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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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dachte er. Ich werde es ihnen noch zeigen. Und nachdrücklicher, als die PKK es mit ihren laschen Ermahnungen kann. Mit irgendeinem Trumpf in meinem Ärmel, vielleicht … Harry Madison? Ach, lächerlich!
    Er hielt Rückschau, und da kam ihm zu Bewußtsein, daß er nach lauter Strohhalmen griff, warum er sich auf Reedeths Ansinnen eingelassen hatte. Nicht aufgrund von Priors Versessenheit aufs Austreiben des Gespenstes der Nullbewertung, nicht vom Blick aus Diablos Augen, auf sein Gesicht geheftet; vielmehr war es infolge seines eigenen schrecklichen Auflösungsgefühls geschehen. Diablo, ausgebildet in der wirklich harten Schule erbarmungslosen Austeilens, kam zu ihm, um in seiner Firma zu arbeiten; seine Frau behandelte ihn wie einen Unbekannten; unter seinen Oberen ein Komplott, um seine Show zu sabotieren … Das war, als habe man sich eine Hütte auf einer Eisscholle gebaut und spüre nun die warme Brise des Sommers von Süden heranwehen.
    Irgendein Umstand wirkt gegen mich, befand er plötzlich. Irgend etwas von solcher Subtilität, daß nicht einmal die Computer der Bundesbehörden es erkennen und ausmerzen können.
    Aber sofort war ihm, als beschritte er den Weg zur Paranoia. Man mußte an etwas glauben, und wenn es nur so etwas war wie eine fehlbare Regierungs-Gottheit.
    Vielleicht hatte Prior doch recht gehabt, als er sich ein Heinzelmännchen zulegte. Allem Anschein nach stieg in den Niebs-Enklaven der Wohlstand; möglicherweise befähigte der Glaube an übernatürliche Mächte das Unterbewußtsein dazu, häufiger den richtigen Entschluß zu erarbeiten, als wenn man das Gefühl hatte, von Anfang an zum Scheitern verurteilt zu sein. Ob es sich lohnte, Conroy zu fragen …?
    Und da war er nun endlich, ein Mann mit zottigem Bart, hager, überdurchschnittlich groß; er kam von der Barriere der Einreisebehörde herübergestapft, im Gesicht ein tieffurchiges, finsteres Stirnrunzeln, in der Hand eine leichte Reisetasche an einem Gurt. Flamen erkannte ihn anhand der Aufnahmen, die er sich angesehen hatte, bevor er sich dazu entschloß, ihn nach New York einzuladen, und sprang auf, um eine überschwengliche Begrüßung vorzutragen.
    Conroy vereitelte sein Vorhaben nach den ersten drei Wörtern.
    „Lassen Sie uns wie der Blitz von hier verschwinden, ehe ich einen Schreikrampf kriege“, sagte er. „Haben Sie ’nen Skimmer oder so was?“
    „Sicher … äh, ja, natürlich.“
    „Dann bringen Sie mich ins Hotel oder eben dorthin, wo ich Ihrer Ansicht nach untergebracht werden soll. Können Sie die Atmosphäre hier riechen? Spüren Sie den Haß, den diese Lumpen verbreiten?“
    Flamens Gedächtnis tat einen schlenkrigen Griff zurück ins Vergangene, und er hörte noch einmal, wie Lyla von ihrer Reaktion auf die Atmosphäre in der Ginsberg-Klinik erzählte.
    „Wie meinen Sie das?“
    Conroy deutete mit dem Daumen zur soeben durchquerten Barriere. „Dort ist es stinkvoll. Alle Leute, die länger als eine Woche zu Verwandtenbesuchen außer Landes waren, werden vollkommen durchleuchtet. Woher kommt das – von der Lenigo-Affäre?“
    „Vermutlich“, gab Flamen zur Antwort.
    „Sie sind nicht sicher? Ich dachte, ein Medienkiebiz kennt von allem die Insider-Daten.“
    „Ich weiß, weshalb man ihn hat einreisen lassen“, erwiderte Flamen pikiert, „und Sie wüßten’s auch, hätten Sie sich gestern meine Sendung angeschaut.“
    „Ich hatte Unterricht zu erteilen. Eine Mittagssendung hier ist weiter im Westen keine Mittagssendung.“ Mehr wie jemand, der führte, nicht wie jemand, den es zu führen galt, eilte Conroy mit solcher Geschwindigkeit voraus, daß Flamen seine liebe Not hatte, den Anschluß zu bewahren. „Aber ich nehme an, eine der Niebs-Enklaven hat dahingehenden Druck ausgeübt, daß man ihn einreisen läßt. Stimmt’s?“
    Na, das ist ja ein richtig gönnerhafter Hurensohn, dachte Flamen voller Abneigung. „Das war ein wohlgehütetes Geheimnis“, sagte er nichtsdestotrotz mit soviel Höflichkeit, wie er aufzubringen vermochte, „bis ich es gestern aufgedeckt habe.“
    „Ach, das liegt nur daran, daß die Menschen sich nicht mehr die Mühe machen, ihr Gehirn zu gebrauchen. Sie verlassen sich so sehr auf Computer, daß sie sogar vergessen, wie man Fragen stellt. Durch eine Niebs-Enklave Druck ausüben zu lassen, damit man ihn ins Land läßt, paßt vollkommen zu Lenigos üblicher Taktik – und es ist geschmeichelt, wenn ich’s ‚seine’ Taktik nenne. Sie geht allerwenigstens zurück auf die

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