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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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ich."
    Senkin stand noch auf einem der Höfe. Wenig erstaunt über das Resultat des Gesprächs, lächelte er. „Die Götter mögen euch beschützen. Werdet glücklich miteinander!"
    Als er Schritte hinter sich hörte, drehte er sich hastig um: Keri, der junge Kriegerführer, ging mit anderen Burschen vorbei und musterte sie bösen Blicks. Senkin wußte, Rega kümmerte sich kein bißchen um den Abgewiesenen. Um möglichen Streit in der Zukunft scherte sie sich wenig.
    „Megaravik ist tot. Auf Befehl des Tribuns Servius Älius wurde er in Ocilis auf dem Appellplatz der Garnison hingerichtet. Alle in der Stadt haben es gesehen."
    Der Reiter kam aus Numantia, Eladu hatte ihn geschickt. Er wußte schließlich, woher jene Streifschar stammte, die Lentulus' Gut angriff.
    Senkin stand im Kreis einiger Ältester und der Jungkrieger, die in Keris Truppe zum Jalu mitgeritten waren. Auch Titus war anwesend. Niemand verzog eine Miene. Es war uniberisch, seine Trauer zu zeigen.
    Keri machte sich bittere Vorwürfe. Warum hatten sie nicht alles gewagt und auch den Gefangenen zurückgeholt? Sie hatten ihn für tot gehalten wie die anderen - keine Entschuldigung. Wie konnte er Megaraviks Verwandten, zumal dessen jüngerem Bruder, in die Augen sehen!
    „Warum haben sie ihn getötet? Wäre er als Sklave verkauft worden, gäbe es vielleicht einen Weg, ihn zu befreien..."
    „Es scheint, sie fürchten uns so sehr, daß sie Kampftaugliche lieber umbringen", murmelte Senkin.
    „Darüber weiß ich nichts", erwiderte Eladus Bote. „Vielleicht waren sie zornig, daß er schwieg, oder man tat es zur Abschreckung anderer. Daß wir davon erfahren haben, dürfte ihnen kaum recht sein - wie können die Römer wissen, ob wir nicht Gleiches mit Gleichem vergelten?"
    „Wir kreuzigen niemanden", antwortete Senkin knapp. „Das ist uniberisch und grausam."
    „Sie haben ihn nicht ans Kreuz geschlagen, sie haben ihn gepfählt! Es soll furchtbar gewesen sein. - Megaravik und ein Sklave, der seiner Herrin davonzulaufen versuchte, starben auf diese Art."
    Ein atemloses Schweigen trat ein. Die Iberer starrten einander an. „Dafür muß man sie strafen", sagte Titus plötzlich in die Stille. Er war tiefrot geworden. Erschrocken über seine Worte verstummte er wieder.
    Die anderen nickten ihm zu. Er hatte ausgesprochen, was jeder dachte. Lippen wurden zusammengepreßt, Fäuste geballt, und Keri erneuerte seinen stummen Schwur.

EINER GEGEN VIER

...im Jahre 612 römischer Zeitrechnung
In Tarraco
    „Ah, Cassianus, mein verehrter Konkurrent!" Der Kaufherr drehte sich vollends um. Anfangs hatte er den Mann hinter sich für einen der Aufseher gehalten. „Dich trieb sicher die Sorge her, daß meine Gewinne zu groß werden könnten, nicht wahr?"
    „Erraten." Der andere schmunzelte. „Aber wie ich sehe, teurer Sibalus, geht es dir blendend - ganz im Gegensatz zu mir. Merkur verdammt mich, stets nur die Brosamen aufzuklauben."
    Keiner der beiden glaubte dem anderen. Sie verzogen die Lippen zu einem Lächeln, das verriet, wie man sich durchschaute.
    „Ist der Nachschub für unsere siegreichen Legionen kein gewinnträchtiges Geschäft? Willst du mir weismachen, daß dabei nichts zu holen ist, mein Cassianus?"
    „Ebenso wie du aus dem Verkauf erbeuteter Sklaven Prozente schlägst, Sibalus. Sage nicht, es gäbe keine."
    „Mäßige, Teuerster! Die Legionen bringen nur schlechte Ware. Weitaus höher sind die Verluste - aber verschweige das! So etwas ist nicht für jedermanns Ohren bestimmt."
    Der zweite Kaufherr nickte. Für einen Augenblick schälte sich das wahre Gesicht aus dem stereotypen Lächeln eines Händlers. Sorgen standen darin, denn die Lage war unsicher.
    „Und wohin soll deine Fracht gehen, Sibalus? Ostia?"
    „Nein. Auch fahre ich nicht mit. Ich werde so leicht seekrank, und jetzt im Frühsommer gibt es noch manchmal Stürme. Das halten die Seeleute aus, aber nicht ich. - Nein, ich schicke Erz aus den Gruben von Bilbilis nach Sizilien. Wenn man es billig einkauft, lohnt sich der weite Transport."
    „Und auch wieder Sklaven, nicht wahr?"
    Hinter Sibalus' Lächeln verbarg sich die bange Frage, woher der Konkurrent von der Transaktion wußte. Wahrscheinlich riet er auf gut Glück, andernfalls aber... Er mochte das Beladen des Seglers beobachtet haben, entschied der Kaufmann.
    „Ein paar handfeste Kerle, die sich auf den Gütern ausarbeiten können. Wo gibt es heute noch starke Sklaven! Pallien müßte man erobern, und von den Germanen hörte ich

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