Das Gottschalk-Komplott
drehte eine Hand um, als gösse er Wasser aus der Handfläche. „Automaten warten“, sagte er, „das ist eine Tätigkeit, in der ich gut bin, Mr. Conroy.“
„Das ist keine Übertreibung“, bestätigte Reedeth. Allem Anschein nach befand er sich wieder im Vollbesitz seiner Selbstbeherrschung. „Was Sie mit meinem Pultomaten gemacht haben, ist nahezu unglaublich. Da fällt mir ein, ich habe mich nie bei Ihnen bedankt.“
„Ja, das ist ein Punkt, auf den ich noch zu sprechen kommen wollte“, sagte Conroy. „Sie haben uns von diesem Pultomaten erzählt, wie stark er modifiziert worden wäre – können Sie uns irgendein Beispiel für seine neuen Verhaltensmuster geben?“
„Das ist vorhin geschehen“, lautete Reedeths Antwort. „Alles was wir hier reden, bleibt unter uns, und das ist nur gut so.“
„Tja, aber das ist eine Art von negativem Beispiel. Wie wär’s mit einem positiven? Wie mit einer Demonstration, die zeigt, daß man die gesamte kybernetische Anlage der Ginsberg-Klinik über diese Außenstelle anzapfen kann? Wenn ich alles richtig verstanden habe, laufen Ihre Behauptungen doch genau darauf hinaus.“
„Ich würde sagen, es gibt daran keinen Zweifel“, rief Reedeth. „Ich hätte nie gedacht, daß ich …“ Er verstummte schlagartig.
„Was hätten Sie nie gedacht?“
Auf Reedeths Stirn glänzte plötzlich eine dünne Schweißschicht. „Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal durch meinen Pultomaten Erkundigungen über Dr. Mogshack selbst einholen könnte“, sagte er leise. „Aber ich nehme an, daß ist so was wie ein Insider-Gag, den Außenstehende nicht so recht nachvollziehen können.“
„Ich kann’s“, versicherte Conroy mit einer Andeutung von Grimm. „Ich besitze eine deutliche Vorstellung davon, wie’s sein muß, unter ihrem Chef zu arbeiten, auch wenn mir zumindest dies Unglück bisher erspart geblieben ist. Trotzdem, mir liegt an besagter Demonstration. Hmmm! Da kommt mir eine Idee.“ Er wandte sich Flamen zu. „Diese Automaten hier sind anerkannt die modernsten und am weitesten entwickelten in der Welt. Haben Sie zufällig ein Problem parat, das sie für Sie lösen könnten?“
„Einen Moment mal …“, wollte Reedeth eingreifen, aber da hatte Flamen bereits reagiert.
„Sicherlich“, sagte er. „Doktor, sind Fernsehsendungen ein regelmäßiger Bestandteil der Umgebung Ihrer Patienten, der von den Automaten im Rahmen der Therapie in Betracht gezogen wird?“
„Oh, natürlich“, antwortete Reedeth leicht befremdet. „Von der Grüneinkleidung an beginnt eine Phase der Rückgewöhnung des Patienten an die Außenwelt, und in diesem Verfahren spielen Fernsehsendungen durchaus eine Schlüsselrolle.“
„Mein Gott“, kommentierte Conroy kaum vernehmlich; Flamen ließ sich dadurch nicht aufhalten.
„In dem Fall wollen wir Ihren wundersamen Pultomaten mal fragen“, sagte er, „warum meine Computer mir den Bescheid erteilt haben, nicht einmal unbegrenzte Computerzeit bei den bundesbehördlichen Computern könne mir dabei helfen, die Interferenzen zu eliminieren, die seit einiger Zeit meine Sendungen stören.“ Mit selbstzufriedener Miene lehnte sich Flamen auf seinem Stuhl zurück.
„Ich muß bekennen, ich blicke nicht ganz durch“, sagte Reedeth nach kurzem Schweigen. „Äh … Leider sehe ich Ihre Sendung nie. Sie kommt während meiner Arbeitszeit.“
„Die Fragestellung ist völlig klar“, entgegnete Flamen. „Meine Show, und zwar nur sie, hat in den vergangenen Monaten buchstäblich jeden Tag unter geradezu lachhaft unwahrscheinlich häufigen Sendestörungen gelitten, und es wird nun so schlimm, daß die Zuschauer haufenweise umschalten. Die Techniker der Holokosmos schwören, sie könnten die Ursache nicht ermitteln. Ich möchte schlichtweg wissen, ob ich ihnen glauben kann, ob Sabotage vorliegt, ob ich allmählich den Verstand verliere oder an Verfolgungswahn zu leiden beginne. Bei den Computern einer Psychiatrie, finde ich, bin ich mit meiner Frage vollkommen an der richtigen Adresse. Zumal meine Computer in dieser Angelegenheit anscheinend blind sind, und das kann daran liegen, daß die Sabotage, falls es sich darum handelt, sich sogar auf meine Computer erstreckt!“ Am Ende seiner Ausführungen begann er sich zu erregen.
Nach einem mißtrauischen Blick, als neige er dazu, dem Verdacht auf Paranoia am ehesten beizupflichten, faßte Reedeth die Fragestellung für seinen Pultomaten zusammen und wartete auf die wahrscheinlichste Antwort:
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