitergabe an meine Schüler und Studenten das letzte Glied gebildet hat. Wie denken Sie zum Beispiel über die Mordfälle an der Uni?“
    „Nun, ich …“
    „Wir hatten in diesem Jahr schon zwei. Ein eifersüchtiger homosexueller Junge hat seinen Liebhaber erstochen, nachdem er mit einem Mädchen gesehen worden war, und so ein gestörter Typ von Vater kam an und erschoß seine eigene Tochter, weil einer ihrer Freunde – schöner Freund! – ihm erzählte, daß sie mit ’nem Jungen schlief, der ein wenig indianisches Blut hatte. Irokesenblut, um genau zu sein. Ich an seiner Stelle hätte mich gefreut, sie waren zu ihrer Zeit ein sehr berühmter Stamm, die Irokesen. Aber ich habe keine Tochter, Gott sei Dank, und meine zwei Söhne sind beide vernünftig verheiratet. Spielt aber jetzt keine Rolle. Ich wollte über Mord und Totschlag an der Uni sprechen. Was ist nur los mit uns, müssen wir uns

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