Das Grab des Herkules
Scheißkerl hat immer noch sein Schwert!«
Chase konnte sich nur einen Grund denken, weshalb Fang gerade diese Waffe in Händen hielt. »Er will unser Boot entern!«
»O mein Gott!«, rief Nina. »Was glaubt er eigentlich, was hier gespielt wird, etwa Fluch der Karibik ?«
»Komm hier rauf!«, brüllte Chase. »Du steuerst das Boot – ich kümmere mich um ihn.«
»Ist das dein Ernst ?«
Mit einem verwegenen Grinsen kletterte Chase umständlich vom Sitz und machte den Platz für Nina frei. »Bereitmachen zu Verteidigung gegen Enterer!«, rief er theatralisch und sprang aufs Deck hinunter, sobald Nina die Steuerung übernommen hatte.
Das Speedboot hatte zu ihnen aufgeschlossen und kam rasch näher.
»Steuer zwischen die Inseln«, rief Chase Nina zu, nahm das Ruder und zeigte damit auf das Gewirr der Kanäle.
»Es ist zu eng! Dieses Ding ist schwerer zu lenken als ein SUV!«
»Stell dir einfach vor, du würdest die Schlaglöcher auf der Fifth Avenue umkurven!« Chase hielt sich mit einer Hand am Gestell des Pilotensitzes fest und sah dem Speedboot entgegen.
Es rammte den Sumpfgleiter von der Seite, warf einen Wasserschwall auf und hätte Nina beinahe vom Sitz geschleudert. Chase taumelte, und nur der Umstand, dass er sich am Gestell festklammerte, verhinderte, dass er auf den Rücken fiel.
Brüllend sprang Fang vom Speedboot ab und landete auf dem Bug des Sumpfgleiters. Mit vorgestrecktem Schwert nahm er breitbeinig Kampfhaltung ein, während Nina das Boot mühsam in den Kanal zwischen den Inseln steuerte. Der Fahrweg war zu schmal, als dass beide Boote nebeneinander Platz gehabt hätten; das Speedboot wurde unvermittelt langsamer und schwenkte hinter den Gleiter, mit kaum einem halben Meter Abstand zu dessen Heck.
Chase musterte seinen Gegner. Der Schwertstock war keine Marotte – Fang wusste eindeutig damit umzugehen.
Und Chase hatte als einzige Waffe ein Ruder …
Mit einem Satz sprang Fang vor und schlug nach Chases Kopf. Rasch riss dieser das Ruder hoch, um den Hieb abzuwehren.
Krack!
Das Schwert teilte das Ruder säuberlich in zwei Teile. Chase duckte sich entsetzt und ließ das schwere Ruderende fallen, während Fang erneut mit dem Schwert ausholte, um ihm die Brust zu durchbohren. Chase wich dem Hieb geschickt aus und parierte, indem er das andere Ende des Ruders wie einen Schläger schwang und Fangs Schwertarm zu treffen versuchte.
Fang ahnte, was er vorhatte, und änderte das Ziel seines Angriffs in Sekundenbruchteilen.
Das Schwert durchlöcherte den Ärmel von Chases Lederjacke und bohrte sich in seinen rechten Bizeps. Chase brüllte auf vor Schmerz, ließ das Ruder fallen und legte die Linke auf die Wunde, während sein Gegner mit dem blutigen Schwert erneut ausholte …
Der Sumpfgleiter erbebte heftig, als er das steile Kanalufer rammte, weil Nina die Kurve ein wenig zu weit angegangen war. Fang schwankte und suchte mit ausgestreckten Armen nach Halt.
Chase warf sich brüllend auf ihn.
Wie ein wütender Bulle rammte er Fang den Kopf gegen den Brustkasten und boxte ihm mit der Linken in den Magen. Die Luft entwich explosionsartig aus dem Mund des Chinesen, als er nach hinten gegen eine Sitzbank kippte.
Chase richtete sich auf, packte mit der Linken Fangs Schwertarm und drückte seinen Daumen mit aller Kraft zwischen die Sehnen am Handgelenk. Wenn er ihn dazu brächte, das Schwert loszulassen, hätten sie eine Sorge weniger.
Schmerz durchzuckte seinen verletzten Arm. Chase schrie auf, als Fang ihm den Daumen in seinen verletzten Bizeps bohrte. Unwillkürlich ließ er Fangs Handgelenk los und befreite sich aus dessen Umklammerung. Dabei stolperte Chase jedoch über einen Sitz und fiel auf den Rücken.
Fang reagierte sofort. Er richtete sich auf, hob das Schwert und machte Anstalten, Chase die Stahlklinge ins Herz zu stoßen – als Nina das Boot gegen das andere Kanalufer lenkte, diesmal jedoch in voller Absicht. Staub und Steine prasselten auf die Passagiere nieder. Hektisch hantierte sie weiter an den Steuerhebeln, und dementsprechend torkelte das Boot wie volltrunken durch den engen Wasserlauf.
Fang geriet ins Stolpern und stürzte. Was Nina aber nicht kalkuliert hatte, war, dass er die Klinge nach wie vor auf Chase gerichtet hielt.
Als Chase den silbrig funkelnden Stahl auf sich herabsausen sah, zog er reflexartig beide Beine an und trat Fang mit den Stiefelsohlen gegen die Brust, sodass er hintüber gegen den Pilotensitz geschleudert wurde.
Vor ihnen ragte ein weiteres
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