Das Grab des Herkules
trostlosen Region der Steinwüste.
»Hier wird nach Gasvorkommen gesucht«, erklärte Alderley, als sie gelandet waren und Nina und Chase in der Hütte saßen, die ihm als Büro diente. »Das ist eine gute Tarnung, die es uns erlaubt, zu verfolgen, was sich nebenan in Libyen tut. Komischerweise entwickelt sich die Bohrung jedoch durchaus erfolgversprechend. Eine Geheimdienstoperation, die auch noch Profit abwirft, ist immer erfreulich.«
»Na großartig«, sagte Chase unbeeindruckt. »Vom Gewinn können Sie sich dann einen weiteren beschissenen Ford Capri kaufen.«
»Der Mark 1 3000 GT ist ein Klassiker!«, protestierte Alderley, und irgendwie wurde Nina den Verdacht nicht los, dass die Kabbeleien zwischen den beiden schon Routine waren. Dann fasste Alderley sich jedoch wieder, nahm an seinem Schreibtisch Platz und loggte sich in seinen Rechner ein. »Okay. Jetzt wollen wir mal überprüfen, was Sie mir unterwegs erzählt haben …« Er beugte sich vor, tippte mit zwei Fingern.
Nina und Chase saßen auf einem kleinen Sofa mit zerschlissenem Bezug. »Also, was hast du für ein Problem mit dem Burschen?«, fragte Nina leise.
Chase funkelte Alderley an. »Die SAS und der MI6 führen manchmal gemeinsame Einsätze durch, mit einem Geheimdienstler als Oberaufseher. Wir waren mal hinter ein paar Al-Qaida-Wichsern her, die sich in einem pakistanischen Dorf versteckt hatten – das war ein Geheimeinsatz, denn Pakistan gilt ja offiziell als Verbündeter. Wir gingen also rein und nahmen den Kerl fest. Alles lief vollkommen problemlos, aber dann hat dieses Arschloch« – er zeigte auf Alderley – »das halbe Scheißdorf sprengen lassen, um unsere Spuren zu verwischen!«
»Das war ein ganz normaler Einsatz unter falscher Flagge, deshalb konnten wir Al-Qaida für die Bombardierung von Wohngebieten verantwortlich machen und deren Stellung in Pakistan schwächen«, sagte Alderley herablassend, ohne von seinem Rechner aufzusehen. »Außerdem war es nicht das halbe Dorf, sondern höchstens drei Häuser, und da wohnten vermutlich Sympathisanten drin. Sie haben damals als Einziger Einwände erhoben.«
»Ja, und ich wette, Ihnen tut immer noch die Nase weh.«
Alderley rieb sich unbewusst am Nasenrücken. Erst jetzt fiel Nina auf, dass er da einen Höcker hatte, die visible Folge eines schlecht verheilten Bruchs. »Jedenfalls habe ich Neuigkeiten«, sagte er.
Chase straffte sich. »Lassen Sie mich mal raten. Genauso viele gute wie schlechte?«
»Kann man so sagen. Die gute Nachricht lautet: Mac ist nicht tot.«
»Wirklich? Geht es ihm gut?«, fragte Nina aufgeregt.
»Kommt darauf an, was Sie unter ›gut‹ verstehen. Offenbar ist er aus einem Fenster gesprungen, bevor das ganze Haus in die Luft flog. Er liegt im Koma.«
Nina ergriff Chases Hand. »O nein …«
»Die schlechte Nachricht, jedenfalls aus Ihrer Sicht, ist, dass alle möglichen Warnungen angezeigt werden, sobald ich Ihre Namen ins System eingebe«, sagte Alderley zu Chase, lehnte sich zurück und legte die rechte Hand auf seine Brust – nur eine Handbreit vom Schulterhalfter entfernt, das unter seiner Jacke hervorlugte. »Sie haben aber auch wirklich gar nichts anbrennen lassen. Diamantendiebstahl, Ermordung des botswanischen Handelsministers … Mac muss ein paar sehr lange Strippen gezogen haben, um Sie nach England zu schaffen. Und zum Dank jagen Sie sein Haus in die Luft und ermorden einen chinesisch-amerikanischen Milliardär! Na super.«
»Wir haben niemanden umgebracht!«, rief Nina, dann besann sie sich jedoch und senkte den Blick. »Okay, ein paar Leute schon«, räumte sie ein. »Aber das waren allesamt Schurken!«
»Sophia Blackwood steckt hinter alldem«, sagte Chase.
Alderley musterte ihn skeptisch. »Sie meinen Lady Sophia Blackwood?«
»Jau.«
»Ihre Exfrau?«
»Und Richard Yuens Exfrau. Und die von René Corvus übrigens auch. Dem hat sie übrigens mitten ins Herz geschossen. Aber ich wette, das hat sie noch nicht öffentlich gemacht. Wenn zwei milliardenschwere Ehemänner binnen vier Tagen zu Tode kommen, könnte das unweigerlich Verdacht erregen.«
Alderley sah im Computer nach, dann zog er die Augenbrauen in die Höhe. »Sie haben recht – hier steht, sie habe diesen Corvus einen Tag nach dem Tod ihres anderen Gatten geheiratet. Aber dass er tot ist, steht hier nicht.«
»Sie hat ihn umgelegt, damit sie die Kontrolle über die Firmen beider Männer bekommt«, sagte Nina. »Yuen hat mit dem Uran aus seiner geheimen Uranmine
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