Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
eigentlich? Das soll ja noch gar nicht geschehen sein.“
    „Ach, du lieber Himmel’, sagte Conroy. „Wie bin ich nur je auf die Idee verfallen, die Menschheit habe es verdient, gerettet zu werden? Wollen Sie mich Madison nun befragen lassen, oder nicht? Ich möchte nur zu gerne glauben, daß wir hier das Geschwätz eines Geisteskranken hören – wir alle möchten’s. Aber wenn’s nicht so ist, dann sollten wir uns lieber anhören, was uns gesagt wird, verdammt noch mal!“
    Er holte tief Atem. „Ich kann mir von einer Maschine, die dem Zwang einer so übergeordneten, an Manie grenzenden Direktive unterworfen ist, zugleich einen noch nie dagewesenen Grad von Bewußtheit besitzt, nichts Vernünftigeres vorstellen, als die Vergangenheit zu untersuchen und nach Möglichkeit herauszufinden, wie’s sich vermeiden läßt, daß sie ihre Zielstellung verfehlt. Wie ist das vorgegangen – wie sind diese Forschungen bewerkstelligt worden?“
    „An gewissen Punkten in der Vergangenheit“, antwortete Madison/Gottschalk, „erwies es sich dank einer gegenwärtig nicht erklärbaren Technik als möglich, das Bewußtsein eines menschlichen Gehirns durch die Präsenz eines Teils meiner selbst zu ersetzen. Miss Gay, die sich eines anderen Talents bedient, das sogar für mich unerklärlich ist, weil in dieser Beziehung wenig Forschungen vorgenommen worden sind, bevor die wissenschaftliche Betätigung der Menschheit zum Erliegen kam, hat in der Behausung von Michaela Baxendale die Durchströmung dieser Kortex mit anhand der vorerwähnten Technik gewonnenem Wissen bemerkt.“
    „Das geht mir alles ein bißchen zu schnell“, sagte Conroy und hob eine hagere Hand. „Zum Beispiel dieser … äh … Körper. Wer oder was ist oder war Harry Madison?“
    „Während der Kampfhandlungen in Neuguinea zersetzte die ursprüngliche Persönlichkeit von Harry Madison, einem eingezogenen farbigen Soldaten, sich in einem Maße, zu dessen Behebung die existenten psychotherapeutischen Methoden außerstande bleiben mußten. Aufgrund dieser Erkenntnis habe ich es als zulässig erachtet, mich selbst seines Gehirns zu bedienen und mich darin zu filialisieren, weil am entsprechenden historischen Abschnitt Kandidaten für die direkte subjektive Observation der zwischenmenschlichen Kampftätigkeit relativ selten ausfindig zu machen waren. Während früherer historischer Perioden, etwa der römischen Ära, aus der Miss Clay nach eigenen Angaben eine Episode übertragungsweise miterlebt hat, fiel die Wahl leicht – ein sehr hoher Anteil aller Kampfteilnehmer, sowohl im Krieg wie auch bei Gladiatorenkämpfen, war geisteskrank.“
    „Du beschränkst dich auf … äh … geistesgestörte Personen?“
    „Zu meinem Programm gehört es nicht, Menschen zu vernichten, sondern lediglich, sie mit den Mitteln zu ihrer gegenseitigen Vernichtung auszustatten, sollten sie sich zu einer solchen Handlungsweise entschließen.“ Eine Pause folgte, im Vergleich zum monotonen Wohlklang von Madisons/Gottschalks Erläuterungen in ihrem Charakter sonderbar unmechanisch bedeutungsschwanger. „Die in meiner Programmatik enthaltene Definition eines Menschen“, fügte der Nieb – oder die Maschine – dann hinzu, „erstreckt sich auch auf isolierte zephalische Einheiten und alle Arten von Verkrüppelten, Phokomeli und vergleichbare schon physisch anomale Individuen, nicht jedoch auf solche, deren geistige Anomalität keine Hoffnung auf Heilung oder Besserung erlaubt.“
    „Isolierte zephalische Einheiten“, wiederholte Conroy versonnen. „Mit anderen Worten, abgetrennte Köpfe, die man künstlich am Leben erhält. Wann soll so etwas möglich geworden sein?“
    „Im Jahre zweitausendzweiunddreißig, kurz bevor der Niedergang der Zivilisation diese Techniken undurchführbar machte.“
    „Und was hat diesen ‚Niedergang der Zivilisation’ verursacht?“ erkundigte sich Conroy. „Das kann doch nicht bloß an der Einführung dieser Waffen gelegen haben, von denen du geredet hast, dieser Ausrüstung des Systems C.“
    „Die Maximierung des Umsatzes an Waffen bedingte die Maximalisierung der zwischenmenschlichen Feindseligkeit“, lautete Madisons/Gottschalks Antwort. „Alle existenten Quellen dieses Phänomens sind ausgeschöpft worden, und dabei haben sich Patriotismus, Parochialismus, Xenophobie, Ochlophobie, Rassen-, Religions- und Sprachunterschiede und die sogenannte ‚Kluft zwischen den Generationen’ als besonders fruchtbar erwiesen. Es ließ sich leicht

Weitere Kostenlose Bücher