Das Gottschalk-Komplott

verwunderlich“, sagte Madison, indem seine lange Zeit starr gebliebene Haltung sich unversehens lockerte.
    „Mit meinen folgenden Einlassungen nehme ich ein kalkuliertes Risiko auf mich.“ In geschmeidiger Bewegungsfolge stand Madison auf. „Die Computerberechnungen zeigen jedoch an, daß dies ein Nexus ist, an dem die Zuführung zusätzlicher Daten wahrscheinlich Konsequenzen verursacht, die in ihrem Wesen unkalkulierbar sind, und die Alternativen haben sich erschöpft, ohne die Schlußfolgerung zu erlauben, daß ein besseres Resultat ohne Intervention erzielt werden kann. Ein weiterer maßgeblicher Faktor ist, daß infolge der Aufnahme eines Präparats aus Psychokoka und Parabufotenin und des synergistischen Effekts dieser Substanz auf einen männlichen menschlichen Metabolismus, in dem bereits eine kritische Dosis Narkolat zirkulierte – eines bis dahin präzedensfreien Effekts –, bereits Teildaten unwiderruflich in die Situation eingeflossen sind.“
    Conroy ließ seinen Blick durch den Büroraum schweifen. Flamen starrte Madison in völliger Fassungslosigkeit an, und ebenso machte es Diablo; Reedeth hatte sich verkrampft, als erwarte er Tätlichkeiten, und seine Lippen formten stumme Worte, vielleicht welche der Reue, so bereitwillig angenommen zu haben, Madison sei reif zur Entlassung aus der Ginsberg-Klinik. Nur Lyla besaß anscheinend eine Vorstellung von dem, was in diesem Moment geschah. Sie hatte die Hände von den tränenfeuchten Wangen genommen und musterte Madison in höchster Verwunderung.
    „Das ist genau die Art und Weise, wie Sie bei Mikki Baxendale dahergeredet haben, Harry“, sagte sie gepreßt. „Genau der gleiche Tonfall.“
    „Madison?“ rief Conroy ihn verunsichert an.
    „Ein Pseudonym“, antwortete Madison. „In Wahrheit sprechen Sie mit Robert Gottschalk …“
    „Herrgott!“ entfuhr es Flamen. „ Sie sind also dieser geheimnisumwitterte Neue, von dem ich habe munkeln hören …“
    „Und der Grund, warum ich zum Zeigen einer emotionalen Reaktion, wie das Vergießen von Tränen eine ist, nicht fähig bin, besteht daraus, daß ich für Reaktionen dieser Art nicht programmiert worden bin.“
    „Mal eine Sekunde!“ Flamen riß sich am Bart; es schien, als habe er die letzte Äußerung nicht mitbekommen. „Robert Gottschalk kann unmöglich während der letzten soundsoviel Monate in der Ginsberg-Klinik festgesessen haben, denn der Gerüchteküche zufolge war er …“
    „Der Name ‚Robert’ ist in der Absicht, die Öffentlichkeit irrezuführen, gewählt worden“, sagte Madison/Gottschalk, indem er Flamen erneut ins Wort fiel. „Sollten Sie es für angebrachter halten, steht es Ihnen frei, mich bei meiner ungetarnten Namensform Roboter Gottschalk anzureden, denn in Wirklichkeit bin ich eine Maschine.“

Die Genesis der integrierten Waffen des Systems C
     
    „Verstehe“, sagte der Mitarbeiter der Inorganic Brain Manufacturers, der schon fast ein Jahrzehnt lang inoffizieller Berater der Gottschalks war und eine Position einnahm, dank welcher er sie stets über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Datenverarbeitungstechnik informieren konnte. „Ja, ich glaube, das läßt sich machen. Das Erstellen der Schlüsselschaltung allerdings … das kann uns ein oder zwei Probleme aufwerfen.“
    „Solange das Ding unsere Umsätze erhöht“, sagte Anthony Gottschalk großmütig, „ist mir alles andere verdammt egal.“
    „Sie wollen das also als eingebaute Order?“
    „Freilich!“
    Das Gespräch stockte. Der Mann von der IBM befand, daß es sinnlos sei, erläutern zu wollen, daß es, erteilte man einem so komplexen Computer eine so allgemein formulierte Order, im großen und ganzen auf das elektronische Äquivalent zur Besessenheit des menschlichen Hirns hinauslief. Da sie ihre Unterhaltung ohnehin aufnahmen, konnte Anthony Gottschalks ausdrücklicher Wunsch im Falle etwaiger späterer Klagen den Rechtsanwälten der Verteidigung als Entlastungsmaterial dienen.
    Nicht etwa, daß die Gottschalks jemals genug Geduld für das Räderwerk der Justiz aufgebracht hätten … aber die Wahrscheinlichkeit sprach dagegen, daß sie an jemandem Rache übten, der ihnen so unentbehrlich war, und das Besorgen von Reparaturen, Generalüberholungen und Modifikationen erwies sich bisweilen als ebenso profitabel wie der Verkauf von Ausrüstungen selbst.
    „Nun gut“, sagte der Mitarbeiter der IBM. „Alle Entscheidungen des Computers werden von dem übergeordneten Interesse geleitet