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Das Grab der Königin

Das Grab der Königin

Titel: Das Grab der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unser Volk wieder vereint, das der Atem der Wüste in alle Richtungen verstreut hat. Irgendwann werden wir es schaffen.«
    »Vielleicht mit meiner Hilfe«, sagte Jenna.
    Ich trank Tee. Er war sehr süß. Auf der Oberfläche schaukelten Minzblätter. Bahid holte tief Luft. »Die Rosen sehe ich verwelken«, flüsterte er. »Aus der Schrift entnehme ich, daß die Königin sterben wird, wenn die Rosen verwelken. Schatten wandern durch die Wüste. Sie klagen und jammern ihr Leid.«
    »Welche Schatten?«
    »Er spricht von den Grabwächterinnen«, erklärte Jenna uns leise.
    »Ja!« bestätigte der Sabäer. »Sie haben das Grabmal der Königin verlassen, weil sie spürten, daß es vorbei ist. Gleichzeitig suchten sie nach einer Rettung.« Er schaute uns der Reihe nach an. »Seid ihr gekommen, um sie zu retten?«
    »Deshalb sind wir hier.«
    Seine schmalen Lippen bewegten sich. »Viele haben es versucht. Ich verlor dabei zwei Söhne, denn die andere Kraft war unglaublich stark. Stärker als wir. Wenn sie jemals gerettet werden kann, dann nur durch einen bestimmten Gegenstand, der auch in den Schriften erwähnt, aber nicht erklärt wird, so daß ich euch nicht sagen kann, um welchen Gegenstand es sich hierbei handelt.« Er breitete seine mageren Arme aus. »Ihr seht mich als dumm vor euch sitzen.«
    Ich nahm den Faden auf. »Kann dieser Gegenstand ein Kelch sein, in dem eine Kugel steht?«
    Hinter den Gläsern funkelten die Augen. »Es ist möglich, wie ich sagte, er wurde nicht näher beschrieben.«
    »Was ist mit den Wächterinnen?« erkundigte sich Suko.
    »Eine ist zu Staub zerfallen, als sie uns in London besuchte. Sechs bleiben übrig. Wo können wir sie finden?«
    »Wo sucht man Geister, mein Freund?«
    »Moment!« schaltete ich mich ein. »Ich war Zeuge, als die Frau zerfiel. So geisterhaft sah sie mir nicht aus. Sie trug eine Rose, die verwelkte, dann verging sie.«
    »Es sind trotzdem Geister, geformt durch den Atem der Wüste, um der Wüsten-Königin den nötigen Schutz zu verleihen, was über lange Zeit auch geklappt hat. Doch nun sind ihre Feinde erstarkt, um sie zu vernichten. Wenn sie es geschafft haben, ist der Weg für sie frei, dann übernehmen sie die Macht und das Wissen der Königin.«
    »Kennst du ihre Feinde?«
    Der alte Mann hob die Schultern. »Manchmal hat mir der Wind etwas zugeflüstert. Er sprach von grauen Bestien, manchmal Mensch, manchmal Tier. Schreckliche Gestalten, die ihr Heulen durch die nächtlich stille Wüste schallen lassen.«
    »Wölfe«, sagte ich leise.
    Er nickte. »Das wußten wir. Es sind keine Schakale, sie benehmen sich anders, und sie stehen unter dem Zwang, die Königin finden zu müssen. Sie werden auf die Hüterinnen des Grabes treffen und diese als erste töten. Ich kenne die Schrift, aber wir wollen, daß die Königin zurückkehrt und das Reich der Sabäer wieder aufbaut. Du willst uns dabei helfen, Jenna. Schon einmal warst du bei mir. Ich habe dir vertraut, ich erkannte deine guten Absichten, aber du mußtest aufgeben, und ich glaube, daß es heute noch schlimmer geworden ist, denn die Zeit blieb nicht stehen.«
    »Was weißt du noch?« fragte ich.
    »Viel und gleichzeitig viel zu wenig.«
    Diese Antwort war keine, die hätte ich mir auch selbst geben können. Ich wollte konkrete Dinge erfahren. »Bitte, Bahid, kannst du uns keinen Hinweis geben?«
    »Ich kenne das Grab nicht.«
    »Wer kann es kennen?«
    »Die Hüterinnen.«
    »Dann müssen wir mit ihnen zusammentreffen. Sie müssen reden, uns den Weg weisen.«
    »Es sind Geister, die sich von Menschen nichts befehlen lassen. Man kann sie rufen, dann werden sie kommen oder auch nicht.«
    »Wir haben lautere Absichten«, erklärte ich.
    »Das weiß ich, aber wissen sie es auch?«
    Jenna Jensen beugte sich vor, »Bitte, Bahib. Ich weiß, daß du uns mehr sagen könntest. Tu es auch, nimm auf uns keine Rücksicht. Sag endlich, was du weißt. Zeige uns die Spur.«
    Er leerte seine Tasse. Unter der Decke brannte nur eine kleine Leuchte, die ein blasses Licht verstreute. Die anderen Lampen — Leuchtstoffröhren - waren ausgeschaltet. Die Antwort gab er in der blumenreichen Sprache des Orients. »Wir leben in einem Land, das vom Atem der Jahrtausende durchweht wird. Manchmal stärker, manchmal schwächer, das ist der Hauch der Geschichte wie der Wind. Viele Zeugen unserer Geschichte sind unter dem heißen Sand der Wüste begraben. Nur manchmal, wenn die Menschen zu neugierig sind, kommen sie wieder zum Vorschein. So ist es

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