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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ich aufs Land. Von außen sieht alles tipptopp aus. Drinnen ist 'ne andere Geschichte.«
    Claudel hat die Angewohnheit, auf die Zehen zu wippen, wenn er zur Pointe kommt. Das tat er auch jetzt. Und wippte wieder zurück.
    »Drinnen ist nur ein Zimmer mit einer Schlafempore auf der Rückseite. Auf der linken Seite, neben einem Holzofen, sind der Teppich, die eine Wand und ein Sofa zu Kohle verbrannt. Und eine Leiche ebenfalls.«
    Ich hatte das schon öfters gesehen. Ein Feuer lodert schnell hoch, hat dann keinen Brennstoff mehr, verlöscht. Ein Raum kann getoastet sein, der andere völlig unbeschädigt.
    »Wo war die Leiche?«
    »Halb auf dem Sofa, halb auf dem Boden.«
    »Sind Sie sicher, dass es Keiser ist?«
    »Nee. Ich würde eher auf Hillary Clinton setzen.«
    Ich ignorierte den Sarkasmus. »Haben Sie es Keisers Kindern schon mitgeteilt?«
    Claudel nickte. »Keiner deutete auch nur an, dass sie sich demnächst Flüge reservieren würden. Pinsker ist schon unterwegs hierher.« Die dünnen Lippen wurden noch dünner. »Wenn wir da nicht einen gigantischen Zufall haben, ist es Keiser.«
    Ich dachte an Rose Jurmain. Anne-Isabelle und Christelle Villejoin.
    »Irgendeinen Grund, ein Verbrechen zu vermuten?«
    »Na ja, wie wär's damit, dass Omas Pensionsschecks eingelöst wurden? Und mit ihrer Handtasche, die eine Million Meilen entfernt gefunden wurde? Gab aber keinen Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen. Die Hütte wurde nicht verwüstet. Kein Blut. Das Opfer war völlig bekleidet.«
    »Irgendwelche offensichtlichen Verletzungen? Eine Schusswunde? Ein Schlag gegen den Schädel?«
    »Ich bin Detective. Kein Pathologe.«
    Claudels Arroganz macht mich oft fuchsteufelswild. Nach den Ereignissen dieses Tages musste ich mich schon sehr zusammennehmen. Aber Claudel hatte recht. Meine Frage war blöd.
    Und auch das machte mich gereizt.
    »Haben Sie irgendwas gefunden, das darauf hindeuten könnte, dass Keiser woanders gestorben ist?«
    »Sie lag mit dem Gesicht nach unten. Kontakt mit dem Boden schützte das Fleisch auf Brust und Bauch. Leichenflecke sahen aus, wie sie sollten.«
    Claudel bezog sich auf den dritten Teil der Trias des Todes.
    Rigor mortis: Die Muskel werden steif. Algor mortis: Das Gewebe kühlt ab. Livor mortis: Blut läuft auf der »Unterseite« zu Leichenflecken zusammen.
    Hier ein kurzer Abriss über die Leichenflecke. Wenn das Herz aufhört zu schlagen und das Blut durch den Körper zu pumpen, sorgt die Schwerkraft dafür, dass die schweren roten Blutkörperchen durch das leichtere Serum sickern und sich in den nach unten hängenden Teilen des Körpers sammeln. Das Resultat ist eine rötlich-blaue Verfärbung, die man Leichenflecken oder Livor mortis nennt. Das Maximum an Leichenflecken tritt innerhalb von sechs bis zwölf Stunden auf.
    Also: Neben der Schätzung des postmortalen Intervalls ermöglichen die Leichenflecke auch die Feststellung, ob die Leiche bewegt wurde.
    Zum fraglichen Fall: Hätte Keiser mit dem Kopf nach unten gelegen und gleichzeitig einen verfärbten Hintern gezeigt, hätte das darauf hingewiesen, dass die Leiche nach dem Tod bewegt wurde. Flecke an Brust und Bauch waren dagegen vereinbar mit einer Lage mit dem Kopf nach unten.
    »Was ist mit dem Auto?«
    »Stand in einer angebauten Hütte.«
    Ich versuchte, mir die Szenerie vorzustellen. Wald. Rustikale Hütte mit Anbau.
    »Liegt das Grundstück so isoliert?«
    »Die nächsten Nachbarn sind eine halbe Meile entfernt. Ebenfalls Hüttenbesitzer, seit September nicht mehr da. Wir suchen nach ihnen.«
    »Wer macht die Obduktion?«
    »Ayers.« Claudel schob eine sehr teure Manschette zurück, um auf eine sehr teure Uhr zu schauen. »Pinsker sollte inzwischen hier sein. Er wird sich die Kleider anschauen. Oder das, was von ihnen übrig ist.«
    Ich stand auf. »Ich komme mit.«
    Lächerlich, aber ich konnte nicht anders. Claudels Phobie ist legendär.
    Der Mann kann seelenruhig einen Tatort untersuchen. Blutdurchtränkte Laken? Kein Problem. Hirnspritzer an den Wänden? Immer her damit. Kotverschmierte Teppiche? Cool. Für Claudel sind Tatorte in der Zeit erstarrte verräterische Augenblicke. Gewalttätige Augenblicke, ja. Aber weit entfernte. Und nützliche Bausteine. In seinen Augen ist jeder Tatort eine Übung, ein Puzzle, das man zerlegen und wieder zusammensetzen muss. Blut und Eingeweide erzählen vieles, und man muss sehr genau zuhören.
    Aber bei einer Leiche auf einem Edelstahltisch bekommt Claudel weiche Knie. Jap. Mit kaltem

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