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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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man den Hügel ersteigen konnte. „Was ich dich noch fragen wollte: Könnt ihr Punier nicht euren Töchtern ein bißchen Bogenschießen beibringen?"
    „Wozu das?"
    „Für alle Fälle. In diesem Sommer werden die Römer stürmen. Dann brauchen wir hinter den Mauern Leute, die einzelne Legionäre am Durchbruch hindern. Verstehst du, was ich meine?"
    Der Punier runzelte die Stirn. „Und warum forderst du nicht deine Brüder dazu auf? Sollen Karthagos Kinder wieder einmal herhalten?"
    „Ich weiß, es ist viel verlangt. Aber niemand dürfte dem Ältestenrat mit solch einem Vorschlag kommen, und wir brauchen die jungen Frauen dringend - glaube ich. Sie würden den anderen Mädchen Vorbild sein. Man könnte diese zum Mitmachen einladen und so weiter..."
    Daß es Differenzen und Unverständnis geben würde, wußte Eladu. Ein anderer Ausweg? Irgendwie mußten die Arevaken das zahlenmäßige Mißverhältnis ausgleichen - warum nicht, indem jeder eine Waffe trug?
    „Bis zum Sommer werden sie wenig üben können", sagte Bomilkar. Das war bereits eine leise Zusage.
    Der Iberer lächelte, denn ein Stein fiel ihm vom Herzen. „Sprich bitte nicht unnötig viel davon."
    „Versteht sich."
    Als sie den Hof betraten, sprangen gerade die punischen Reiter von den Pferden und ließen dem lange zurückgehaltenen Jubel freien Lauf. Die iberischen Krieger stimmten ein. Die Beute wurde bestaunt und den Ältesten übergeben.
    Eladu duckte sich, als er die Blicke der Graubärte spürte. Kaum einer, der ihn freundlich ansah. In einigen Augen stand Ablehnung, in anderen kalter Haß.
    „Die Götter Puniens und Iberiens waren gnädig", rief Maharbal und umarmte den Vater. „Nur zwei von uns kamen ums Leben, aber die Römer erlitten furchtbare Verluste."
    „Recht so, ein Maharbal schlägt 'die Verfluchten zu jeder Stunde. Tags sollen sie keine Ruhe haben und nachts keinen Schlaf. Der Boden möge unter ihren Füßen brennen und das Dach über ihren Köpfen!"
    Litennon sah die Ledersäcke mit römischen Münzen nüchterner an. „Dafür werden uns die Vaccäer Korn verkaufen. In Numantia wird es keinen Hunger geben. Die Legionen haben ihr Ziel gründlich verfehlt."
    „Wer ist der da?" fragte Eladu. Die römische Rüstung und die starken Muskeln des Gefangenen fielen ihm auf. Natürlich kannte er nicht jeden Reiter der Streifschar, aber alle trugen sie den iberischen Erzhelm - der da hatte den Kopfschutz eines Römers. „Ein Legionär?" „Er nennt sich Brennus und behauptet, ein Gladiator zu sein. Im Kampf lief er zu uns über."
    Selbstverständlich wußte Litennons Ratgeber, was ein Gladiator war. War sich Rom seines Sieges so sicher, daß man diese Männer derart nahe an die Grenze ließ? Welcher Römer durfte an die Treue eines bewaffneten Sklaven glauben?
    „Maharbal, ich bitte dich und ihn, mir mehr darüber zu erzählen. Es kann von Bedeutung für uns sein."
    Bomilkar machte ein erstauntes Gesicht, sein Sohn zuckte die Achseln. Was hatte es schon auf sich, daß ein Gallier in Numantias Mauern kam? Auch Punier kämpften bei den Arevaken.
    „Nadelstiche, wo Schwertstreiche nötig wären", murmelte er im Halbschlaf. „Wir siegen, aber es ist zuwenig. Etwas Besseres brauchte man, etwas ganz Neues müßte mir einfallen!"
    „Woran denkst du, Eladu?" Sira legte den Arm um ihn. „Kannst du das alles nicht wenigstens jetzt mal vergessen? Mitunter bist du unausstehlich!"
    Was sollte er erwidern? Er schwieg. Sira nahm das als schuldbewußtes Eingeständnis. Die bohrenden Fragen wichen freilich keineswegs. Sie saßen fest in ihm.
    Die Ruhe ist trügerisch, grübelte er. Um unseren Sieg steht es schlecht. Die Städte am Jalu sind besiegt, der Duro-Bund bebt in den Grundfesten; der Ältestenrat mißtraut mir - und in diesem Sommer greift Pompejus rücksichtslos an. Er wird sich wenig um das Leben der Legionäre scheren, und dann könnte ihre Überzahl zur Geltung kommen. Vier gegen einen...!
    Verdammt, Sira hat recht. Zu selten kümmere ich mich um sie. Meine Reisen durchs Land..., und bin ich zu Hause, sind meine Gedanken wer weiß wo. Kein Wunder, daß sie sich beklagt. Doch darf ich nur an mich, an uns beide denken, da das Haus zu brennen beginnt?
    „Schlaf jetzt! Morgen werde ich mit dir ein ernstes Wort reden müssen!" kündigte Sira an, und Eladu wußte, daß es nicht bei milden Vorwürfen bleiben würde.
    Schließlich schlummerte er tatsächlich ein, doch sein Schlaf war unruhig. Immer wieder gaukelten ihm Visionen wirre,

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