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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Verlauf der nächsten paar Sekunden entwickelte sich daraus eine Idee, infolge welcher er vor Aufregung fast zu zittern begann. Ein Auftritt einer Pythoness in einer Psychiatrie …? Im vergangenen Jahrhundert hatte es ein klassisches Werk über die Ermordung des Marquis de Sade gegeben, aufgeführt durch die …? Nein, so war es nicht ganz richtig. Aber jedenfalls ‚durch die Insassen des Spitals zu Charenton’.
    Hmmm …!
    Es bedurfte nur der Dauer eines halben Herzschlags, um den Einfall, zusätzliche Kameras kommen zu lassen, zu prüfen und zu verwerfen; die Zahl von Metern, die er mit der Ausrüstung drehen konnte, die er ständig im Skimmerauto mitführte, würde wahrscheinlich ausreichen.
    Erneut fing er an zu sprechen, diesmal schnell und mit überzeugenden Worten, legte dabei besonderen Wert auf die Betonung des Grades fantasievollen Weitblicks, auf dem die Veranlassung eines so bedeutungsstrotzenden Projekts beruhen mußte.

Wiederholter Gedanke Arthur J. Hoddinotts, Zollgrenzbeamter der Vereinigten Staaten, im Dienst auf dem Kennedy International Airport, anläßlich der Ankunft Morton Lenigos
     
    ,Also muß seine Einreise wohl von den Computern abgesegnet worden sein, aber können Computer nicht auch einmal einen Sprung in der Schüssel haben?’
     

Eindeutiger Beweis für die Vermutung, daß es für die Gosse nicht unmöglich ist, in der Höhe einer Atelierwohnung entlangzulaufen
     
    Lyla Clay bebte, als sie den RasanTransit-Bahnsteig betrat. Die Tunnel des RasanTransit-Systems standen unter Tiefdruck – mußten darunter stehen, weil andernfalls die vorgesehene Fahrtgeschwindigkeit ausgeschlossen gewesen wäre. Aufgrund dessen gab es nur diesen einen Ausgang, und der Raum dahinter war eng, seine Decke schien auf ihren Kopf zu drücken. Lyla kannte Bilder der Ginsberg-Klinik und wußte, daß zwischen ihr und dem freien Himmel bis zu zweihundert Meter an Beton und Stahl liegen mochten. Sie biß sich auf die Lippen. Die Gabe, die sie zu einer Pythoness mit zunehmender Reputation gemacht hatte, besaß ihre Nachteile, und eine davon war ein ungewöhnlich lebhaftes Vorstellungsvermögen. Für einen scheinbar endlos langen Moment malte sie sich aus, sie stäke hier fest. Sie konnte nicht zurück in ein Abteil-Segment und sich wieder fortbefördern lassen, denn ihre Fahrkarte hatte sie ans Ziel gebracht und war nun zu allem weiteren unbrauchbar, und die Rückfahrkarten befanden sich in der Tasche von Dans Kniebundhose. Das gleiche galt für den Besucherausweis, der die Durchquerung der Barriere ermöglichte, die den Zugang zu den oberen Etagen verwehrte.
    Angenommen, sein Abteil war fehlgeleitet worden? Trotz aller Propaganda, die das Gegenteil versicherte, kam so etwas einmal unter ein paar Millionen Beförderungen vor. Vielleicht war er unterwegs nach Hinterdingsbumshausen, und sie mußte hier Stunden über Stunden warten, bis er …
    Aber da öffnete sich die Tür mit einem Fauchen von neuem, und er traf ein, nur einige Sekunden später als sie. Mit selbstbewußter Zielsicherheit schlug er die Richtung zu den Lifts ein; Lyla schloß sich an, froh darüber, daß der Schutzschleier ihre Miene der Erleichterung verbarg, während sie sich zugleich fragte, wie das wohl war, wenn man dreißig war statt erst zwanzig. Ob sie nach fünfzig Prozent mehr an bewußter Existenz ebenfalls an vergleichbarem Selbstvertrauen dazugewonnen haben mochte?
    Während die Kontrollautomaten ihren Besucherausweis prüften und sie warteten, verspürte sie ein verzweifelt starkes Bedürfnis zum Sprechen, und sie bediente sich der erstbesten Redewendung, die ihr in den Sinn kam.
    „Die Atmosphäre hier mißfällt mir“, sagte sie.
    Dan sah sie nicht an. „Wundert mich keineswegs. Vermutlich ist die Luft von den Hautausdünstungen Schizophrener gesättigt. Mir behagt der Geruch von Psychiatrien auch nicht, obwohl ich weit davon entfernt bin, ein sensibler Typ zu sein. Du mußt’s halt für ein Weilchen durchstehen, G’spusi. Aus diesem Auftritt kann sich allerhand ergeben. Soviel mir Dr. Spoelstra erklärt hat, liefern wir heute nachmittag einen sehr wichtigen Präzedenzfall.“
    Er lachte unterdrückt auf. „Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so wild auf uns war, hab ich das schon erwähnt? Am liebsten wäre sie durch die KommNetz-Leitung gekrochen, um sicherzugehen, daß du heute da bist. Mir graust jetzt schon beim Gedanken, all die anderen Termine, die wir haben, wegen ihrer Wiederholungswünsche womöglich

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