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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Bescheidenheit.« Ich steckte den Zahn in sein Röhrchen zurück. »Schleimst du dich an meinen Assistenten ran?«
    »Weiß nicht, ob er so anschleimbar ist.«
    »Soll heißen?«
    »Als ich sagte, du hättest eine thermale Behinderung, wurde er völlig abwehrend und meinte, ich wäre unhöflich.« Ich hob die Brauen.
    »Sollte doch nur ein Witz sein.«
    »Vielleicht gehört Joe zu den Leuten, die glauben, das Unhöt1ichsein einfach unhöf1ich ist. Warum übrigens diese Bemerkung über meine klimatischen Fähigkeiten?«
    »Mr. Rührmichnichtan schaute sich eben Fotos eines Abwasserkanals oder sonst was an. Ich fragte ihn danach, wollte nur Konversation machen, eigentlich war es mir scheißegal. Er erzählte irgendwas von einem verdrehten Hobby. Ich sagte, da muss er wohl die Kälte lieben. Er sagte, Dr. Brennan habe das auch gesagt. Ich sagte -«
    Ich hob die Hand, um seine Tirade abzubrechen.
    Ryan verstand. »Machen die Gouvrard-Akten diese Kiste zu?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bis jetzt ist die Akte nur von beschränktem Nutzen. Mama hatte Migräne und Sodbrennen. Daddy hatte Ausschlag. Der ältere Junge brach sich einen Arm, aber diesen Knochen habe ich nicht. Daddy hatte einen zerschmetterten Fuß, aber diese Knochen habe ich auch nicht.«
    »Irgendwas Ausschließendes gefunden?«
    »Nein. Alter und Geschlecht der Erwachsenen passen. Verletzungsmuster ebenfalls. Die Knochenqualität ist beschissen, aber vereinbar mit vierzig Jahren unter Wasser.« Ich machte eine frustrierte Handbewegung. »Es gibt nichts Unverwechselbares, nichts, mit dessen Hilfe ich mit gutem Gewissen eine eindeutige Identifikation konstatieren könnte. Irgendwas Neues zu Villejoin?«
    »Grellier hat sich in den letzten paar Tagen durch Verbrecheralben geblättert. Glaubt, er könnte seinen Barkumpel entdeckt haben. Kleiner Ganove namens Red O'Keefe. Alias Bud Keith. Alias Sam Caffrey. Alias Alex Carling. Kreatives Kerlchen. Normalerweise bleiben diese Penner bei denselben Initialen. So können sie wenigstens ihre Geschirrtücher mit Monogramm behalten.«
    »Vorgeschichte?«
    »Vier Mal Pech gehabt, jedes Mal Kleinigkeiten.«
    »O'Keefe ist jetzt im Gefängnis?«
    Ryan schüttelte den Kopf. »Ist seit siebenundneunzig wieder auf der Straße. Hat seine volle Strafe abgesessen, also steht er bei niemandem mehr auf der Liste. Sein ehemaliger Bewährungshelfer sagt, seine letzte bekannte Adresse war in Laval. Während wir nach ihm fahnden, gleiche ich seine umfangreiche Alias-Liste mit Namen in den Jurmain- und Villejoin-Akten ab.«
    »Einen Versuch ist es wert«, sagte ich.
    »Habe ja sonst nichts.«
    »Hast du in letzter Zeit mit Claudel gesprochen?«
    »Wir verpassen einander dauernd.«
    Ich berichtete ihm von dem Brandbeschleuniger in Keisers Hütte. Wahrscheinlich Brandstiftung.
    Ryan öffnete den Mund, als wollte er einen Kommentar dazu abgeben. Oder mir einen Gedanken mitteilen. Stattdessen schaute er auf die Uhr.
    »Zeit, die Stühle auf die Tische zu stellen und das Licht auszumachen.«
    »Soll heißen?«
    »Ich bin weg.«
    An diesem Abend holte ich mir ein Garnelen-Curry mit Gemüse. Birdie schluckte die Krustentiere, spuckte aber die Erbsen und Karotten auf den Teppich, nachdem er die Soße abgeleckt hatte.
    Ich versuchte, einen Roman zu lesen, konnte mich aber nicht konzentrieren. Immer wieder sah ich Rose Jurmain allein im Wald vor mir. Anne-Isabelle Villejoin, die auf ihrem Küchenboden verblutete. Christelle Villejoin, die vor ihrem offenen Grab zitterte. Marilyn Keiser in Flammen auf ihrer Couch.
    Ich rief Harry an, aber sie war nicht zu Hause. Katy ebenfalls nicht.
    Frustriert und zappelig beschloss ich, eine Tabelle aufzustellen. Vielleicht ergab sich ja ein Muster, wenn ich die Fakten auf Papier zusammengestellt vor mir sah. Oder in Megabyte umgewandelt.
    Auf meinem Laptop öffnete ich ein leeres Dokument, richtete drei Spalten ein und notierte in jeder, was ich über die betroffenen Frauen wusste.
    Rose Jurmain Neunundfünfzig, sah aber älter aus Amerikanerin (Chicago)
    Wohlhabende Herkunft, vom Vater enterbt, der Familie entfremdet
    Lesbisch, lebte mit Partnerin Janice Spitz zusammen Religion?
    Litt an Depressionen
    Medikamenten- und Alkoholmissbrauch
    Nachlass geht an?
    Reiste nach Quebec, um Bäume zu betrachten, L'Auberge des Neiges
    Leiche gefunden auf Waldboden in der Nähe von SainteMarguerite dreißig Monate nach Verschwinden, skelettiert, von Bären angefressen
    Keine perimortalen skelettalen oder kranialen

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