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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Lumpen auszutricksen, die ‚Verstand’ zu einem Schimpfwort gemacht haben. Und das ist geschehen, Sie wissen’s doch selbst – es ist gegenwärtig die gröbste Unflätigkeit in jedem beliebigen Vokabular. Und das alles ist fast ausschließlich nur im Laufe meiner Zeit passiert. Kalte, rationale Entscheidungen, in jedem ihrer Schritte restlos logisch, lagen den Kriegen in Asien, Indonesien und Neuguinea zugrunde, und jedesmal haben wir verloren. Nicht nur den Krieg, sondern auch einen Teil von uns. Mitgefühl. Einfühlungsvermögen. Liebe. Erbarmen. Wir haben uns systematisch verstümmelt, uns auf die Dimensionen einer Maschine reduziert. Wie soll man von einem Mann erwarten, daß er ein guter Nachbar ist, wenn er sich jahrelang darin geübt hat, auf Schatten zu schießen? Wie kann man von ihm erwarten, daß er ein anständiger Bürger ist, wenn er erlebt hat, wie durch seine Regierung das Hinschlachten von Tausenden, Millionen anderen Menschen angeordnet worden ist? Wie soll man von ihm erwarten können, daß er ein guter Vater ist, wenn er, selbst kaum zwanzig, Kinder gefoltert hat, um Informationen über feindliche Stellungen zu erzwingen? All das hat schon in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts angefangen, habe ich recht? Madison, Sie waren doch in der Armee!“
    Die Lippen des Knieblanks teilten sich, als sei eine Statue aus schwarzem Ebenholz plötzlich mit Sprache begabt worden. „Handbuch des Heeres der Vereinigten Staaten, Band fünf: Kontersubversion. Abschnitt neunzehn: örtliche Aufklärung anhand ziviler Quellen, Kapitel zwo: Vervollständigung der von Jugendlichen gewonnenen Informationen, Absatz zwölf: Verläßlichkeit von unter Druckausübung erlangten Informationen.“
    „Mein Gott …!“ flüsterte Reedeth kaum vernehmlich. Conroy achtete nicht auf ihn und setzte seine Tirade fort.
    „Richtig, richtig! Wir sind aufs Prokrustesbett der Computer gelegt worden, nur hackt man uns keine Zehen ab, sondern kleine Fetzchen aus unserem Gehirn! Und nun sind die Gottschalks da, die die Institution Familie bereits zum Skelett für das scheußlichste Monstrum erniedrigt haben, das jemals aus dem Schoß des menschlichen Unterbewußtseins gekrochen ist, mit ihrer Opa-Vater-Sohn-Hierarchie und ihrer Masche mit den Mono- und Polysyllabischen, jetzt wollen sie allem Anschein nach die Leute, die sie so zu verarschen pflegen, mit Waffen ausrüsten, die’s einem einzelnen ermöglichen … Wie haben Sie’s formuliert, Madison? ‚Eine mittelgroße Stadt einzuebnen’, ist das richtig? Flamen, warum lassen Sie nicht mal eine wichtige Frage Computern, statt sich mit einer albernen kleinen Story zu befassen, die nichts anderes bewirken wird, als Ihr eigenes wertloses Image in der Öffentlichkeit erneut zu untermauern? Beispielsweise könnten Sie Ihre geliebten Apparate einmal fragen, wie groß die Chancen der Menschheit sind, die nächste Jahrhundertwende zu überdauern. Das wäre … Wie, Kind?! Sie weinen ja!“
    Sein Verhalten und sein Tonfall wechselten, als sei er verzaubert worden, und er sprang quer durchs Zimmer, um einen Arm um Lylas bloße Schultern zu legen. Sie hatte sich vorgebeugt, verbarg das Gesicht in den Händen und schluchzte.
    „Entschuldigen Sie“, quetschte sie zwischen Schluchzlauten hervor. „Ich konnte es nicht verhindern.“
    „Das ist doch nichts, wofür Sie sich entschuldigen müßten!“ Conroy straffte sich, beließ nur eine hagere Hand in Lylas Nacken. „Von uns allen zeigen Sie die einzig angebrachte menschliche Reaktion. Was wir uns selbst antun, ist etwas, worüber man weinen kann, nur habe ich vergessen, wie’s geht. Ich bin so verbittert, daß ich mich sogar habe wegschieben lassen. Ich kann mir nicht mal anrechnen, daß ich durch Stellvertreter versucht hätte, die Entwicklung aufzuhalten – sogar Jim Reedeth hier, den ich für einen meiner besten Studenten zu halten pflegte, ist mit dem Strom geschwommen, sobald sich die Gelegenheit ergab. Flamen bringt sein Arbeitsleben damit zu, sein Publikum davon zu überzeugen, daß jeder, der nach oben gelangt ist, jederzeit als läßlich, schurkig und korrupt entlarvt werden könne. Nicht einmal Diablo, für den’s einen ganzen Sack voller Rechtfertigungen gibt, kann leugnen, daß er sein Talent benutzt, um Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Und wie’s aussieht, hat Madison auf Mogshacks Therapie so gut angesprochen, daß er nicht mehr als eine Maschine zu Tränen fähig ist.“
    „Das ist durchaus nicht so

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