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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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verschieben zu müssen.“
    Andere Termine? Welche anderen …? Oh. Natürlich! Typisches Schwindelmanöver im Stile Dan Kazers, zweifelsohne unter Verwendung falscher Verträge mit Klauseln über Vertragsstrafen und Ausfallsvergütungen, eingegangen mit kooperativ gesonnenen Bekannten, die er dazu hatte überreden können, Termine mit ihm zu vereinbaren, bloß damit er sie dann absagte. Wenn man einen richtigen Auftritt solchermaßen vorbereitete, ließen sich gut und gerne fünfzig Prozent mehr Honorar herausschinden.
    Sie zuckte mit den Achseln. Die Methode bewährte sich, und sie war beileibe nicht unredlicher als die Hälfte aller ‚anständigen’ Geschäftsübereinkünfte, wie man sie in einem durchschnittlichen Jahr überall zu verabreden pflegte. Und man konnte sehen, wie sehr sie vor vier Jahren Mikki Baxendale weitergeholfen hatte, als Dan noch den Mackero für Gossenpoetinnen statt für Pythonessen mimte.
    „Dan“, sagte sie unterm Drang einer unwiderstehlichen Anwandlung, „du hast mir nie verraten, warum … du dich von Michaela getrennt hast.“ Sie bemerkte seinen Gesichtsausdruck, der sich daraufhin ergab, erkannte die nahezu steinharte Maske einer Wut, die kälter war als arktisches Eis. „Natürlich ist’s mein Glück“, fügte sie bei diesem Anblick eilig hinzu, „aber … na ja, ich wüßte eigentlich recht gerne, welchen Umständen ich es verdanke.“
    Für eine Weile herrschte zwischen ihnen Schweigen. Unterdessen anerkannten die Automaten die Richtigkeit von Dr. Spoelstras Unterschrift aus dem Besucherausweis, und die Barriere vor den Aufzügen glitt zur Seite.
    Dan rührte sich nicht, machte keine Anstalten zum Betreten eines Lifts. Er dachte für einen ausgedehnten Moment nach, dann spreizte er die Hände.
    „Na schön, von mir aus sollst du’s wissen. Das ist nicht die Art von Trick, daß man mich damit zweimal reinlegen könnte. Ein anderer Mackero war hinter ihr her – so ein PiratAgent. Legte sich ’n paar Wanzen zu, setzte sie aus, sicherte sich die Beweise, die er brauchte, und dann kam er eines Tages an und meinte, wenn ich meinen Vertrag mit Mikki nicht kündige, würde er mich für fünf Jahre einbuchten lassen. Sie war nämlich erst fünfzehn.“ Die bittere Erinnerung ließ seine Kiefernmuskulatur sich knotig straffen, so daß sich sein dunkler Bart kräuselte; die Büschel künstlicher Haare ahmten die Bewegung des natürlichen Haars in getreulicher Parodie nach. „Er hatte kein Interesse daran, mit ihr ins Bett zu gehen. Ihm lag überhaupt nichts an Mädchen.“
    „Und …“ Mühsam schluckte Lyla. „Und hätte er das tun können, womit er gedroht hat?“
    „Sicher hätte er’s. Aber ich denke nicht daran, mich für irgend etwas zu entschuldigen. Mit fünfzehn Jahren wußte Mikki bereits mehr über diese Seite des Lebens als andere mit fünfzig wissen. Der Halunke verwendet heute noch vieles von dem Material, das ich damals für die Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt habe. Du dürftest es schon gesehen haben … Mit neun ihren Bruder vernascht, ihren Onkel mit zwölf …? Alles die reine Wahrheit.“
    „Und das ging in Ordnung, hä? Aber dich mit fünfzehn, das nicht?“
    Dan atmete tief ein, das Gesicht in einem Maße zerfurcht, daß es nahezu an weichen Untergrund voller Reifenspuren von Lastwagen erinnerte. „G’spusi, wenn du diese Frage nicht selber beantworten kannst, wirst du wahrscheinlich nie einen Blick für die Maßstäbe auf diesem Planeten haben. Komm, da oben wartet man auf uns.“
    „Ich glaube, ’s war ein bißchen naiv von mir“, gestand sie schüchtern ein und folgte ihm.

Es ist eine Sache, zungenfertig über geschichtliche Bestimmung zu reden, aber eine andere, plötzlich von geschichtlichen Kräften gepackt worden zu sein wie ein gefallenes Blatt im Sturm
     
    Wie die Sonne sich vom Zenit herabschwang, so sank nach dem Überschreiten des Höhepunkts allmählich auch der mühselig beherrschte Zorn in Pedro Diablos Bewußtsein, und schließlich blickte er einer schrecklichen Wahrheit ins Angesicht.
    Ich empfinde keinen Haß. Ich empfinde Entsetzen.
    Er betrachtete seine dunkelhäutigen Hände und sah sie zittern, beobachtete ihr Schlottern wie ein Fremder, weil er sich schlichtweg nicht damit abzufinden vermochte, daß in dem Verstand, dessen er, Pedro Diablo, sich zu bedienen pflegte, ein solches Beben der Furcht seinen Ursprung haben sollte. Er war ein Erzeuger von Furcht, keines ihrer Opfer.
    Da bin ich nun. Wie? Warum?
    Die

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