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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Vorschlägen der Gastgeberin in Bezug auf angemessene Tischgespräche eröffnet werden. Es funktioniert nie. Obwohl ich nie freiwillig aus dem Nähkästchen plaudere und auf Fragen immer ausweichend antworte, wollen einige Gäste beharrlich im blutigen Gekröse stochern.
    Man könnte fast meinen, die Welt unterteilt sich in zwei Lager: diejenigen, die nicht genug bekommen können, und diejenigen, die lieber gar nichts hören wollen. Ryan nennt sie die Stocherer und die Meider.
    »Stocherer?«, fragte Ryan.
    »Ja. Bis auf Vecamamma und Klara. Vecamamma mag dieses Thema ganz und gar nicht.«
    »Wissen sie von -« Ryan wackelte mit Daumen und Zeigefinger zwischen seiner Brust und meiner hin und her. Uns?
    »Nein. Aber sie haben Rudelinstinkte.« Ich setzte meine Liste mit Handlungsanweisungen fort. »Und denk nicht einmal daran, eine Einladung zum Übernachten anzunehmen.«
    »Bin schon so gut wie unterwegs zum Holiday Inn.«
    »Und noch ein Vorschlag.«
    »Bin ganz Ohr.«
    »Lass diese John-Boy-Walton-Nummer.«
    Es lief dann besser, als ich erwartetet hatte. Ryan akzeptierte und lobte Gardies magenzerfressenden Bordeaux. Mit Bea und Allie redete er über Rapper. Vecamamma, Emilija und Connie bezauberte er, indem er Servietten zu Schwänen mit gebogenen Hälsen verknotete.
    Niemand fragte nach seinem Ehestand. Niemand wollte etwas über unsere persönliche Beziehung wissen. Keiner quetschte ihn nach Mord und anderen Blutrünstigkeiten aus.
    Doch als wir uns dann alle im Speisezimmer versammelten, platzte Cukura Kundze herein.
    Was soll man über Mrs. Cukurs sagen?
    Die Cukurs waren die Säulen der kleinen Kirche, die die Petersons in der Neuen Welt willkommen geheißen hatte. Da sie liberaler war als die meisten Damen ihrer Generation, hatte Laima Cukurs mit ihren Großtaten für beträchtlichen Klatsch unter ihren anständigen lutheranischen Altersgenossen gesorgt. Die expliziten Skulpturen. Die schrille Sprache. Die nur im Flüsterton erwähnte Hippie-Periode. Das unglückliche Tattoo.
    Vor einiger Zeit hatte Cukura Kundze, mit vierundachtzig und seit zehn Jahren Witwe, ein Verhältnis mit einem Ungarn namens Mr. Tot angefangen, der ebenfalls in seinen Achtzigern war. Kein Mensch hatte je den Vornamen des Herrn erfahren. Und jetzt, nach vier Monaten und einigen Braten und Kasserolen, fragte auch keiner mehr danach.
    Vielleicht erschien die formellere Anrede aber auch nur angemessener. Obwohl die Petersons Laimas Vornamen seit einem halben Jahrhundert kannten, blieb Cukura Kundze immer nur Cukura Kundze.
    An diesem Abend erschien Cukura Kundze mit einer Torte in den Händen.
    »Das ist Himbeere.« Cukura Kundze gab Vecamamma den Kuchen. »Wer ist das?«
    »Ein Polizistenfreund von Tempe.«
    »Gut.« Cukura Kundze trug eine Brille mit transparentem Plastikrahmen, die wahrscheinlich für Soldaten im Kampfeinsatz konzipiert war. Sie nickte so nachdrücklich, dass das Ding auf ihrer Nase hüpfte. »Ehemänner betrügen. Frauen haben Bedürfnisse.«
    »Pete hat nicht betrogen.« Der Kuchen klatschte auf den Tisch.
    Cukura Kundze ließ ein Räuspern hören, das alte Damen so gut beherrschen.
    »Er und Tempe dachten einfach, es ist an der Zeit, 'ne Fliege zu machen.« Und an mich gewandt: »Oder?«
    Zum Glück kam in diesem Augenblick Emilija mit Schüsseln voller Kraut, schlaffem Brokkoli und Sauerrahmgurken aus der Küche. Connie folgte mit Tomatenscheiben, Kartoffeln und Soße. Tante Klara brachte Roggenbrot und eine komische Art kleiner, grauer Würste. Juris trug eine Platte mit Schweinefleisch, die so groß war wie Nebraska.
    Wir setzten uns alle an den Tisch. Die Teller füllten sich schnell und wurden ebenso schnell wieder geleert. Ich entschied mich für einen konversationellen Präventivschlag. »Spielen die Bears eine gute Saison?«
    Zehn Minuten Sportanalyse folgten. Als das Interesse nachließ, schwenkte ich auf Eishockey um. »Die Blackhawks-«
    Cukura Kundze startete einen Frontalangriff auf Ryan. »Tragen Sie einen Taser?« Sie schob sich den Nasenbügel ihrer Brille mit rot lackiertem Fingernagel hoch. »Die Leute kriegen ganz schön was ab mit diesen Dingern.«
    »I habe noch nie einen benutzt.«
    »Sie haben eine richtige Waffe, nicht?« Teds Tonfall zeigte Verachtung für Cukura Kundzes Frage. Eine Glock? Eine SIG? Eine Smith & Wesson?«
    »Haben Sie schon mal jemanden getötet?« Cukura Kundze drehte auf.
    »In Montreal gibt es nur wenige Gewaltverbrechen.« Ryan nickte Gordie dankend zu, als der sein

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