Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
von denen Letzteres sehr häufig, Ersteres fast nie benutzt wurde. Auf der linken Seite führt eine Treppe in den ersten Stock.
Die Küche liegt etwas weiter hinten auf der rechten Seite.
Daneben die Vorratskammer. Gegenüber zwei Schlafzimmer und ein Bad.
Die gesamte Rückseite des Hauses nimmt ein holzgetäfeltes Zimmer mit grünem Teppichboden, einem riesigen, steinernen Kamin und genug Grundfläche ein, um Pässe zu werfen. Na ja, zumindest Querpässe. Sportzentrum, Festsaal, Speakers Corner und Familientreffpunkt der Petersons.
Durch die Tür sah ich Ted, Ludis und Juris vor einem Großbildfernseher sitzen, jeder genau die Strickmütze auf dem Kopf, die auch der Parkplatzwächter des Santorini getragen hatte. Ted hatte das NFL-Logo nach hinten gedreht. Ludis und Juris waren eher alte Schule und trugen es vorne genau in der Mitte.
»Tempe ist hier«, flötete Vecamamma.
Ludis und Juris hoben Flaschen mit Special Export. Ted sagte: »Die Bears spielen!« Alle sechs Augen blieben am Bildschirm kleben.
Emilijas Mann Gordie und Reginas Mann Terry unterhielten sich neben einem überladenen Christbaum, der ein bisschen an den schiefen Turm von Pisa erinnerte. Gordie ist kahl und schmerbäuchig und hat spezielle politische Ansichten, die Rush Limbaugh wie einen Libertin wirken lassen. Terry ist kurz und zottelhaarig und hat sein Leben lang nur die Demokraten gewählt. Bei Familientreffen versucht jeder der beiden eifrig, aber vergebens den anderen von der Fehlerhaftigkeit seines Denkens zu überzeugen. Wenn sie sich zu sehr in Rage reden, was normalerweise nach dem vierten Bier passiert, drücken Vecamamma und Tante Klara ihr Missfallen durch Zungenschnalzen aus.
Ich folgte eben Vecamamma durch die Schwingtür in die Küche, als mir etwas einfiel.
Koffer. Einzahl.
Meine Hand flog an meine Schulter. Nur ein einsamer Handtaschenriemen.
»Scheiße!« Vecamamma hob eine drahtige Augenbraue.
Ich war schon halb durch die Diele, als es an der Tür klingelte.
»Ich geh scholl«, rief ich. Bea war bereits an der Tür.
Ich hörte das Klirren der Sicherheitskette, dann die Türangel.
Eine Männerstimme. Kichern.
Als ich dazukam, stand Ryan im Windfang, meine Laptop-Tasche hing von seiner graupelnassen Schulter.
»Dachte mir, den brauchst du vielleicht.« Er klopfte mit der Handfläche auf die Tasche.
»Danke.« Ich trat einen Schritt vor und nahm den Laptop.
»Tut mir leid, dass ich dich aufgehalten habe.«
»Absolut kein Problem.«
»Kübelt es draußen immer noch so heftig?«, fragte Bea. »Der reinste Rinnsteinspüler.«
Rinnsteinspüler?
»Sie sollten zum Abendessen bleiben und abwarten, bis der Sturm sich ein wenig gelegt hat«, sagte Bea. »Meine Großmutter macht immer genug für eine ganze Armee.«
»Er hat noch was zu erledigen.« Ich schaute Ryan an und kniff warnend die Augen zusammen.
»Ist das dein Polizistenfreund?« Vecamamma hatte sich hinter mir aufgebaut.
»Ich habe was im Auto vergessen. Detective Ryan war so freundlich, es mir zu bringen. Er muss gleich wieder gehen.«
»Auf gar keinen Fall. Schau ihn dir nur an. Er ist nass bis auf die Knochen.«
Zu Ryan: »Officer, wollen Sie mit uns zu Abend essen?«
»Er ist Detective, kein -«
Bea fiel mir ins Wort. »Ich übertreibe nicht. Sie kocht wirklich immer Tonnen.«
»Irgendetwas riecht mächtig verlockend.«
Mächtig verlockend? Rinnsteinspüler? Ryan gab irgendeine verquere kanadische Version der Waltons.
»Ich habe frischen Schinken mit Sauerkraut gemacht.«
»Ich will Ihnen keine Scherereien machen.« Bescheidenes Lächeln.
»Was denn für Scherereien? Einen zusätzlichen Teller auf den Tisch stellen?«
»Tempe schwärmt wirklich sehr von Ihren Kochkünsten.«
»Dann ist das geklärt.« Vecamamma zeigte einen ganzen Meter Zähne. »Bea, nimm dem Officer die Jacke ab.«
7
Während die anderen sich in Richtung Familienzimmer davonmachten, nahm ich Ryan beiseite und gab ihm ein paar Tipps. »Trink Gardies selbst gemachten Wein nicht. Rede mit Ludis und Juris nicht über Politik. Lass dich auf keinen Wettstreit ein. Rede nicht über deine Arbeit oder über Details von meiner.«
»Warum?«
»Einige von Petes Verwandten können eine bedrohliche Begeisterung fürs Makabre an den Tag legen.«
Ryan wusste, was ich meine.
Wir im Todesgeschäft werden oft nach unserer Arbeit gefragt, vor allem über Fälle, die in den Medien durchgekaut werden. Ryan und ich werden so regelmäßig ausgefragt, dass unsere Essenseinladungen oft mit
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