Das Grab in der Hölle
bringen. Gegen diese Kräfte müssen wir allein ankämpfen.«
»Sie haben recht. Informieren Sie mich aber, falls es etwas Neues gibt. Und geben Sie mir vor allen Dingen Bescheid, wenn Sie was von John Sinclair hören.«
»Geht in Ordnung, Sir.«
»Haben Sie über mich gesprochen?« fragte Nick.
Suko drehte sich auf dem Beifahrersitz halb um und nickte. »Ja, wir sollen und wir werden für Ihre Sicherheit sorgen.«
»Glauben Sie denn, dass er auch zur mir kommt?«
»Vielleicht.«
»Aber er wird sich doch John Sinclair vornehmen. Dann ist er beschäftigt.«
Suko musste über diese Formulierung lächeln und erwiderte. »Was hindert Destero daran, beides zu tun? Für ihn existiert der Begriff Zeit nicht, mein Lieber. Er kann in dieser Sekunde hier auf der Straße sein und einen Atemzug später in einer anderen Dimension.«
»Das begreife ich nicht. Sie?«
Die Frage war an Bill und Suko gerichtet. Beide schüttelten die Köpfe.
Inzwischen war es längst dunkel geworden. Der Kampf hatte nicht am Abend, sondern am späten Nachmittag stattgefunden. Im Augenblick holte die Riesenstadt London Atem, um sich anschließend in den nächtlichen Trubel zu stürzen.
Der beginnende Frühling hatte bereits wieder die Touristen angelockt. In Soho glitzerten die Lichter, da lauerten die Nepper, und die ersten Hotels waren schon ausgebucht.
Verkehrsstau im Regierungsviertel. Wie immer. Sie kamen nur langsam voran, und erst in Mayfair ging es besser. Bill lenkte den Wagen durch die stillen Seitenstraßen. Nick Spiro erklärte ihm den Weg. Die Pension lag im Scheitelpunkt einer Kurve. Die Zimmer waren in einem älteren Fachwerkhaus untergebracht. Zur Haustür führte an der Seite eine Treppe hoch. Allerdings musste man erst noch einen kleinen, hübsch bepflanzten Vorgarten durchqueren.
An der linken Seite des Hauses befand sich ein kleiner Parkplatz für Gäste. Dort stellte der Reporter den Bentley ab. Die drei Männer stiegen aus. Man musste ihre Ankunft bereits bemerkt haben, denn über der Eingangstür leuchtete eine Kugellampe auf, die ihren warmen Schein auf die Treppenstufen warf.
Nick Spiro war vorgegangen. Zu schellen brauchte er nicht, denn die Tür wurde geöffnet. »Hallo, Mummy«, sagte Nick.
Die kleine rundliche Frau riss die Augen auf. Dann flog ein Lächeln über ihr gutmütiges Gesicht. »Nicky!« rief sie. »Das ist aber eine Freude, dass du mich auch mal wieder besuchst. Ich habe lange nichts mehr von dir gehört. Und den Kampf heute habe ich mir auch nicht angesehen. Was führt dich zu mir?«
»Hast du ein Zimmer frei?«
Die Frau wischte sich ihre Hände an der weißen Schürze ab. »Für dich doch immer.« Dann drohte sie scherzhaft mit den Fingern. »Hat dich deine Mutter herausgeworfen?«
»Nein, Sie…« Nick musste sich erst räuspern. »Sie ist tot.«
»Was?«
»Ja, Mummy, man hat sie umgebracht.«
»Oh Gott.«
Die Frau war völlig durcheinander. Sie taumelte zurück und presste ihre Hand dort auf den wogenden Busen, wo auch das Herz schlug. »Aber… aber warum hat…«
»Das erzähle ich dir später. Lass uns erst einmal reinkommen.«
»Natürlich. Entschuldige.« Die Frau gab den Weg frei.
Bill, Suko und Nick betraten eine geräumige Diele. Sie war nett eingerichtet, die Tapeten hatte zwar schon der Gilb in seinen Klauen, aber irgendwie wirkte die Diele doch gemütlich. Eine große Truhe zog sofort die Aufmerksamkeit des Eintretenden an sich, und das grüne Telefon stand auf einer Kommode. Mehrere Türen zweigten von der Diele ab. Auf einer Tür stand das Wort Frühstücksraum.
Eine Holztreppe führte nach oben. Die Stufen wurden von einem breiten Teppich fast völlig verdeckt.
»Dein Zimmer, Nick, das du immer genommen hast, ist noch frei. Wenn du willst…«
»Ja, ich nehme es.«
»Und Sie, Gentlemen?« Die Wirtin wandte sich Bill und Suko zu. In ihren Augen schimmerten Tränen. Die Nachricht vom Tod der Frau hatte sie schwer erschüttert.
»Wir werden wohl kaum hier wohnen. Wir haben Nick Spiro nur begleitet.«
»Ah so. Dann gehen wir nach oben.«
Die Wirtin schritt vor. Sie führte die drei Männer in die erste Etage, wo auch die Zimmer lagen. Alles war sauber. Die Pension machte irgendwie einen gemütlichen Eindruck. Wie vor Jahren früher die Wohnzimmer der Eltern und Großeltern. Von einem Gang zweigten mehrere Türen ab. Die Wirtin ging mit den Männern den Gang bis zum Ende durch und wandte sich dort scharf nach rechts. Es war die letzte Tür, die sie
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