Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
heute nennen. Sie litt an Migräne. Drei Jahre vor der Geburt ihres Erstgeborenen erlitt sie im zweiten Schwangerschaftsmonat eine Fehlgeburt. Ihre Größe war nirgendwo notiert.
Mommy hatte sich im ersten und zweiten Backenzahn links unten Wurzelbehandlungen machen lassen. Beide Zähne waren postmortal verloren gegangen.
Serge, der ältere Bruder, hatte sich mit sechs Jahren die rechte Elle gebrochen. Dieser Knochen war nicht geborgen worden. Mit sechs hatte er Masern gehabt und Windpocken mit neun. An seinem elften Geburtstag hatte er sich bei einem Sturz von einem Baum eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen.
Der Junge war beim Zahnarzt gewesen und hatte Füllungen bekommen, doch ich hatte keinen einzigen Zahn von ihm.
Ich schaute auf die Uhr. Zehn nach eins.
Drüben im Labor sortierte und studierte Solange noch immer Zähne. Ihre Neonlippen ließen mich an die Abdrücke denken, die sie auf Glas hinterlassen würden.
Ich probierte es noch einmal bei Schechter, hinterließ eine dritte Nachricht.
Dann ging ich zum Mittagessen.
Natalie Ayers saß in der Cafeteria. Sie deutete auf den leeren Stuhl ihr gegenüber. Ich setzte mich. Da mir die Abfuhr vom Morgen noch gut im Gedächtnis war, mied ich das Thema der Stimmung im Institut.
»Fertig mit Keiser?«
Ayers nickte und grub ihre Zähne in ein Sandwich mit Eiersalat.
»Ich nehme an, es war wirklich Keiser.«
»Ja. Dank Verwesung und Verbrennung waren Gesicht und Zähne Geschichte. Zum Glück trug sie eine Brücke. Die überlebte. Wir hatten die antemortalen Unterlagen. Es gab eine Übereinstimmung. «
»Wer hat sie umgebracht?«
»Wer weiß? Die inneren Organe waren Matsch. Röntgenaufnahmen zeigten keine Brüche, keine Kugel, keine fremden Objekte. Ich habe Proben an die Toxikologie geschickt, aber ich bin da nicht sehr optimistisch.«
»Haben Sie in Luftröhre oder Lunge Rauch gefunden?« Ayers wackelte mit der Hand. Vielleicht ja, vielleicht nein. Es war deshalb unklar, ob Keiser noch am Leben war, als das Feuer ausbrach.
»War sie Raucherin?«
»Laut Claudel ja.«
Ayers wandte sich dem zweiten Teil ihres Sandwichs zu. Ich aß den Rest meines Salats und wechselte dann das Thema. »Briels Studentin ist hier, aber Briel ist in Laval und bildet junge Geister aus.«
Ayers schnaubte durch die Nase. »Nein, ist sie nicht. Unser Wunderkind ist unten und bildet sich selbst.«
»Ach so?«
»Sie kam, als ich gerade gehen wollte, und fragte, ob sie sich Keiser mal ansehen könne. Um Erfahrungen zu sammeln.«
»Sie ist schon 'ne Marke.« Ich lachte.
»Ja, ist sie.« Nicht einmal der Anflug eines Kicherns.
Ayers rührte ihren Kaffee um. Klopfte den Löffel auf dem Tassenrand ab. Legte ihn weg. »Tut mir leid wegen vorhin.«
»Kein Problem«, sagte ich.
»Sie haben allerdings recht. Die Atmosphäre in unserer Abteilung ist beschissen.«
»Weil LaManche nicht mehr da ist?« Ayers überlegte. »Nein. Das ist es nicht.«
»Was dann?«
»Ich will ja nicht tratschen. Aber ich würde sagen, die Spannungen hier sind der Grund dafür, dass Emily gekündigt hat, um für den Coroner zu arbeiten.«
»Was meinen Sie damit?«
Ayers schüttelte den Kopf. »Fragen Sie Emily.«
»Sie hat mich letzte Woche angerufen. Hat mir erzählt, dass Briel und Joe noch einmal nach Oka gefahren sind, und mich gedrängt, schnell wieder hierher zu kommen. Dass sie das Institut verlassen will, hat sie mit keinem Wort erwähnt.«
»Reden Sie mit ihr.«
Ich versprach ihr, dass ich das so bald wie möglich tun würde. Dann überstürzten sich die Ereignisse, und die Welt schien aus ihrer Umlaufbahn zu trudeln.
23
Als ich in mein Labor zurückkehrte, war die junge Solange Duclos nicht mehr da. Entweder hatte Briel sie geholt, oder sie hatte bereits Feierabend gemacht. Mir war es ziemlich egal. Ich hatte Tische voller Knochen und einen Coroner mit einem sehr dünnen Geduldsfaden.
Natürlich wurde es ein Nachmittag der Unterbrechungen. Ich hatte kaum meine Handtasche verstaut, als Claudel auftauchte. Da ich unbedingt mit der Untersuchung der Opfer vom Lac Saint-Jean weitermachen wollte, stellte ich nur wenige Fragen und ließ ihn reden.
»L'équipe du service d'incendie ist mit Keisers Hütte fertig.« Claudel meinte die Brandstiftungsjungs, Angehörige der Chemieabteilung, die Ursache und Ausgangspunkt verdächtiger Feuer untersuchten.
»Auf Teppich und Sofa haben sie Spuren eines Brandbeschleunigers gefunden.« Brandstiftung.
»Was wurde benutzt?«
»Daran arbeiten sie
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