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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der Hände oder der Füße.
    Enttäuscht richtete ich mich auf.
    Hatte ich es versäumt, Schlüsselknochen zu bergen? Bei der Arbeit an einem Fund- oder Tatort bin ich immer sorgfältig bis zur Pingeligkeit. Manche nennen mich analfixiert. Aber die Möglichkeit eines Übersehens musste ich mir eingestehen. Es war heiß in diesem Zelt gewesen. Beengt. Die Lichtverhältnisse waren schlecht.
    Warum dann die komplette Anzahl auf dem Inventarisierungsblatt?
    Hatte ich die Fingerglieder hier im Institut verloren? Am Samstag war ich müde gewesen. Voller Selbstmitleid. Die Glieder kleiner Finger sind winzig. Hatte ich sie mit hinuntergespült, als ich mir die Hände wusch? Sie irgendwo an oder in meiner Kleidung mit fortgetragen? Unter einem Absatz oder einem Bahrenrad zerdrückt?
    War das wirklich von Bedeutung? Die Knochen waren definitiv nicht da. Die Frage war, was jetzt?
    Hubert wäre sauer, wenn ich die Fingerglieder im Grab zurückgelassen hätte. Eine zweite Inspektion des Fundorts würde zusätzliche Kosten und Mühen bedeuten. Das Zelt. Das Heizaggregat. Der Transporter. Das Personal.
    Falls ich sie nach der Bergung verloren hatte, dann vergiss sauer. Hubert wäre fuchsteufelswild.
    Die Kamptodaktylie unter den Tisch fallen lassen? Schließlich war der krumme Finger nur eine entfernte Möglichkeit für eine Identifikation gewesen. Der Befund war in Villejoins Krankenakte nicht vermerkt. Sollte ich Hubert einfach sagen, dass meine Spur im Sand verlaufen war? Das stimmte ja. In gewisser Weise.
    Ein Billion Zellen in meinem Hirn wedelten mit roten Karten.
    Foulspiel. Berufsethos. Scheiße.
    Obwohl ich wusste, dass es vergebens war, nahm ich den Autopsiesaal auseinander, wühlte in Schubläden, leerte Schränke aus, fuhr mit den Fingern über Sockelleisten und unter den Arbeitsflächenkanten entlang. Da ich nur Dreck fand, den ich gar nicht erst beschreiben will, ließ ich es sein und ging jeden Zentimeter des Korridors ab, die Augen immer auf den Fliesen.
    Keine Fingerglieder.
    Hubert würde wollen, dass ich die Verletzungsanalyse durchführte, bevor ich ihm berichtete.
    Spielverzögerung. Scheiße.
    Mit langsamen Bewegungen deckte ich die Knochen zu. Zog die Handschuhe aus. Wusch mir die Hände, säuberte sorgfältig die Fingernägel. Kämmte die Haare. Kämmte sie noch einmal und fasste sie zu einem Pferdeschwanz zusammen.
    Da ich nun nichts mehr hatte, mit dem ich Zeit schinden konnte, fuhr ich mit dem Aufzug in den zehnten Stock.
    Der Chief Coroner saß, jetzt ohne Sakko, an seinem Schreibtisch. Sein Hemd war von einem kaffeefleckigen Rosa, das sich heftig mit seiner roten und grünen Krawatte biss. Weihnachtsbäume mit kleinen Fähnchen, die Joyeux Noël! kreischten.
    Ich klopfte an den Türrahmen.
    Hubert hob den Kopf. Eine Kaskade von Kinnen trennte sich voneinander.
    »Ah, ausgezeichnet.«
    Er winkte mich mit fleischiger Hand in sein Büro. Rückblende. Perry Schechter. Ich prägte mir ein, Hubert nach Rose Jurmain zu fragen. Zwei Fliegen mit einer Klappe und so weiter.
    »Bonnes nouvelles?«, fragte Hubert.
    »Um ehrlich zu sein, die Neuigkeiten sind nicht so gut.« Hubert ließ sich in seinen Sessel sinken, sodass das rosa Polyester sich bis zum Zerreißen spannte. Jetzt deutete die Hand auf einen Stuhl.
    Ich setzte mich.
    Bürstete Staub vom Knie meiner Laborhose.
    Atmete tief ein.
    »Kennen Sie die Krankheit Kamptodaktylie?«, fragte ich zur Einleitung.
    »Nein.« Coroner in Quebec sind entweder Ärzte oder Anwälte. Hubert war Letzteres.
    Ich beschrieb den Zustand und fasste dann mein Telefonat mit Sylvain Rayner kurz zusammen. »Klingt vielversprechend.«
    »Bis auf eins.«
    Hubert wartete.
    »Ich habe die Glieder des rechten kleinen Fingers nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Entweder wurden sie nicht geborgen, oder sie wurden verlegt.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Ich erläuterte die Zählung, die ich vor Ort vorgenommen hatte. Und meine ergebnislose Suche unten im Keller. »Und nur diese fehlen?«
    »Und das Endglied des rechten dritten Fingers.«
    »Ein Fehler bei Bergung, Dokumentation oder Bearbeitung. Ein Fehler, der eine Identifikation kompromittieren könnte. Und Sie wissen nicht, welcher Fehler es ist.«
    »Ja.« Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. »Das ist sehr enttäuschend.«
    Ich sagte nichts.
    »Es geht um einen Mord.«
    »Ja.«
    »Wenn die Frau unten Christelle Villejoin ist, wird der Fall großes öffentliches Interesse erregen. Wenn eine zweite Frau verschwunden ist, diese

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