Das Gottschalk-Komplott
erfaßte die anderen Anwesenden; sein Tonfall wechselte.
„Herrje, was heckst denn du aus? Ach, egal, es kann nicht so wichtig sein wie das, was ich dir zu sagen habe. Matthew, wir sind aus dem Geschäft!“
„Was?“
„Vorhin hat Eugene Voigt mich angerufen. Du weißt, die PKK monitort außerhalb der Börsenzeiten abgewickelte Aktientransaktionen von Mediengesellschaften, für den Fall, daß irgendwer ein Ding auf die Schnelle drehen will. Na, und offenbar ist gerade jemand dabei, und zwar ausgerechnet die Gottschalks. Vor rund vierzig Minuten haben sie die fünfzigprozentige Anteileignerschaft der Holokosmos eintragen lassen – anscheinend haben sie blitzartig jeden erreichbaren Anteil zum doppelten Kurs aufgekauft –, und nachdem sie nun die Sendeanstalt kontrollieren, war’s ihre erste Entscheidung, die Matthew-Flamen-Show abzusetzen.“
„Aber ich habe einen Vertrag!“
„Der bringt höchstens noch eine einkommensgerechte Entschädigung plus Ausgleichszahlung für wahrscheinliche Erwerbslosigkeit ein. Knapp unter zwei Millionen, schätzen seine Computer, sagt Eugene Voigt. Er rät uns, wir sollen nachgeben, denn im Ernstfall könnten sie mit ’ner halben Million weniger davonkommen.“
„Was zum Teufel soll denn meine Sendung ersetzen?“
Prior hob die Schultern. „Wen schwert’s? Das möchte ich mal sehen, daß die Gottschalks vor Gericht gebracht werden, weil sie das von der PKK festgesetzte Reklamelimit überschreiten!“
„Das kann man doch nicht machen …“ Entgeistert ließ Flamen die Hände an seine Seiten sinken. Es war möglich, so etwas zu machen, in der Tat, und es war zwecklos, es verhindern zu wollen. „ Warum hat man denn so etwas getan?“ formulierte er um.
„Zur Vereitelung einer vorzeitigen öffentlichen Bekanntgabe von Details der integrierten Waffen des Systems C“, sagte Madison/Gottschalk. „Ich entsinne mich, diese Empfehlung gegeben zu haben.“ Er verstummte, die Miene grauenhaft finster.
Verwirrt blinzelte Prior bei seinem Anblick, aber er blieb bei der Sache. „Matthew, hast du dich übernommen? Hast du irgend etwas über die Gottschalks angeleiert?“
„Ich …“ Flamen schüttelte den Kopf. „Ich weiß es selbst nicht. Ich blicke nicht mehr durch.“ Er zögerte.
„Was soll ich jetzt bloß tun?“ brach es plötzlich aus ihm hervor.
„Hier ist ’ne Pythoness, der fehlt ein Mackero“, sagte Conroy mit einem Achselzucken. „Oh, um Gottes willen, Mann! Können Sie nicht mal zu diesem Zeitpunkt an irgendwas anderes als sich selber denken?! Für mich ist das eine entscheidende Herausforderung, ich beschäftige mich mit Madisons verrückter Geschichte, bis ich mich durch irgend etwas gezwungen sehe, sie anzuzweifeln. Unsere ganze Spezies ist ohnehin um den Verstand gekommen, warum also …“
Auf dem Bildschirm erschien hinter Prior ein anderes Gesicht, spähte über seine Schulter: Celias Gesicht.
„Ah, du sprichst ja mit Matthew“, sagte sie heiter. Anscheinend hatte die abstumpfende Wirkung der Medikamente, mit denen sie in der Ginsberg-Klinik vollgepumpt worden war, inzwischen zu einem Großteil nachgelassen; sie erweckte einen fast lebhaften Eindruck. „Er ist in seinem Büro. Hmm! Muß sich ja um eine ihm wichtige Sache drehen, wenn er an einem Samstagnachmittag arbeitet. Hallo, Matthew!“
„Hör bloß auf!“ raunzte Flamen. „Ich bin in keiner Laune für Plaudereien. Offenbar habe ich gerade meine Stellung verloren.“
„Was? Aber wie ist denn so etwas möglich? Ich dachte, dein Kontrakt gilt noch für …“
„Lionel sagt, die Gottschalks haben eine Aktienmehrheit der Holokosmos gekauft, und wie’s ausschaut, allein zu dem Zweck, meine Show abzuservieren.“
„Das ist ja schrecklich“, sagte Celia langsam. „Ich meine, ich weiß doch, wieviel deine Arbeit dir bedeutet. Sie hat dich immerhin sogar dazu gebracht, mich zu vernachlässigen, nicht wahr?“
„Also, wenn du ausgerechnet jetzt einen Ehekrach anfangen willst, kannst du …!“
„Nein, nein, natürlich nicht“, unterbrach Celia ihn in besänftigendem Tonfall. „Ich mache dir keine Vorwürfe, so bist du eben. Ich vermute, mir geht’s gegen den Strich, irgendwie unterbewußt wohl, weil eine Frau nun einmal gerne umworben und verhätschelt werden möchte, aber so was ist keine vernünftige Haltung, und außerdem hast du ja in all den Jahren mit deiner Show prachtvolle Arbeit geleistet.“ Ihr Ton klang nach völliger Aufrichtigkeit; nichtsdestotrotz reagierte
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