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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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enthielt eine fabelhafte Taschenlampe. Sie war winzig klein und hatte trotzdem eine Reichweite von fünfzig Metern. Karl strahlte. So etwas war typisch Mama. Sie schenkte ihm immer praktische Dinge, die zum Überleben in der Wildnis geeignet waren, obwohl sie normalerweise mitten in der Stadt wohnten.
     
    Nach dem Frühstück gingen Mama, Karl und Großvater in die Stadt, um sich die Weihnachtsfenster anzusehen. So war es alte Tradition in Krabbsjögrund. Jedes Jahr an Weihnachten schmückten die Leute in der Stadt ihre Fenster: lauter kleine Guckkästen mit verschiedenen Weihnachtsmotiven. Den ganzen Tag über spazierten dann die Krabbsjögrunder herum und bewunderten die Dekorationen. Es war fast wie ein Wettbewerb.
    Die Leute schmückten und bastelten. Manche staffierten ihre Weihnachtskrippen mit dem Jesuskind, drei Weisen und einem Esel aus. Andere bauten prächtige Pfefferkuchenhäuser mit Glockentürmen, Schaumzuckerwichteln und Watteschnee. Es gab große oder kleine Fenster, schlicht oder üppig gestaltete, manche sahen fast aus wie Theaterszenen, bei anderen stand ganz einfach nur ein Tablett mit Kerzen auf der Fensterbank.
    Karl hatte schon viel über diesen Brauch gehört, aber er hatte noch nie eines der Fenster gesehen. Sie waren wunderschön. Karl blieb vor einer kleinen elektrischen Eisenbahn stehen, die Runde um Runde drehte, die Waggons mit kleinen Päckchen beladen.
    Das allerschönste Fenster entdeckte Karl unten im Hafen.
    Hier hatte jemand eine Miniatur des winterlichen Krabbsjögrund gebaut, mit Hafen, Marktplatz und dem großen Tannenbaum. Fasziniert betrachtete Karl die schneebedeckte Mini-Stadt. Mama stellte sich neben ihn.
    »Das ist ja unglaublich«, sagte Karl. »Schau mal, da liegt sogar Großvaters Barbarella.«
    Mama nickte, aber sie machte ein ernstes Gesicht.
    »Findest du das Weihnachtsfenster etwa nicht toll?«, fragte Karl. »Ich meine, du musst ja schon jede Menge gesehen haben, seit du klein warst.«
    Jetzt lachte Mama.
    »Doch, sie sind toll. Aber sie waren mir auch schon immer ein bisschen unheimlich, mit all den starren Puppen, mechanischen Wichteln und Engeln.«
    Ein kalter Wind blies vom Meer herüber, sodass es Karl fröstelte. Seine Finger waren schon steif gefroren, obwohl er die dicken Handschuhe angezogen hatte.
    »Errätst du, wer dieses Fenster hier gestaltet hat?«, fragte Mama.
    An der Wand hinter den Miniaturen im Fenster hing ein Arztdiplom. Sie standen vor Doktor Ekwalls Sprechzimmer!
    »Jetzt komm«, sagte Mama mit einem Lächeln. »Lass uns weitergehen, ich friere. Magst du mich begleiten und mit mir an die Eiche klopfen? Ich könnte ein wenig Glück gebrauchen.«
     
    Dann war es Zeit für eine weitere Weihnachtstradition in Krabbsjögrund: Weihnachtsgebäck und Punsch auf dem Marktplatz, wo der kleine Sommermarkt mit seinen Buden wiederauferstanden war, aber statt Fisch und Gemüse wurden Punsch, Lucia-Schnecken, Pfefferkuchen und heiße Schokolade angeboten.
    Auch Sebastian und Oskar waren mit ihren Familien da und die Menschen drängten sich um die mit Misteln und Tannenzweigen geschmückten Stände.
    Großvater war schon vorgegangen und unterhielt sich mit Ursula und Schrott-Jansson. Mitten auf dem Marktplatz war ein großer Weihnachtsbaum aufgestellt worden und es duftete nach Tannennadeln und Wunderkerzen. Obwohl Karl die Feiertage sonst immer ganz anders verbracht hatte, fühlte sich alles hier dennoch richtig weihnachtlich an.
    »Ist Sara auch da?«, fragte er Schrott-Jansson, der nur ärgerlich den Kopf schüttelte.
    »Ich glaube, sie ist im Theater und probt. Kannst du nicht rübergehen und sie holen? Sie verpasst ja den ganzen Weihnachtsmarkt. Sie ist wahrlich auch so schon genug im Theater. Ich bekomme sie kaum noch zu Gesicht, dabei wohnt sie zurzeit sogar bei mir. Ihre Eltern sind noch bis Neujahr auf den Kanarischen Inseln. Aber das weißt du ja sicher.«
    Karl nickte. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn Sara sogar freiwillig zu Hause geblieben war, nur um in dem Stück mitspielen zu können.
    »Nein, mir gefällt das alles nicht«, fuhr Schrott-Jansson fort. »Sie läuft den ganzen Tag in diesem Theaterkostüm herum und redet kaum mehr ein Wort. Aber . . . so sind sie wohl, die jungen Leute. Vielleicht kannst du sie ja ein bisschen an die frische Luft locken.«
    Für einen Moment sah Großvater ihn ernst an, dann lächelte er wieder.
    »Tu das, Karl«, sagte er. »Mama und ich warten hier auf dich.«
     
    Karl nahm den Umweg über den

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